Nino Haratischwili

 4,3 Sterne bei 486 Bewertungen
Autorin von Das achte Leben (Für Brilka), Die Katze und der General und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Deutsch-georgisches Gedankengut der Dramatikerin und Autorin Nino Haratischwili: Nino Haratischwili wurde 1983 in Georgien geboren und fühlte sich von Beginn an sowohl ihrer Heimat als auch Deutschland verbunden. Bereits im Alter von 15 Jahren gründete sie den deutsch-georgischen Theaterverein „Fliedertheater“. Sie schrieb und inszenierte Stücke für das Ensemble, die meist in Georgien und teilweise bei Gastspielen in Deutschland aufgeführt wurden. 2003, nach dem Abschluss ihres Studiums der Filmregie in Tiflis, verließ sie Georgien und das "Fliedertheater" und zog in ihre Wahlheimat Hamburg. Hier studierte sie bis 2007 Theaterregie an der Theaterakademie. Seitdem inszenierte sie mehrere Uraufführungen an bekannten Hamburger Theatern wie "Kampnagel" und dem "Thalia Theater". Nebenher schreibt sie weiterhin eigene Stücke. Ihr erster Roman erschien 2010. „Juja“ beruht auf einer wahren Geschichte und erzählt vom Potenzial der Literatur, Leben zu verändern. Er erhielt den Debütpreis des Buddenbrookhauses. Der Nachfolgeroman „Mein sanfter Zwilling“ wurde ebenfalls mit Preisen ausgezeichnet. 2014 erschien das dritte Werk „Das achte Leben (Für Brilka)“. Das Familienepos folgt sechs Generationen einer georgischen Familie. Haratischwili erhielt dafür unter anderem den Bertolt-Brecht-Preis und das Grenzgänger-Stipendium der Robert-Bosch-Stiftung, dass ihr Recherchen in Russland und Georgien ermöglichte. Mit "Die Katze und der General" steht sie 2018 auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises.

Alle Bücher von Nino Haratischwili

Cover des Buches Das achte Leben (Für Brilka) (ISBN: 9783548289274)

Das achte Leben (Für Brilka)

 (260)
Erschienen am 08.09.2017
Cover des Buches Die Katze und der General (ISBN: 9783627002763)

Die Katze und der General

 (66)
Erschienen am 05.03.2020
Cover des Buches Mein sanfter Zwilling (ISBN: 9783442745500)

Mein sanfter Zwilling

 (59)
Erschienen am 12.08.2013
Cover des Buches Das mangelnde Licht (ISBN: 9783627002930)

Das mangelnde Licht

 (41)
Erschienen am 25.02.2022
Cover des Buches Ali und Nino (ISBN: 9783548289045)

Ali und Nino

 (31)
Erschienen am 18.11.2016
Cover des Buches Der Literaturexpress (ISBN: 9783627002237)

Der Literaturexpress

 (15)
Erschienen am 01.03.2016
Cover des Buches Der Südelefant (ISBN: 9783548061184)

Der Südelefant

 (4)
Erschienen am 27.12.2019
Cover des Buches LUCRECIA515 (ISBN: 9783627002435)

LUCRECIA515

 (2)
Erschienen am 30.08.2017

Auf Georgienreise mit...

Nino Haratischwili ist eine der bekanntesten und bedeutendsten Autorinnen Georgiens der Gegenwart. Sie fühlt sich ihr ganzes Leben lang sowohl Deutschland, als auch ihrer Heimat verbunden und wächst mit einem Band zu beiden Ländern auf. Als sie 2003 nach Hamburg zieht, beginnt sie, eigene Texte zu schreiben. In ihren Romanen verarbeitet Haratischwili häufig wahre Geschichten und eigene Erfahrungen in Bezug auf ihr Heimatland. Mit „Die Katze und der General“ steht sie 2018 sogar auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises. Und der Zeitpunkt könnte nicht passender sein, ist doch Georgien in diesem Jahr das Gastland der Frankfurter Buchmessse. Wir haben Nino Haratischwili zum Interview getroffen und ihr einige Fragen gestellt. Lest selbst:

Liebe Frau Haratischwili, was ist das schönste Feedback, das Sie von Lesern erhalten haben?

Ich fühle mich immer sehr demütig und irgendwie auch überfordert, wenn mir Menschen Persönliches erzählen – ob es ihre Familiengeschichten sind, an die sie durch mein Buch bzw. Texte erinnert wurden oder irgendeine Veränderung in ihrem Leben, die sie nach der Lektüre vollbracht haben. Auch die Tatsache, dass z.B. viele nach der „Das achte Leben“ Lektüre nach Georgien gereist sind bzw. noch reisen ist ein großes Geschenk.

Wann kommen Ihnen die besten Ideen?

Unterschiedlich, manchmal vollkommen unvermittelt, manchmal in völlig unpassenden Momenten, aber die kommen nie in der ersten Tageshälfte. Ich bin erst ab nachmittags so richtig „wach,“ davor funktioniere ich nur. Und die produktivste Zeit sind für mich die Abend- bzw. Nachtstunden. Das frühe Aufstehen war noch nie meins und wird es auch nie mehr werden.

Haben Sie ein Lieblingswort?

Im Georgischen verwende ich sehr oft das Wort „codoa,“ das im direkten Sinne „armselig,“ bedeutet, aber ich verwende es anders und zwar im Sinne von „rührend.“ Mittlerweile benutzen es auch einige meiner deutschen Freunde.

Welchen anderen Job würden Sie gerne für einen Tag ausüben?

Ich wäre gerne einen Tag lang eine Wissenschaftlerin, die an etwas Wichtigem forscht oder eine entscheidende Entdeckung macht. Da ich einen vollkommen unwissenschaftlichen Blick auf die Welt habe und für diesen Weg viel zu ungeduldig bin – würde es mich reizen etwas derart Entgegengesetztes zu tun.

Haben Sie für uns einen Tip für eine gute Fernsehserie?

Oh, da gibt es viele. „Game of Thrones“ natürlich, aber auch „House of Cards“ habe ich sehr genossen. „The Killing“ fand ich großartig. Momentan habe ich eine neue Krimi-Serie angefangen „Sharp Things“ – die bisher auch ziemlich vielversprechend zu sein scheint.

Welches Buch verschenken Sie gerne?

„Der Gott der kleinen Dinge“ hab ich schon öfters verschenkt, aber auch aktuelle deutschsprachige Bücher. Ich versuche die Bücher immer individuell auszusuchen, denn nicht jedes Buch passt zu jedem Leser. Und überlege mir im Vorfeld was der Mensch, dem ich ein Geschenk mache, an Literatur mag bzw. mögen könnte.

Wohin sollen wir unbedingt einmal reisen und welches Buch soll uns begleiten?

Oh, die Auswahl ist endlos. Wenn ich nach Indien reisen würde, würde ich auf jeden Fall die besagte Arundhati Roy mitnehmen oder „Mitternachtskinder“ von Rushdie, für Russland würde ich u.a. auch „Meister und Margarita“ empfehlen, für Kolumbien muss es Marquez sein, Philip Roth würde mich in die USA begleiten. „Vielleicht Esther“ von Katja Perowskaja würde ich jedem Ukraine-Reisenden ans Herz legen wollen… Es gibt so unendlich viele gute Bücher…

Gibt es etwas, was Sie gerne lernen würden?

Ich hätte nichts dagegen in Mathematik besser zu sein – Zahlen waren leider noch nie meine Stärke. Und ich wäre grundsätzlich gerne geduldiger.

Was ist das Besondere an georgischer Literatur?

Sie ist vielfältig und großteils noch ziemlich unentdeckt. Die moderne georgische Literatur ist ebenfalls sehr heterogen und sie kann einem definitiv dabei helfen einen Zugang zu dem Land zu bekommen.

Warum können wir uns auf die Buchmesse mit dem Gastland Georgien besonders freuen?

Ich denke und hoffe, dass die Georgier das Land mitsamt seiner Literatur so präsentieren werden, dass man Lust bekommt sie weiter zu entdecken, dorthin zu reisen, sie kennenzulernen und das lohnt sich ein für alle Male!

Ihr georgisches Lieblingsbuch:

Auch da gibt es viele. Von den Klassikern mag ich Iwane Dschawachischvili sehr, ein Autor, der leider den stalinistischen Säuberungen zum Opfer gefallen ist. Von den Gegenwartsautoren würde ich viele empfehlen können: Lasha Bugadze, Tamta Melaschwili, Archil Kikodze, Ana Kordsaia, etc Auch die georgische Lyrik, ist sehr intensiv und eigen. Die Lyriker der Künstlergruppe/Strömung „Die blauen Hörner“ sind großartig.

Ihr Lieblingsort in Georgien:

Die Vera und das Sololaki-Viertel sind ein Teil meiner Kindheit und haben demnach einen besonderen Stellenwert für mich. Überhaupt die Altstadt von Tbilissi bietet so viele Schönes, das man sich erschließen muss und das man entdecken kann. Es gibt nicht den einen Ort, eher sehr viele und das ist immer auch von der Stimmung abhängig, in der man grade ist.

Ihr Lieblingsort in Hamburg:

Ich liebe den gesamten St. Pauli Bereich und den Blick vom Park Fiction auf die Elbe. Da fühle ich mich immer sehr wohl.

Ein Satz über Ihr neues Buch:

Puh, das fällt mir schwer.

Ein Satz aus Ihrem neuen Buch:

Auch das überlasse ich gerne Ihnen.

Zu guter Letzt: Welche Figur aus einer Buchwelt würden Sie gerne treffen? Und was würden Sie gemeinsam unternehmen?

Meine ganze Kindheit lang wollte ich Pippi Langstrumpf treffen und mit ihr zu großen Abenteuern aufbrechen. Ich fand Anika immer nervig und wünschte mir, ich wäre an ihrer Stelle :) Shabatt aus „Shabatts Theater“ hätte ich gerne irgendwo in einer New Yorker Bar getroffen. Der ist meine liebste „Antifigur“ und der Roman – einer der Größten des 20. Jahrhunderts.

Neue Rezensionen zu Nino Haratischwili

Cover des Buches Das achte Leben (Für Brilka) (ISBN: 9783548289274)
hamburgerlesemauss avatar

Rezension zu "Das achte Leben (Für Brilka)" von Nino Haratischwili

Meisterwerk
hamburgerlesemausvor 5 Tagen

DAS ACHTE LEBEN (FÜR BRILKA)
Nino Haratischwili

Chronologisch erzählt Niza ihre Familiengeschichte für Brilka:
Angefangen beim Ururgroßvater, dem Mann, der einst ein Geheimrezept aus dem Westen mit nach Georgien brachte. Er konnte die beste heiße Schokolade der Welt zubereiten. Doch die Schokolade war verflucht und so bot er sie damals in seiner florierenden Konfiserie nicht an. Er war ein reicher Mann - nur mit den männlichen Nachkommen wollte es nicht klappen. Er bekam „nur“ drei Mädchen (ein Phänomen, das sich durch alle weiteren Generationen durchziehen sollte).
Als der Zar in Russland gestürzt wurde und die Bolschewiken ihm, dem reichen Schokoladenfabrikanten, seine Konfiserie wegnahmen, ging es bergab mit den glücklichen Tagen und dem Leben, an denen nie etwas fehlte.
Wir begleiten seine Nachkommen - weitere fünf Generationen, die fast alle weiblich sind, sich fast immer in den falschen Mann verlieben und einen Hang zum Trinken haben. Aber das Ungewöhnlichste an ihnen war die Neigung, immer „anders zu sein“ und das konnte Mutter Russland nur schlecht ignorieren.

Nino Haratischwili nimmt uns mit ins 20. Jahrhundert, führt uns schonungslos durch Demonstrationen, Revolutionen und zwei Weltkriege. Dabei gibt sie uns einen tiefen Einblick in die Geschichte Georgiens, gekoppelt an die Macht der Sowjetunion.

Was für ein Buch! Haratischwili ist Meisterin im Geschichtenerzählen. Geschickt verwebt sie unterschiedlichste Geschichten miteinander, greift Erzählstränge auf, die erst zu einem späteren Zeitpunkt aufgelöst werden, und zwischendurch kommt sie ins Hier und Jetzt zurück. Dabei vergisst sie nie und zu keinem Zeitpunkt einzelne Personen, die auf einmal in den Hintergrund gerutscht waren. Jeder dieser Person bekommt seine Lebensgeschichte zu Ende erzählt. Großartig! Als ich das Buch zuschlug, hatte ich Gänsehaut.

Fazit:
Großes Kino auf 1279 Seiten und unbedingt viel Schokolade fürs Lesen bereithalten.
5+/ 5

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Cover des Buches Das mangelnde Licht (ISBN: 9783548066707)
F

Rezension zu "Das mangelnde Licht" von Nino Haratischwili

Vier Freundinnen
Fae30vor 23 Tagen

Hast du beim Lesen auch manchmal das Gefühl, die Geschichte im Buch vergehe wie ein Wimpernschlag,

du lernst die Figuren kennen und lieben und im nächsten Moment ist das Buch vorbei und du willst

wissen wie es mit den Figuren weitergeht, weil sie nun in deinem Kopf eine eigene Geschichte schreiben?

Als würden die Bücher etwas hinterlassen was kein Ende hat? Ich habe in „Das mangelnde Licht“ eine

Geschichte gefunden bei der alles vollendet ist. Ich hatte das Gefühl, der Kreis die Erzählungen würde

sich schließen und jede der Figuren hätte ihr eigenes Leben gelebt. Das war für mich unglaublich schön.

Das liegt sicher auch an dem Schreibstil der Autorin, vom ersten Moment hatte ich das Gefühl dort in

Tbilissi zu sein. Im ersten Abschnitt beschreibt sie jede Person und jeden Ort so genau, dass ich sie vor

mir sehen konnte. Ich habe jedoch auch eine Weile gebraucht um die vielen verschiedenen Personen, ihrer

Ziele und Wünsche auseinanderhalten zu können. Auf Zwei Zeitebenen, die perfekt ineinander greifen

und sich ergänzen, wird von einer Freundschaft von vier Mädchen erzählt.

Nach der Unabhängigkeitserklärung versinkt der junge georgische Staat ins Chaos, Bürger kämpfen auf

den Straßen und korrupte Gruppen versuchen sich einen Platz an der Spitze des Landes zu sichern.

Stromausfälle, Hungersnöte und der erste Kontakt mit Drogen (Heroin) überfluten das Land. In dieser

Zeit treffen vier junge Mädchen aufeinander, doch ihre Freundschaft wird auf eine harte Proben gestellt.

Dina, in eine Liebe zwischen zwei verfeindeten Jungen verstrickt will sie ihren Schmerz verstecken

indem sie sich wie eine Wahnsinnige in die Dokumentation ihrer zerbrochenen Heimat stürzt und an

diesem Leid zu zerbrechen droht. Nene, die Nichte des mächtigsten Kriminellen, ist zerrissen zwischen

der Liebe zu ihrer Familie, die sie jedoch unterdrückt und einengt und ihrem Wunsch nach Freiheit. Die

sensible Keto, aus deren Perspektive die Geschichte erzählt wird, versucht immer wieder dem Leid um sie

herum zu entfliehen und verletzt dadurch nicht nur sich selbst, sondern ignoriert auch die Katastrophe, auf

die sie mit offenen Augen zusteuert. Irene, die eigentlich nur Ira genannt werden möchte, die vernünftige

der Gruppe, verbirgt ein gefährliches Geheimnis, das ihre Freundschaft zerbrechen könnte.

2019 treffen drei von ihnen in Brüssel wieder aufeinander. Auf einer Fotoausstellung ihrer Freundin, wo

sie nicht nur Besucher, sondern selbst Teil der Kunst seien werden. Doch inmitten der Kulisse ihrer

Jugend drohen die Ereignisse wieder hochzukommen, die sie damals trennten: Einen Verrat und ein

tragischer Tod.

Der Leser erfährt erst im Rückblick von den bereits geschehenen Ereignissen, was dazu führt, das die

Figuren immer mehr wissen und oft einige Handlungen im ersten Moment seltsam erscheinen. Manchmal

werden sie auch nicht in der Reihenfolge erzählt, in der sie gesehen sind, was anfangs zu Verwirrung

führen kann. Dennoch habe ich diesen Roman geliebt und mit Spannung und voller Hoffnung um die

zerbrechliche Freundschaft gebangt.

Kommentare: 1
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Cover des Buches Das mangelnde Licht (ISBN: 9783627002930)
SunnySues avatar

Rezension zu "Das mangelnde Licht" von Nino Haratischwili

Nino Haratischwili "Das mangelnde Licht"
SunnySuevor einem Monat

"Es gab sie noch, die Menschen, die noch nicht zu Bestien geworden waren. Und das nicht nur, weil sich ihnen die Gelegenheit dazu nicht geboten hätte, sondern weil sie sich dagegen entschieden hatten und diese Entscheidung mit allen Mitteln und gegen alle Widerstände verteidigten. Wir hatten eine Wahl, man hat immer eine Wahl."

Nino Haratischwili hat es erneut geschafft mich in ihren Bann zu ziehen. "Das mangelnde Licht" ist eine ergreifende und emotionale Geschichte über eine verlorene Generation, in einem Land, dessen Seele von großen Umbrüchen bedroht wurde. Eine Geschichte über eine Stadt, die seit ihrer Gründung nichts Anderes zu kennen schien als Krieg, Besatzung, Blut und Tränen und wieder Krieg. Eine Geschichte einer innigen Mädchenfreundschaft, die trotz großer Schicksalsschläge und großen Verrats versucht sich ins Erwachsenenleben zu retten.

"Ist diese Stadt noch meine? Kann ich sie noch so nennen, wo ich doch so viele Fliederblüten verpasst habe? Wann hört etwas auf, das Eigene zu sein, wo liegt die Grenze, an dem das Vertraute zum Fremden wird? Kann uns die eigene Kindheit jemals fremd werden?"

Darum geht's: Anlässlich einer Fotoretrospektive ihrer toten Freundin Dina, treffen sich die Freundinnen Keto, Ira und Nene 2019 in Brüssel. Während dieser Ausstellung erinnert sich Keto, aus deren Sicht wir die Geschichte erzählt bekommen, Foto für Foto an die Vergangenheit und Kindheit in Tbilissi. Es sind Erinnerungen, die sowohl schön, als auch schmerzhaft sind. Momente, die die Freundschaft der vier Mädchen manchmal sehr strapaziert haben. Momente voller Liebe, Freude und Glück. Momente voller Hass und Gewalt. Momente in denen alles zu zerbrechen scheint. In denen Menschen zerbrechen. Liebe verloren geht.

"Es war aber auch einer der letzten Tage, an dem meine Stadt sich selbst glich, bevor auch sie sich ein anderes Gewand überstreifte, ein blutbeschmiertes Gewand."

Haratischwili erzählt ihre Geschichte anhand der Fotos auf der Ausstellung, die bei Keto Erinnerungen an Georgien und ihre Kindheit und Jugendzeit hervorrufen. Erinnerungen, die neben Freude auch sehr viel Leid und Schmerz bringen. "Das mangelnde Licht" ist wieder einmal ein atemberaubendes Buch der Autorin, bei dem ich auf jeder Seite die Liebe zu ihrer Heimat spüre, aber auch den Schmerz, der bleibt, wenn die Heimat ins Chaos stürzt. Haratischwili lässt Georgiens Geschichte der 80er und 90er noch einmal lebendig werden: Erst die Befreiung und die Unabhängigkeit, ehe neue Besatzer das Land überfallen. Gorbatschow - in Deutschland gefeiert in Georgien verhasst. Später der Friedensvertrag zwischen Schewardnadse und Jelzin in Moskau, ehe die Tschetschenen mit den Kosaken und den Abchasen in Georgien einfallen und die Bevölkerung büßen lassen, was an altem Schmerz verursacht wurde. Haratischwili hat eine Geschichte erschaffen, die uns durch eine patriarchale, brutale und gewalttätige, von Hass geprägte, Zeit Georgiens führt, der gegenüber wirklich starke Frauen stehen. Frauen, die sich nicht unterkriegen lassen. Die für ihre Wünsche einstehen. Die für ihr Land einstehen. Die füreinander einstehen. Frauen, die nie aufhören zu lieben.

"Wie viele falsche Wege muss man nehmen, um die richtige Abzweigung zu finden? Wie viele falsche Versprechen muss man geben, um sein Wort zu halten? Wie oft muss man das Land wechseln, um zu Hause anzukommen? Wie kann man sein Leben ändern, wenn es einem eingeprägt wird wie ein auswendig gelerntes Gedicht? Wie viele Stunden müsste ich zählen, wie viele Sanduhren leeren, um an den Punkt zurückzukehren, an dem die Uhren noch richtig gingen?"

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Gespräche aus der Community

Deutscher Buchpreis

Wir freuen uns sehr, den Deutschen Buchpreis 2018 bei LovelyBooks begleiten zu dürfen! Nachdem wir die Leseproben der zwanzig Longlist-Titel diskutiert haben, stellen wir euch nun die sechs Titel der Shortlist vor.

Heute möchte wir euch in unserer Buchverlosung
Nino Haratischwili mit ihrem nominierten Titel "Die Katze und der General" vorstellen. Mit etwas Glück könnt ihr eines von zwei Exemplaren von "Die Katze und der General" gewinnen!

Verratet uns heute am 22.09.2018 über den blauen "Jetzt bewerben"-Button, warum ihr gerne das neue Buch von Nino Haratischwili lesen möchtet und landet somit automatisch im Lostopf für unsere Verlosung.

Unter allen Usern, die an mindestens 3 Aktionen zu den Shortlist-Autoren teilnehmen, verlosen wir außerdem ein signiertes Exemplar des Deutschen Buchpreis-Gewinners!

Mehr zum Buch
Alexander Orlow, ein russischer Oligarch und von allen »Der General« genannt, hat ein neues Leben in Berlin begonnen. Doch die Erinnerungen an seinen Einsatz im Ersten Tschetschenienkrieg lassen ihn nicht los. Die dunkelste ist jene an die grausamste aller Nächte, nach der von der jungen Tschetschenin Nura nichts blieb als eine große ungesühnte Schuld. Der Zeitpunkt der Abrechnung ist gekommen.
Nino Haratischwili spürt in ihrem neuen Roman den Abgründen nach, die sich zwischen den Trümmern des zerfallenden Sowjetreichs aufgetan haben. »Die Katze und der General« ist ein spannungsgeladener, psychologisch tiefenscharfer Schuld-und-Sühne-Roman über den Krieg in den Ländern und in den Köpfen, über die Sehnsucht nach Frieden und Erlösung. Wie in einem Zauberwürfel drehen sich die Schicksale der Figuren ineinander, um eine verborgene Achse aus Liebe und Schuld. Sie alle sind Teil eines tödlichen Spiels, in dem sie mit der Wucht einer klassischen Tragödie aufeinanderprallen.



81 BeiträgeVerlosung beendet
-nicole-s avatar
Letzter Beitrag von  -nicole-vor 5 Jahren
Nun habe ich das Buch gelesen - die atmosphärisch dichte Geschichte hat mir sehr gut gefallen! Die Aution hat die anfangs scheinbar so losen Fäden gekonnt miteinander verknüpft. :) Meine Rezension gibt es auf meinem Blog und natürlich hier bei Lovelybooks: https://www.lovelybooks.de/autor/Nino-Haratischwili/Die-Katze-und-der-General-1563443246-w/rezension/1816806215/ Liebe Grüße Nicole

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