Rezension zu "Tausend Lichter über der Seine" von Nicolas Barreau
Inhalt:
Joséphine bekommt an einem trüben Novembertag gleich 2 schlechte Nachrichten per Brief: ihr Arbeitgeberverlag wird zum Jahresende schließen und ihr Onkel ist verstorben. Vom Onkel erbt sie nun allerdings sein geliebtes Hausboot auf der Seine mit dem sie gemeinsam einmal zu den Schlössern der Loire gereist sind. Aus finanzieller Sicht wäre nun ein Verkauf des Bootes angebracht, doch leider hatte ihr Onkel einen Mieter, welcher einen noch gültigen Vertrag vorweisen kann und ihm noch 5 weitere Jahre das Wohnrecht einräumt. Zudem ist dieser Mieter alles andere als sympathisch. Die Stellung als schwarzes Schaf der Familie neben ihren hoch-studierten Schwestern, die bereits verheiratet sind und Familie gründen, macht Joséphine zusätzlich zu schaffen. Ebenso setzt sie ihrem Freund die Pistole auf die Brust, denn dieser redet sich immer wieder heraus. Joséphines heile Welt scheint Stück für Stück zusammen zu brechen – und dass ausgerechnet kurz vor Weihnachten.
Meine Einschätzung:
Die Protagonisten sind sehr sympathisch. Man kann sich sehr gut in Joséphine hineinversetzen und ihre inneren Konflikte nachvollziehen. Sie wird im Buch wie ein Mensch dargestellt, den man gern als Freundin hätte und der man gern beistehen möchte bei ihren Zusammenkünften mit der Familie.
Neben ihren Schwestern, die beruflich den Eltern gefolgt sind und beide schon verheiratet sind und eine sogar schon Enkel aufweisen kann, geht Joséphine ein wenig unter und fühlt sich natürlich stark in den Schatten gestellt. Einzig ihr Onkel war gefühlt auf ihrer Seite, da auch er stets als Außenseiter galt und sich in die Schickeria seines Bruders nicht wohl fühlte. Und auch Joséphines Wohlfühlfaktor neben einer Ärztin und Anwältin unter ihren Schwestern geht gen Null.
Dass ihr auch bezüglich des geerbten Bootes hineingeredet wird und man sie „gewinnbringend“ verkuppeln möchte, gefällt ihr gar nicht.
Spannend war gleich das Treffen mit dem Mieter des Hausbootes: Maxime. Man spürt gleich zu Beginn eine gewisse Spannung zwischen den beiden und kann sich den Ausgang dieser Geschichte frühzeitig denken. Doch der Weg zum Ziel und zur letzten Seite des Buches war dennoch schön zu lesen. Ein paar Geheimnisse wollten noch entdeckt werden und ebenso die Wendungen in Joséphines Leben möchte man nicht verpassen.
Joséphines Beziehung zu Luc gefiel mir von Anfang an nicht und man ahnt auch hier bereits den Ausgang. Ein wirklich unsympathischer Mann, der in seiner Rolle alle Klischees erfüllt. Aber auch der beste Freund von Joséphine erfüllt so einige: Warum gibt es nur schwule beste Freunde in solchen Geschichten?
Insgesamt aber eine sehr schöne weihnachtliche Geschichte, die mir sehr gut gefallen hat.