"Ich gehe jetzt mit einem Mädchen, das heisst mit einer Frau. Sie ist die Frau eines Metzgers".
Das gefiel Goethe, und er lachte sehr freundschaftlich.
Sie verehrt Sie. Sie hat mir eines Ihrer Bücher gegeben, damit Sie ihr eine Widmung hineinschreiben".
"Geben Sie her" sagte Goethe und nahm dem Studenten den Gedichtsband aus der Hand. Er schlug ihn auf der Titelseite auf und fuhr fort " Erzählen Sie mir von ihr. Wie sieht sie aus? Ist sie schön?
Im Angesicht Goethes konnte der Student nicht lügen. Er gestand dass die Metzgersfrau keine Schönheit war. Zudem sei sie lächerlich angezogen. Sie sei den ganzen Tag durch Prag spaziert, mit grossen Korallen um den Hals und schwarzen Abendschuhen, wie man sie schon lange nicht mehr trage.
Goethe hörte dem Studenten mit aufrichtigem Interesse zu und sagte wehmutsvoll "das ist wunderbar"
[...] "Wie gut ich Sie verstehe" sagte Goethe. "Gerade solche Details sind es, schlecht gewählte Kleider, ein kleiner Mangel am Gebiss, eine bezaubernde Spontaniät der Seele, die eine Frau wirklich und lebendig machen"
aus der Kurzgeschichte 'Lítost' welche es mir sehr angetan hat.