Rezension zu "Die Eiserne See - Wilde Sehnsucht" von Meljean Brook
London im 19. Jahrhundert: Zweihundert Jahre lang hatten die Mongolen große Teile Europas besetzt, so auch England. Eine Injektion mit Nanopartikeln ließ die Menschen, die sich nicht nach Amerika abgesetzt hatten, stärker werden und konnte Wunden und Krankheiten heilen, doch die Bevölkerung wurde gleichzeitig durch ein Funksignal gefügig gemacht – bis vor neun Jahren der Pirat Rhys Trahaearn, der dagegen immun war, den Sendeturm zerstörte und das Land befreite. Zum Dank wurde er geadelt und lebt nun reich und als Eiserner Herzog verehrt abgeschieden auf seinem Anwesen. Als darüber eine tiefgefrorene Leiche aus einem Luftschiff abgeworfen wird, soll Wilhelmina „Mina“ Wentworth ermitteln. Die Inspektorin ist ein Mischling und wegen ihrer asiatischen Züge oft Anfeindungen ausgesetzt, Rhys hingegen ist vom ersten Moment an von ihr fasziniert. Gemeinsam entdecken sie eine Verschwörung und müssen gefährliche Abenteuer auf hoher See oder verfolgt von Zombies bestreiten, um das Land zu schützen.
„Wilde Sehnsucht“ ist der erste Band der Steampunk-Serie „Die Eiserne See“, was der schmonzettige Buchtitel nicht unbedingt erahnen lässt. Schillernd beschreibt Meljean Brook ihr Setting in einem alternativen viktorianischen Zeitalter und reichert dieses Markenzeichen des Genres mit allerhand originellen Ideen an. Dazu gehören neben einer Palette von dampfbetriebenen Automaten und genialen Apparaturen auch ein interessantes Weltbild und soziale Strukturen und Verwerfungen. Nicht zuletzt lebt der Roman aber von einer ausgeklügelten Story, in der Rhys und Mina buchstäblich auf ein Himmelfahrtskommando geschickt werden, um die Welt zu retten. Dabei werden sie auch ein ums andere Mal von der Leidenschaft, die sie füreinander verspüren, mitgerissen. Zumindest in der Übersetzung wirken die Sexszenen manchmal leider ein bisschen derb. Die Liebesgeschichte im Ganzen ist dennoch wunderschön, weil hier zwei außergewöhnliche Charaktere mit ganz unterschiedlichen Talenten und Dämonen zueinander finden. (TD)