Der Klapptext und die Leseprobe versprechen einen actiongeladenen Politthriller. Ich war fasziniert von der Idee einer DDR 2.0, die da gesamte deutsche Staatsgebiet umfasst, bis auf einen kleinen Teil - das westliche Berlin-Deutschland.
Leider wurden meine Erwartungen und die Versprechen des Klapptextes überhaupt nicht erfüllt.
Doch erst einmal zum Inhalt. Um was geht es überhaupt?
2020, der Stasi-Oberst Gustav Kuhn teilt seinem Neffen Roland Kandwitz mit, dass er eine ständige Ausreise aus der DDR beantragen möchte. Kurz darauf werden die beiden Zeugen eines Giftgasanschlags, bei dem die junge Kellnerin Nadja ums Leben kommt. Gustav, dessen Träume von einer Zukunft mit Nadja nun zerstört wurden, versucht als Sonderermittler in die Hauptabteilung XII versetzt zu werden, um näheres über den Giftgasanschlag herauszufinden. Auch die MI6-Agentin Harper ermittelt gemeinsam mit ihrem Vorgesetzten Bistrol diesem Fall.
Zur Handlung:
Das Buch ist im Prinzip in drei voneinander unabhängige Handlungsstränge aufgeteilt, wodurch der Spannungsbogen oft gesteigert werden kann, wenn es zu einem Wechsel an einer Schlüsselstelle kommt.
Schade ist nur, dass sich das Geschehen zum viel zu oft im Ausland abspielt und der Leser so nicht allzu viele Eindrücke von der modernen DDR bekommt. Außerdem kann von einem glücklichen Volk wie es im Kapptext behauptet wird nicht die Rede sein, da der Autor überhaupt nicht auf das (Alltags-)Leben des Volkes eingeht und sich viel mehr auf die geheimen Machenschaften und Intrigen der verschiedenen Geheimdienste zu fokussieren.
Zu den Charakteren:
Leider konnte ich mich nicht wirklich mit wenigstens einem der vielen Charaktere anfreunden, da sie für mich irgendwie fern und teilweise sogar unmenschlich wirken. Man erhält so wenige Informationen über ihre Vergangenheit und was es dem Leser nicht leichter macht, ihr Handeln nachzuvollziehen. Zum Beispiel blieb für mich unklar wie es zu der scheinbar starken Verbindung zwischen Oberst Kuhn und Nadja gekommen ist zumal diese ja deutlich jünger ist und wegen der Oberst Kuhn seine Pläne so schnell verworfen hat.
Neben Oberst Kuhn gibt es noch zwei andere Hauptcharaktere die Geheimagentin Harper und den Dolmetscher Christopher, die ebenso unnahbar für mich waren und über deren Vergangenheit der Leser kaum bis gar nichts erfährt. Deshalb ist es mir sehr schwer gefallen so etwas wie Sympathie oder Mitleid zu empfinden, geschweige denn mit den Protagonisten mitzufiebern.
Zum Schreibstil:
Im Großen und ganzen war der Schreibstil ganz OK, angenehm zu lesen, aber nichts wirklich besonderes. Er hat ganz gut zu den flachen Charakteren gepasst.
Was mich aber sehr genervt, ja sogar angewidert hat, waren die viel zu häufigen, bis ins kleinste Detail beschriebenen Schusswechsel und resultierenden Tode.
Fazit:
Es ist wirklich enttäuschend, was aus dieser genialen Buchidee gemacht wurde, von einem Bestsellerautor, der im Übrigen nicht Maxim Voland, sondern Markus Heitz heißt, kann hier keine Rede sein.
Mein Tipp: Finger weg von diesem Buch!
Maxim Voland
Lebenslauf von Maxim Voland
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von Maxim Voland
Die Republik
Die Republik
Die Republik
Neue Rezensionen zu Maxim Voland
Rezension zu "Die Republik" von Maxim Voland
KURZBESCHREIBUNG:
Ein Giftgas-Anschlag veranlasst Gustav Kuhn, einem Oberst der Staatssicherheit, wieder aktiver in seinen Beruf aufzugehen, da sein größter Antrieb des Lebens diesem Sarin-Gift zum Opfer fiel und er die Schuldigen zur Strecke bringen möchte. Was von der Regierung der DDR, welche eines der erfolgreichsten und wohlhabendsten Ländern in Europa darstellt, allerdings öffentlich als Unfall deklariert wird, löst bei den vielen agierenden Geheimdiensten in Berlin-Deutschland, dem verbliebenen Rest der kurzlebigen Bundesrepublik, die Alarmstufe Rot aus. Wer steckt hinter dem Anschlag und was sind die Beweggründe - soll hier ein Staat erpresst werden? Die britischen Geheimagenten Intendant Bristol und Harper Parker-Moreau forschen indessen in eben jenem Berlin-Deutschland nach den Tätern und stoßen auf eine Spur, die zu den Nazis sowie der ehemaligen russischen Besatzungsmacht führt. Auf dieser Fährte erfahren sie jedoch brutalen Widerstand - hier geht es um mehr, als nur etwas Säbelrasseln. Ist der kleine, eigenständige Westen von Berlin in Gefahr?
KOMMENTAR:
Der fiktive Roman 'Die Republik' löste bei mir direkt Interesse aus - die Bundesrepublik Deutschland hat es in diesem nur kurzfristig gegeben und wurde von der Deutschen Demokratischen Republik kurzerhand eingenommen. Daraus entstand bis zum heutigen Tage eines der fortschrittlichsten Ländern in ganz Europa. Welch ein faszinierendes Gedankenspielchen. Der deutsche Autor Maxim Voland war mir jedoch gänzlich unbekannt, bis bald nach Veröffentlichung des Romans herausposaunt wurde, dass hinter diesem Pseudonym niemand anderes als der Fantasy-Autor Markus Heitz steckt. Dieser wollte sich mit dem Werk von seinem Hauptgenre etwas abgrenzen, was unter seinem Namen allerdings wohl nicht so leicht geworden wäre. Andererseits hat Heitz schon etliche Werke mit nahezu keinerlei phantastischem Hintergrund unter seinen Namen veröffentlicht; ich denke da zum Beispiel an seine e-Books 'Reflexion' und die Erzählungen 'Kommando Flächenbrand'. Schon nach wenigen Seiten von 'Die Republik' ist aber die besondere Schreibe des bekannten Schriftstellers unverkennbar. In drei verschiedenen Handlungssträngen lässt der Schriftsteller den Leser eine fiktive Republik erleben, in der er viele alte Errungenschaften der damaligen Zeit aufleben lässt und diese sogar gedanklich weiterentwickelt. Wer würde sich träumen lassen, dass die DDR die fortschrittlichsten Autos bauen würde. Natürlich unterliegt das Land der totalen Kontrolle - allerdings mit dem heutigen Stand der Technik noch etwas bedrückender. In einem Roman ist dies jedoch so herrlich faszinierend und die Handlungen der Charaktere sehr nachvollziehbar. Ich weiß allerdings nicht, ob dies auch für jüngere Leser des Romans so ist - die Erfahrung aus der Vergangenheit ist hier natürlich sehr vorteilhaft. Mit jeder Menge Action, die teilweise recht hart beschrieben wird, fügt Heitz seine gesponnen Fäden langsam zusammen und bildet daraus ein dramatisches Finale. Tolle Recherchen und viele einstige Merkmale des sozialistischen Ostdeutschland machen das über fünfhundert Seiten starke Werk zu einem Lesegenuss. Ein spannender, leicht in nostalgischer Erinnerung schwimmender 'Was-wäre-wenn-Roman, den ich nicht nur den einstigen Ossis ans Herz legen möchte. Nicht, da er den einstigen Sozialstaat huldigt, sondern aufzeigt, dass einige wenige Einflüsse die Geschichte hätten sehr real so verlaufen lassen!
8,5 Sterne
Rezension zu "Die Republik" von Maxim Voland
Das Cover des Buches gefällt mit sehr gut. Es zeigt die DDR mit Berlin-Deutschland und passt prima zur erzählten Geschichte. Außerdem ist der Titel größer geschrieben als der Autor, was mir persönlich besser gefällt.
Beim Auspacken des Buches ist mir außerdem positiv aufgefallen, dass auf eine Folie verzichtet wurde. Stattdessen wurde lediglich ein kleiner Klebestreifen benutzt, der sich gut ablösen lässt.
Maxim Volands Geschichte spielt in einer fiktiven Welt. Nach Ende des zweiten Weltkriegs wurde das besiegte Hitlerdeutschland in die bekannten vier Besatzungszonen aufgeteilt. Durch geschicktes Verhandeln, gelang es 1949 der Sowjetunion die drei westlichen Besatzer dazu zu bringen ihre Gebiete zu verlassen. Diese bestanden lediglich darauf, den Westen Berlins unter dem Namen Berlin-Deutschland unter ihrer Hoheit zu belassen.
Wir schreiben das Jahr 2020. Die Deutsche Demokratische Republik hat sich gut entwickelt. Nach dem Rückzug der russischen Besatzer in den 90er Jahren ist die DDR regelrecht aufgeblüht. Im Bereich der Automobile gehört sie zu den führenden Nationen der Welt und setzt verstärkt auf Wasserstoff- und Elektroantriebe. Auch im Bereich der Smartphone kann sie erstaunliche Ergebnisse vorweisen. Dies macht es der Staatssicherheit leicht, ihre Bürger und Bürgerinnen im Auge zu behalten.
In Berlin-Deutschland hingegen ist eine Stadt entstanden, die von Glücksspiel und Billigproduktionen unter schlechten Bedingungen geprägt ist. Zudem ist es ein Sammelbecken der westlichen Geheimdienste.
Eines Tages zieht über den Platz der Akademie eine Giftgaswolke. Es gibt zahlreiche Tote. Unter ihnen befindet sich auch eine Mitarbeiterin des Restaurants im Berliner Fernsehturm. Gustav Kuhn, MfS-Oberst wird Augenzeuge vom Fernsehturm aus. Da er der toten Kellnerin nahe stand, schwört er, die Schuldigen zu fassen. Dafür verschiebt er sogar seine geplante Republikflucht.
Maxim Voland erzählt eine spannende Geschichte in einer fiktiven Welt. Zu Beginn des Buches habe ich eine Weile gebraucht, um mich hineinzufinden, doch dann nahm die Geschichte fahrt auf. Der Schreibstil des Autors gefällt mir gut. Nach den Vorankündigungen des Buches wusste ich nicht so recht, was ich davon halten soll. Ich war mir nicht sicher, was mich erwartet. Gerade als gebürtiger DDR-Bürger war ich mir nicht sicher, ob ich das Buch lesen soll. Doch ich wurde nicht enttäuscht. Das Buch ist keine Lobhudelei auf die ehemalige DDR, sondern ein spannender Agententhriller. Es kommt zu einem Schlagabtausch zwischen CIA, MI6, BND, MfS und NVA.
Die Protagonisten sind sehr verschieden. So haben wir da den bereits erwähnten Oberst Kuhn, der das Land verlassen will. Weiterhin den Dolmetscher Christopher Mueller, der wegen einer Beerdigung von Frankreich in die DDR reist und dort auf seine Cousine Alicia Müller trifft. Diese ist systemkritische Feinelektronikerin. Harper Parker-Moreau ist Geheimagentin des MI6. Außerdem gibt es noch zahlreiche Nebenrollen aus der russischen Mafia, dem BND und hochrangige Mitglieder der NVA und des MfS. Alles zusammen eine bunte Mischung, die für eine kurzweilige Unterhaltung sorgt. Dieser Roman ist weit mehr als nur die Frage: Was wäre wenn?.
Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen und ich vergebe 4 Sterne und eine Leseempfehlung