Ich muss sagen, dass ich mir unter dem Buch etwas ganz anderes vorgestellt habe. Auf dem Klappentext wird verraten, dass es um die Geschichte dreier Frauen geht, die nur eine Gemeinsamkeit haben: Tyler Brand, einen Mann, der hier noch wegen eines sexuellen Übergriffs beschuldigt werden wird. Irgendwie habe ich erwartet, dass sich die Wege der drei irgendwann kreuzen würden und aus drei Geschichten eine werden würde, aber so richtig ist das nicht passiert, zumindest nicht so, wie ich es mir gedacht hatte.
Der Schreibstil der Autorin war für mich gewöhnungsbedürftig. Sie erschafft durchaus interessante Charaktere und hatte auch tolle Ansätze in ihrer Geschichte, brachte aber keinerlei Gefühle rüber. Ich hatte oft das Gefühl, dass es unnötige Passagen gab, die eigentlich nichts zur Geschichte beitrugen. Zum Ende hin ergibt das, was geschrieben wurde, dann schon irgendwie Sinn, es war aber weder spannend, noch wurde es befriedigend aufgelöst. Das Buch hätte problemlos hundert Seiten weniger haben können, ohne, dass etwas gefehlt hätte.
Über die einzelnen Figuren wurde viel erzählt, so dass man ein genaues Bild von ihnen vor Augen hatte, jedoch schaffte Mary Adkins es nicht, dass ich mich auch nur einer von ihnen verbunden fühlte. Ihre Geschichten waren traurig, kämpferisch und mitten aus dem Leben – aber sie waren mir einfach egal. Und das finde ich schon sehr traurig.
Am traurigsten fand ich, dass mir nicht einmal Annie, die Opfer einer Vergewaltigung wird, sympathisch war. Tatsächlich konnte ich ihr Verhalten oftmals gar nicht nachvollziehen. Dass der zweite sexuelle Übergriff nur rückblickend erzählt wird, trug auch nicht dazu bei, dass ich sie besser verstehen konnte.
Den Part von Bea, die zu Beginn Tyler Brands studentische Beihilfe ist, hätte man komplett aus der Geschichte streichen können und es hätte sich nur minimal etwas geändert.
Ja, das Buch greift mit der MeToo-Debatte ein wichtiges Thema auf, die Umsetzung fand ich aber überhaupt nicht gelungen. Das Einzige, was ich aus dem Buch mitnehmen kann, ist, dass reiche, weiße Männer mit Verbindungen es im Leben immer leicht haben werden und sich alles erlauben können. Und ich glaube, das war eigentlich nicht das Ziel der Autorin.