Martin Pistorius ist als Junge erkrankt, alle dachten, er würde nichts mehr mitkriegen. Tatsächlich aber erlangte er sein Bewusstsein wieder, konnte sich aber lange Zeit nicht bemerkbar machen. Der Autor beschreibt sehr eindrücklich, wie es war, in seinem eigenen Körper gefangen zu sein, schutzlos ausgeliefert und ohne Möglichkeit, sich irgendwie mitzuteilen.
Ab und zu springt der Autor in der Chronologie, die Kapitel sind immer recht kurze Episoden aus seinem Leben. Man bekommt als Leser sehr viel von seinen Gedanken und Gefühlen mit und davon, wie wichtig Kommunikation für das Leben und die Selbstständigkeit ist. Die Familie leidet und Martin selbst litt auch – besonders stark sind die Szenen aus dem Heim, die er sehr detailreich beschreibt. Nicht nur Langeweile sind hier Alltag, sondern auch Missbrauch und das Ausnutzen von der totalen Macht über andere Menschen seitens des Personals. Gerade diese Szenen zeigen, wie wichtig es ist, Menschen mit Beeinträchtigungen als Menschen zu sehen und zu verstehen, dass sich hinter diesen Menschen auch Personen mit Gefühlen und Bedürfnissen verstecken, die, so wie Martin, auch mit einem beachtlichen Maß an Intelligenz ausgestattet sein können.
Die Trauer der Familie, die Schwierigkeiten des Alltags, Probleme damit, Freunde zu finden und ohne zu sprechen zu kommunizieren – es ist nicht immer leicht. Dennoch lässt einen das Buch mit einem positiven Gefühl zurück, denn bei all dem Schlechten, kann das Gute doch nicht ganz vertrieben werden.
Kommunikation ist hier das Schlüsselwort, um das es in einem großen Teil des Buches geht. Kann man sich nicht mitteilen, fällt vieles aus dem Leben weg, dass für uns selbstverständlich ist. Ein Fenster zur Welt, Freunde haben und vielleicht auch eine Beziehung – auch solche Dinge gehören zu den Bedürfnissen der Menschen, ob mit oder ohne Beeinträchtigung. Martin Pistorius hat sich seinen Weg hart erkämpfen müssen und dieser Weg, den er in Form dieses Buches festgehalten hat, ist ein absolut lesenswertes Buch, von dem man einiges mitnehmen kann, gerade, wenn man mit dem Thema noch nicht viele Berührungspunkte hatte und sich vielleicht auch ein wenig davor scheut. Daher kann ich diesem Buch auch die ein oder andere stilistische Schwäche verzeihen.
Fazit: Beeindruckender Lebensweg; zeigt, wie wichtig Kommunikation ist und man die Hoffnung nicht aufgeben soll.