Rezension zu "Die unwissende Magierin: Magie der Natur 1" von Marlene Beer
Inhalt
Arah wurde als Kind ausgesetzt und wächst bei einem Pater in einem kleinen Dorf auf. Als ein Exorzist dorthin kommt, wird sie aus ihrer sorgenlosen Welt gerissen, denn der Exorzist ist auf der Suche nach Magiern, um diese umzubringen. Als er Arah beschuldigt, eine Magierin zu sein, muss diese in den Wald fliehen, wo sie erfährt, dass es Magie tatsächlich gibt.
Cover
Das Cover finde ich gelungen, da es geheimnisvoll wirkt und die farbliche Gestaltung gut zum Inhalt der Geschichte passt. Ich gehe davon aus, dass es Arah sein soll, die auf dem Cover dargestellt ist, dafür finde ich wirkt die Person aber etwas zu alt, da Arah im Buch 13 Jahre alt sein soll.
Schreibstil
Der Schreibstil ist einer der ersten Punkte, die leider dafür gesorgt haben, dass die Geschichte von ihrem Potenzial eingebüßt hat. An sich lässt sich der Schreibstil recht flüssig lesen, allerdings springt der Erzählstil immer wieder zwischen verschiedenen Formen. Im einen Moment wird man als Leser direkt vom Erzähler angesprochen, dann erlebt man das Geschehen mehr aus Arahs Sicht und kurz darauf befindet man sich wieder in einer außenstehenden Perspektive. Das stört doch sehr beim Lesen und verhindert etwas, dass man richtig in die Geschichte abtauchen kann.
Meine Meinung zur Geschichte
Die Geschichte war interessant und es gab einige wirklich gute Ideen. Ich mag es auch, dass die reale Hexenverfolgung hier mit Fantasy verbunden wurde. Hierbei wird eine Welt dargestellt, die an der realen Vergangenheit orientiert ist. Im Klappentext ist von einem mittelalterlichen Dorf die Rede, in dem Arah aufwächst. Im Buch selbst ist noch die Inquisition relevant, genauer wird der Zeitraum nicht eingegrenzt. Hierzu möchte ich aber anmerken, dass der Großteil der Hexenverbrennungen in Mitteleuropa nicht im Mittelalter stattgefunden haben, sondern erst in der Frühen Neuzeit (das Mittelalter endete um 1500, die richtige Hexenverfolgung fing da gerade erst an, der Höhepunkt war zwischen 1550 und 1650). Außerdem war das Hauptziel der Inquisition nicht die Hexenverfolgung, sondern Personen, die von der Kirche abweichende Weltanschauungen und Meinungen hatten. Durch eine kurze Recherche findet man das schnell heraus, das wurde hier anscheinend leider nicht gemacht und so dieser weit verbreitete Irrglauben weiter unterstützt.
Arah selbst ist mir größtenteils sympathisch gewesen, auch wenn man durch den schwankenden Schreibstil nicht immer ganz mit ihr mitfühlen kann. Bei ihren Erlebnissen verhält sie sich größtenteils nachvollziehbar, aber vieles hätte weiter ausgeführt werden können und einige Ungereimtheiten gibt es schon. Beispielsweise nimmt sie auf ihrer Flucht Proviant für einige Tage mit, kann sich nach zwei Tagen aber vor Hunger kaum noch auf den Beinen halten. Solche Momente gibt es immer mal wieder, wo man sich dann fragt, wie es dazu gekommen ist, ohne dass irgendwo etwas erwähnt wird.
An sich hat die Geschichte durchaus Potenzial, sehr spannend zu sein. Es gibt auch immer wieder Momente, die sehr fesselnd sind. Leider werden diese oft sehr schnell abgehandelt oder der auktoriale Erzähler taucht mal wieder auf und nimmt schon etwas vorweg, sodass man schnell weiß, wie es weitergeht, und man nicht richtig von der Handlung gefesselt wird. Hier hätte das Buch mehr Länge und Ausführlichkeit gut vertragen können. Wie eine andere Rezensentin schon vor mir schrieb, liegt eben nicht immer in der Kürze die Würze. Hier wurde sehr viel Potenzial verschenkt, was ich sehr schade finde, weil es deutlich besser hätte genutzt werden können.
Das Ende kam dann sehr überraschend und hat einen geradezu überrumpelt, weil besonders viel auf einmal geschehen ist. Man hatte kaum Zeit, sich in die entsprechende Situation einzufinden, da war schon alles vorbei. Auch hier hätte man das also deutlich ausführlicher machen können.
Hinzu kommt, dass ich persönlich mit dem Ende etwas unzufrieden bin, da aus meiner Sicht sehr schnell in schwarz und weiß eingeteilt wurde und die Grautöne dazwischen gar nicht beachtet wurden. Einiges war auch nicht ganz nachvollziehbar. Genauer kann ich das hier leider nicht begründen, da ich sonst potenziellen Lesern alles vorwegnehmen würde.
Gut fand ich, dass die Geschichte in sich soweit abgeschlossen ist, dass man nicht gezwungen wird, die Folgebände zu lesen. Als ich gesehen habe, wie wenig Seiten ich noch vor mir habe, aber wie viel noch offen ist, hatte ich schon befürchtet mitten aus der Handlung geworfen zu werden und den nächsten Band lesen zu müssen, um die nötigen Erklärungen zu bekommen. Das ist dann doch nicht eingetreten, worüber ich froh war, aber wie gesagt wurde dann alles sehr schnell abgehandelt, obwohl es etwas mehr Länge gut vertragen hätte.
Insgesamt ist es also eine Geschichte mit tollen Ideen, die mich auch durchaus unterhalten hat, aber noch einiges an Verbesserungspotenzial aufweist, was die Umsetzung betrifft. Ich finde es wirklich sehr schade, dass hier so viel Potenzial verschenkt wurde.
Ich habe lange überlegt, ob ich zwei oder drei Sterne vergebe, weil die Geschichte wirklich Potenzial hat. Auch mit Blick auf die anderen Bücher, die ich bisher mit drei Sternen bewertet habe, musste ich mich aber für zwei Sterne entscheiden, da es hier noch deutliche Probleme bei der Umsetzung der vielen Ideen gab. Wenn die Autorin weiter an ihrem Schreibstil arbeitet, kann ich mir aber vorstellen, dass sie noch sehr gute Bücher schreiben wird, da sie auf jeden Fall tolle Ideen hat.
Ich würde auch nicht vom Lesen des Buches abraten. Wer Lust auf eine kleine fantasievolle Erzählung hat, kann sich hier durchaus gut unterhalten fühlen.