Rezension zu "Die Wand (Marlen Haushofer: Die gesammelten Romane und Erzählungen 3)" von Marlen Haushofer
"Vielleicht könnte es ein Genie, aber ich bin nur ein einfacher Mensch, der seine Welt verloren hat und auf dem Weg ist, eine neue Welt zu finden. Dieser Weg ist schmerzlich und noch lange nicht zu Ende." - Marlen Haushofer, "Die Wand"
Eine Frau möchte mit ihrer Cousine und deren Mann ein paar Tage in einem Jagdhaus in den Bergen verbringen. Ihre beiden Mitreisenden machen sich am Abend nochmals ins Dorf auf, um im Wirtshaus einzukehren, die Frau bleibt alleine mit dem Hund zurück. Als sie am Morgen aufwacht, stellt sie fest, dass um den Wald und die Jagdhütte herum eine rätselhafte, unüberwindbare Wand aufgetaucht ist. Auf der anderen Seite der Wand herrscht Totenstarre. Das neue Leben der Frau ist von Einsamkeit und dem täglichen Überlebenskampf geprägt. Zwei Jahre später beginnt sie, einen Bericht über die Geschehnisse zu verfassen.
Die österreichische Schriftstellerin Marlen Haushofer schreibt in ihrem Roman "Die Wand" von der vollständigen Isolation einer Frau. Sie ist völlig auf sich allein gestellt, lediglich ihre Tiere bieten ihr eine fragile Gesellschaft und helfen ihr, das raue Leben, das sie seit dem Erscheinen der Wand führen muss, zunächst zu überstehen und dann, nach und nach, zu akzeptieren. Als Lesende erleben wir die Innenschau der Gedanken der namenlosen Protagonistin, es werden Tagesabläufe en Detail geschildert genauso wie Überlegungen zu ihrem Leben vor der Wand. Dem Buch wohnt für mich eine horrorartige Faszination inne, ich habe dem zuweilen anstrengenden Bericht der Frau mit Schrecken und Bewunderung gelauscht und mir sehr oft gedacht, dass ich diesen Roman mit Freuden während meiner Schulzeit im Deutschunterricht gelesen und analysiert hätte (leider haben wir aber nur Bücher von Autoren durchgenommen). Ich empfehle diese Klassikerin gerne und freue mich darauf, ihre weiteren Werke zu entdecken.