Mario Vargas Llosa

 4 Sterne bei 784 Bewertungen
Autor*in von Das böse Mädchen, Tante Julia und der Kunstschreiber und weiteren Büchern.
Autorenbild von Mario Vargas Llosa (© Jerry Bauer)

Lebenslauf von Mario Vargas Llosa

Jorge Mario Pedro Vargas Llosa wurde am 28. März 1936 in Arequipa (Peru) geboren. Seine Kindheit verbrachte er in Bolivien, Piura (Nordperu) und Lima. Im Alter von 18 Jahren heiratete er Julia Urquidi, mit der er neun Jahre zusammenlebte. Diese Beziehung verarbeitete er später in seinem Roman Tante Julia und der Kunstschreiber. Bereits während seines Studiums der Geistes- und Rechtswissenschaften in Lima und Madrid (Promotion über Gabriel García Márquez) schrieb er für verschiedene Zeitschriften und Zeitungen und veröffentlichte erste Erzählungen. 1963 erschien sein erster Roman La ciudad y los perros (dt. Die Stadt und die Hunde), der auf eigenen Erfahrungen in der Kadettenanstalt Leoncio Prado in Lima beruht. Der Roman wurde in Spanien mehrfach ausgezeichnet und in über 20 Sprachen übersetzt. Vargas Llosa war als Gastprofessor in Washington, Puerto Rico, London, New York und Cambridge tätig. 1989 bewarb er sich als Kandidat der oppositionellen Frente Democrático für die peruanischen Präsidentschaftswahlen und unterlag 1990 im zweiten Wahlgang. Daraufhin zog er sich aus der aktiven Politik zurück. Mario Vargas Llosa ist Ehrendoktor verschiedener amerikanischer und europäischer Universitäten und hielt Gastprofessuren unter anderem in Harvard (1992), Princeton (1993) und Oxford (2004). Heute lebt Mario Vargas Llosa mit seiner Frau Patricia in London, Paris, Madrid und Lima.

Alle Bücher von Mario Vargas Llosa

Cover des Buches Das böse Mädchen (ISBN: 9783518468173)

Das böse Mädchen

 (221)
Erschienen am 12.12.2017
Cover des Buches Tante Julia und der Kunstschreiber (ISBN: 9783518380208)

Tante Julia und der Kunstschreiber

 (76)
Erschienen am 10.02.2011
Cover des Buches Das Fest des Ziegenbocks (ISBN: 9783518735756)

Das Fest des Ziegenbocks

 (60)
Erschienen am 13.10.2012
Cover des Buches Lob der Stiefmutter (ISBN: 9783518736159)

Lob der Stiefmutter

 (49)
Erschienen am 13.10.2012
Cover des Buches Tod in den Anden (ISBN: 9783518736357)

Tod in den Anden

 (40)
Erschienen am 13.10.2012
Cover des Buches Der Traum des Kelten (ISBN: 9783518463802)

Der Traum des Kelten

 (27)
Erschienen am 17.09.2012
Cover des Buches Der Krieg am Ende der Welt (ISBN: 9783518735695)

Der Krieg am Ende der Welt

 (25)
Erschienen am 21.10.2013
Cover des Buches Das grüne Haus (ISBN: 9783518735855)

Das grüne Haus

 (23)
Erschienen am 13.10.2012

Neue Rezensionen zu Mario Vargas Llosa

Cover des Buches Tante Julia und der Kunstschreiber (ISBN: 9783518380208)
Josseles avatar

Rezension zu "Tante Julia und der Kunstschreiber" von Mario Vargas Llosa

Fabulierfreude
Josselevor 3 Monaten

Dieser Roman erschien mit dem Originaltitel „La tía Julia y el escribidor“ bereits 1977 und soll laut Information im Innenteil (Suhrkamp Tb, 1. Aufl. 1988) „Mario Vargas Llosas wohl beliebtester Roman“ sein. Zum einen geht es um die autobiografische Geschichte des jungen Autors, der für einen Radiosender als Nachrichtenredakteur arbeitet, nebenbei seine ersten schriftstellerischen Versuche macht und seine vierzehn Jahre ältere Tante Julia kennen- und lieben lernt. Zum anderen werden die Geschichten erzählt, die der Hörspielautor Pedro Camacho für das Radio schreibt und aufführen lässt. Die Geschichte von der erwachenden Liebe zu Tante Julia decken sich im Wesentlichen mit den entsprechenden Teilen aus den Erinnerungen in „Der Fisch im Wasser“. 

Diese unterschiedlichen Erzählebenen hält Vargas Llosa strikt ein, immer abwechselnd. Das ändert sich erst im letzten Kapitel, das wie eine Art Epilog angefügt ist.

Die Geschichten Camachos haben immer einen Protagonisten, der um die fünfzig Jahre alt ist, eine breite Stirn, eine Adlernase sowie einen durchdringenden Blick hat und sie haben jeweils ein offenes Ende, im Grunde einen klassischen Cliffhanger, der jedoch nie aufgelöst wird, da es, zumindest im Buch, keine Fortsetzung gibt.

Aufgefallen ist mir auch, wie schlecht die Argentinier in den Storys wegkommen. Sie müssen für eine Menge menschlicher Unzulänglichkeiten herhalten. Das habe ich bisher in keinem anderen Buch von Vargas Llosa so in Erinnerung.

Vargas Llosa scheint sich hier, so mein Eindruck, mit dem Beruf des Schriftstellers auseinanderzusetzen, denn größer, als zwischen ihm, dem jungen Mann, der nebenher ein paar Erzählungen schreibt, die allesamt von seinem Freund Javier verrissen werden, und dem erfolgreichen Autor von trivialen Geschichten Pedro Camacho, der sich nichts anderem widmet als dem Schreiben, könnte der Gegensatz nicht sein. Und dennoch verstehen sie sich gut und Mario wird fast der einzige Kontakt Camachos zur Außenwelt. Symptomatisch auch, dass Camacho sich in seiner Fantasie mehr und mehr verirrt.

Der Roman zeugt von der großen Fabulierfreude und dem erzählerischen Können des Autors, aber viel mehr kann ich den teilweise absurden Geschichten nicht abgewinnen. Irgendwie erschließt sich mir der Sinn nicht so richtig. Im Gegensatz zu vielen anderen finde ich also nicht, dass es Vargas Llosas bester Roman ist. Drei Sterne.

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Cover des Buches Die jungen Hunde (ISBN: 9783518422717)
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Rezension zu "Die jungen Hunde" von Mario Vargas Llosa

Jugendliches Leben in Südamerika vor fast 50 Jahren
Jorokavor 3 Monaten

Die Geschichte spielt in Peru Mitte der 1960iger Jahre (1965 geschrieben, 1967 im Original erstmals erschienen, auch damals schon mit den schwarz-weiß Fotos von Xavier Miserachs (1937-1998)). Beim vorliegenden Werk handelt es sich um die Neuauflage im Suhrkamp-Verlag aus dem Jahr 2011.


Cuéllar wurde als Kind von einem Hund an sehr empfindlicher Stelle gebissen und trägt seither den Spitznamen 'Pichulita' (Schwänzchen) nicht ohne Grund. Er tut sich mit Voranschreiten der Pubertät


schwer, sich dem anderen Geschlecht auf jugendlich ungezwungene Art zu nähern. Während seine Kumpels sich nacheinander feste Freundinnen zulegen und auch schon mal untereinander tauschen, hält er ein Mädchen, welches Interesse an ihm zeigt, über lange Zeit hin, bis sie einen anderen erwählt. Anschließend schlägt er eine herausfordernde Bahn ein, er sucht das Risiko und die Gefahr, distanziert sich zunehmend von den alten Freunden....


Das Stimmungsbild einer vergangenen Zeit, mit Blick auf das Einzelschicksal eines jungen Menschen. Zumeist in einer sehr direkten, manchmal recht abgehackt wirkende Sprache verfasst. Hatte für mich eher in historischer Hinsicht seinen Reiz.


Die schwarz-weißen Fotos von Miserachs sind ich Blöcke zusammengefasst. Sie zeigen Szenen aus dem Schulalltag, zum Beispiel von der körperlichen Ertüchtigung und von jungen Erwachsenen vor allem in ihrem Freizeitverhalten, am Strand, beim Autofahren, beim Tanz .. aus der Zeit, in der die Geschichte spielt.


Mario Vargas Llosa (geb. 1936) erhielt 2010 den Nobelpreis für Literatur. Dieses, eines seiner ersten Werke fiel damals in Peru der Zensur zum Opfer. Das erscheint mir heute kaum noch verständlich.


Fazit: Für die Zeit damals wahrscheinlich revolutionär, heute eher eine Nischenlektüre.

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Cover des Buches Der Fisch im Wasser (ISBN: 9783518393505)
Josseles avatar

Rezension zu "Der Fisch im Wasser" von Mario Vargas Llosa

Episoden eines Schriftsteller- und Politikerlebens
Josselevor 4 Monaten

Das Original dieses Buches erschien 1993 unter dem Titel „El pez en el agua“, als der Schriftsteller 57 Jahre alt war, in Madrid lebte und zusätzlich die spanische Staatsbürgerschaft angenommen hatte. Drei Jahre zuvor hat er als peruanischer Präsidentschaftskandidat des liberal-konservativen Parteienbündnisses Demokratische Front überraschend die Stichwahl um das peruanische Präsidentenamt gegen Alberto Fujimori verloren. Vargas Llosa erzählt seine Erinnerungen, indem er alternierend von Kindheit, Jugend und der ersten Zeit als Erwachsener bis zu seinem Universitätsabschluss einerseits und andererseits von der Zeit seiner Präsidentschaftskandidatur und kurzen Politikerlaufbahn berichtet.

Schon früh ist dem Autor klar gewesen, dass er Schriftsteller werden wollte, wobei das kalte bis zerrüttete Verhältnis zu seinem Vater keine ganz kleine Rolle bei der Berufswahl gespielt hat: „Wenn ich in diesen Jahren an seiner Seite nicht so sehr gelitten hätte, wenn ich nicht gefühlt hätte, dass es das war, was ihn am meisten enttäuschen würde, wäre ich heute wohl kein Schriftsteller.“ (Suhrkamp Tb, 1. Aufl. 1998, S. 127)

Früh hat er sich aber auch schon für die Politik interessiert. Seine politische Einstellung war mit zunehmenden Alter einer Wandlung unterworfen, wie sie wohl für viele politisch interessierte Menschen typisch ist. Zunächst schloss er sich – jung und idealistisch - der kommunistischen Partei Perus an, die damals unter dem Namen des Inkahäuptlings Cahuide auftrat und war ein Anhänger der Revolution auf Kuba. Doch mit zunehmender Lebenserfahrung, abnehmendem Idealismus und zunehmenden Realismus verwandelt er sich in einen Wirtschaftsliberalen und Hayek-Anhänger. Vargas Llosa selbst beschreibt das Phänomen auf der Rückreise von Paris gegenüber einem Mitreisenden in halber Analogie zu Churchill: „Wie kann man nur jung und konservativ sein?“ (ebd., S. 586)

Vargas Llosa sieht den Auslöser für seinen – letztendlich befristeten - Einstieg in die Berufspolitik im großen Erfolg dreier Protestveranstaltungen gegen die Verstaatlichung von Banken und Versicherungen im Sommer 1987. Dieses Engagement gipfelte schließlich in seiner Präsidentschaftskandidatur, die laut Ehefrau Patricia folgendermaßen motiviert war: „Die moralische Pflicht war nicht entscheidend. Es war das Abenteuer, die Lust an einer erregenden und riskanten Erfahrung. Daran, im wirklichen Leben den großen Roman zu schreiben.“ (ebd., S. 56)

Immer wieder betont der Autor, dass Peru kein gefestigter Staat und erst recht keine gefestigte Demokratie ist. Nach unzähligen Wahlkampfreisen kreuz und quer durch das Land urteilt er: „Peru ist nicht nur ein Land, es besteht aus mehreren Ländern, die in gegenseitigen Misstrauen und in gegenseitiger Unkenntnis, von Ressentiments und Vorurteilen geprägt, in einem Strudel der Gewalt nebeneinander existieren.“ (ebd., S. 270)

Da Vargas Llosa ein großartiger Erzähler ist, lesen sich auch manche thematisch eher langweiligen Passagen über politische Strategien, Taktiken und Freund- und Feindschaften ziemlich locker. Unmöglich ist es allerdings, die Vielfalt der exakten Namen, die Vargas Llosa erinnert, offenbar selbst von Leuten, die eher flüchtige Bekannte waren, zu überblicken. Bisweilen scheint auch noch der Frust und die Wut des Autors wegen der verlorenen Wahl ebenso wie die Abneigung, gar Verachtung gegenüber manchem Gegner durch. Das ist insofern nicht verwunderlich, als der Text in der Zeit zwischen seiner verlorenen Wahl 1990 und seinem Erscheinen 1993 entstanden ist und daher die Erinnerung noch relativ frisch war.

Sehr bitter ist Vargas Llosas Abrechnung mit seiner eigenen Schicht oder Klasse, den Intellektuellen: „Peru ist eher ein Beweis dafür, wie instabil die intellektuelle Klasse ist und wie leicht Chancenlosigkeit, Unsicherheit, Mangel an Arbeitsmöglichkeiten, ein nicht-existenter sozialer Status und auch das Unvermögen, tatsächlich Einfluss auszuüben, sie anfällig macht für Korruption, Zynismus und Strebertum.“ (ebd., S. 400) Schon gar kein gutes Haar lässt er an den meisten Politikern: „Aber in dieser Phase des Wahlkampfs wusste ich bereits, dass es in Peru wenige Politiker gab, die von der Circe Politik nicht in Schweine verwandelt worden waren.“ (ebd., S. 524/525)

Dem Teil, in dem Vargas Llosa über das völlig unerwartete Erstarken Fujimoris berichtet, ist anzumerken, dass den Autor zur Zeit der Abfassung des Textes immer noch Zorn und Wut auf den Konkurrenten plagen, den er mehrfach abfällig lediglich als „chinito“ bezeichnet, obwohl er ansonsten betont, ein strikter Gegner jeglichen Rassismus‘ zu sein.

 Immer mal wieder scheint auch zwischen den Zeilen des Textes durch, dass sich Vargas Llosa von der Mehrheit der Peruaner ungerecht behandelt fühlte, weil sie seine Bemühungen nicht gebührend oder gar nicht anerkannten: „Dieses Programm, mit den begrenzten Mitteln einer von der Regierung angefeindeten Oppositionskraft auf die Beine gestellt, brachte unter diesen Umständen ganz allein etwas zuwege, wozu der peruanische Staat nicht in der Lage war.“ (ebd., S. 657) 

Schön und erhellend fand ich es, etwas über die Entstehungsgeschichte und die Hintergründe des ein oder anderen Werkes des Autors zu erfahren. Mir war z.B. nicht bewusst, dass es das „grüne Haus“ in Piura wirklich gab. Auch bei einigen anderen Werken, die ich gelesen habe, war mir der konkrete biografische Hintergrund in der Form nicht bekannt. Mit Erstaunen las ich, dass Vargas Llosas Bücher in Peru selbst zumindest bis 1993 gar nicht veröffentlicht wurden. (ebd., S.522)

Der Untertitel Erinnerungen beschreibt dieses Buch ziemlich gut, da es nur Teilaspekte aus Vargas Llosas Leben beleuchtet und daher keine vollständige Autobiografie ist. Es wird wohl nur eingefleischte Fans des Autors interessieren. Die jedoch können sich an einer interessanten, in Teilen spannenden Lektüre und auch an manch seltsamer Anekdote erfreuen. Vier Sterne.

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