Rezension zu "Die Mauern von Porto" von Mario Lima
Nachdem ich Tod in Porto gelesen hatte, freute ich mich auf einen weiteren rasanten und temporeichen Krimi. Meine Erwartungen wurden leider nicht erfüllt, aber enttäuscht bin ich trotzdem nicht.
Die ersten 120 Seiten empfand ich wie einen in die Länge gezogenen Prolog. Danach nahm der Roman an Fahrt auf. Spannend fand ich diesen Kriminalroman nicht, aber dafür sehr interessant, weil der Autor hier die Themen Cold-Case und Verjährung aufgreift. Mir war nicht bekannt, dass in Portugal ein Mord nach 15 Jahren verjährt. Das hielt ich zunächst für einen Witz.
Nachdem also zwei Skelette in einem Dachstuhl geborgen worden, musste der Täter ja irgendwie gefasst werden. Da der Mord aber verjährt war, hat der Autor dem Mörder einfach einen weiteren Mord aufs Auge gedrückt, damit man ihn schnappen kann.
Von der Logik und der Thematik her fand ich den Plot ganz ansprechend, aber mir ist auch aufgefallen, dass der Autor dazu neigt, die Damen der Schöpfung ein wenig zu idealisieren. Auch das Team als solches erscheint mir viel zu harmonisch, das wortlose Verstehen, diese grenzenlose dauernd mitschwingende Empathie für Opfer des Nelkenkrieges und das ständige miteinander Essen-gehen nervte mich irgendwann dann doch etwas und wollte auch nicht unbedingt zu einem Kriminalroman passen.
Aber es hat sich trotzdem gelohnt, diesen Roman zu lesen, da der Autor viele nebensächliche Informationen einbaut, die darauf schließen, dass er sehr gut recherchiert. Spannend fand ich jetzt also nicht unbedingt den Fall als solches, sondern die Art, wie der Autor die Dinge miteinander kombiniert.
Die Spannung fehl, weil ich als Leser*in besser informiert bin als die Kripo. Ich bin dem ermittelnden Team immer einen Schritt voraus. Das ist eher ent-spannend. Darum gibt es von mir 4 Sterne