Rezension zu "Wenn ich wiederkomme" von Marco Balzano
Es geht um die Frauen aus Osteuropa, die in Europa "unsere Alten" in den Familien pflegen - Tag und Nacht, in intimster Nähe, oft ohne Pausen. Dafür verlassen sie ihre eigenen Kinder - ihre Familie. Hintergrund ist Armut und die tiefe Sehnsucht, dass es die eigenen Kinder einmal besser haben sollen.
Marco Balzano beschreibt die Situation von Daniela aus Rumänien, die sich zunächst nur für kurze Zeit nach Italien anheuern lässt. Nachts verlässt sie heimlich ihre Familie, weil es ihr sonst das Herz brechen würde. Diese Entscheidung hat Konsequenzen für ihren Sohn Manuel und die Tochter Angelica. Der Vater ist es nicht gewohnt sich in Erziehung und Haushalt einzubringen, so versuchen die Großeltern Rosa und Mihai zu retten was eben geht. Vor allem Manuel rutscht inˋs Bodenlose, besonders als der Großvater stirbt.
Die Geschichte wird aus drei Perspektiven erzählt: zunächst Manuel, dann Daniela selbst und im dritten Kapitel Angelica. Berührend ist, dass es sich nicht nur um eine fiktionale Einzelgeschichte handelt, sondern um eine Realität die uns alle angeht. Jeder kennt sie, die Arbeiter:innen aus dem Osten. Wie groß waren die Rufe währen des Corona-Lockdowns, als die Frauen aus dem Osten nicht mehr über die Grenze konnten. Es sind die Mittelschicht Frauen aus Osteuropa, die in Not geraten und sich bei uns um die Pflege der gebrechlichen Senioren kümmern und unser Sozialsystem stützen. Reich werden sie dabei nicht, sie bezahlen aber einen hohen Preis für ihre eigenen Familien. Ein tolles Buch mit einem brisanten Thema.
"Ein Roman über die wahren Heldinnen unserer Zeit" (Klappentext)