„...Das Letzte, an das sich Alice erinnern konnte, war das schrille Läuten eines Alarms und das wilde Blinken von LED-Anzeigen...“
Die 30jährige verwitwete Alice arbeitet in einem Forschungsinstitut, dass tief unter dem Dolomitgestein an einer Zeitmaschine bastelt. Als sie nun mit heftigen Kopfschmerzen in einem Wäldchen aufwacht, fragt sie sich, was passiert ist und wo sie in welchem Jahrhundert gelandet ist.
Die Autorin hat einen spannenden Zeitreiseroman geschrieben. Die Geschichte lässt sich flott lesen. Der Schriftstil zeugt von ausführlicher Recherche.
Kurze Zeit nach ihrer Ankunft steht Alice dem französischen König Ludwig XIV. gegenüber, nachdem sie Antoine, einem seiner Begleiter und Beschützer dessen Grenzen aufgezeigt hat. Als ein Adliger fast vom Pferd kippt, rettet sie ihn durch eine Herzdruckmassage. In dem Moment hätte ich gern die Mienen all seiner Begleiter gesehen. Für Alice allerdings öffnet das den Weg nach Versailles.
Sehr gut werden die Verhältnisse im Schloss beschrieben, sei es die Ausstattung als auch die hygienischen Bedingungen. Für Alice ist das ein Schock. Sie muss sich nun der Situation entsprechend anpassen. Als man ihr Bier anbietet, resümiert sie:
„...Ein wenig Kohlensäure aus der Gärung sprudelte an der Oberfläche. Ansonsten war die Plörre reichlich trüb...“
Zuerst braucht sie zeitgemäße Kleidung. Die gibt ihr Catherine Charlotte de Monaco. Das Korsett ist allerdings eine Zumutung.
Ab und zu gibt es kurze Episoden aus der Gegenwart. Dort tut man alles, um den Fehler im System zu finden und Alice eine Rückkehr zu ermöglichen.
Währenddessen bemüht sich Alice, mögliche Fettnäpfchen zu vermeiden. Sie hat ihren Namen ins Französische übersetzt und ihre Geschichte nah an der Wahrheit gestrickt. Die Mätressen des Königs begutachten sie mit Argwohn. Catherine warnt sie:
„...Ihr seid sehr leichtsinnig, der Marquise de Montespan etwas abzuschlagen. Sie kann euch das Leben in Versailles sehr schwer machen...“
Frauen am Hofe sind Freiwild. Alice zeigt ihnen, dass es auch anders geht. Dadurch macht sie sich weitere Feinde. Andererseits kann sie sich mit ihrer Sprachbegabung und ihrem musikalischen Talent einbringen. Hinzu kommt, dass sie weiß, was in Frankreich in den nächsten Jahren passieren wird. Das bringt sie in einen Gewissenskonflikt. Darf sie sich überhaupt einmischen? Die Autorin erlaubt mir an der Seite von Alice einen guten Einblick in historische Zusammenhänge.
Es gäbe noch viele Facetten der Geschichte, die erwähnenswert wären. Das aber würde den rahmen dieser Rezension sprengen.
Als Alice eine weitere Warnung erhält, weiß sie, dass ihre Rückkehr in die Gegenwart unausweichlich ist.
„...Ihr solltet besser mit dem Fluss schwimmen. Gegen ihn ertrinkt man allzu leicht...“
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Der Cliffhanger weckt Interesse an der Fortsetzung.