Rezension zu "Die Sommer, die wir hatten" von Louisa Young
England 1928:
Der zwölfjährige Tom und seine jüngere Schwester
Kitty leben bei ihren Adoptiveltern Nadine und Riley, da ihr verwitweter Vater
unter einem Kriegstrauma leidet. Als Nadine eine Einladung ihres italienischen
Cousins Aldo erhält, den Sommer in Rom zu verbringen, fährt sie voller Freude
mit den Kindern in die lichtdurchflutete Stadt. Aldos Kinder freunden sich
schnell mit Tom und Kitty an und die beiden genießen die gemeinsamen Ausflüge
ans Meer und das Umherstreifen in der Umgebung. Nadine setzt die Begeisterung
von Aldo für Mussolini zu und möchte die künftigen Ferien nicht mehr in Italien
verbringen.
Tom, der sich von Anfang an sehr zu Nenna, Aldos
Tochter, hingezogen fühlte, kehrt als junger Mann nach Rom zurück. Er möchte
Nenna seine Liebe gestehen und sie aus den Klauen des Faschismus befreien.
Nenna wird hin und her gerissen zwischen den Gefühlen für ihren Vater und Tom.
Ich habe ein sehr schönes Buch in Händen gehalten,
mit einem wunderschönen Cover, das mich auf die Geschichte aufmerksam gemacht hat.
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und angenehm und lässt uns an den
Gedankengängen der Protagonisten teilhaben. Tom ist als Jungendlicher ein
richtiger Lausejunge, der von einer Schule nach der anderen fliegt. Nach seinem
Studium macht er sich ernsthafte Gedanken über die Verherrlichung Mussolinis
und lässt damit auch den Leser in die damalige dramatische Weltsituation
eintauchen. Dass die italienischen Ehefrauen ihren goldenen Ehering ablegten,
einen anderen Ring anlegten und sich so Mussolini verbunden fühlten, war mir
neu und ließ mich nachdenklich zurück. Eine sehr interessante Geschichte.