Lisa Eckhart

 3,3 Sterne bei 112 Bewertungen
Autor*in von Omama, Boum und weiteren Büchern.

Lebenslauf von Lisa Eckhart

Lisa Eckhart, geboren 1992 in Leoben, tritt als Kabarettistin in diversen Fernsehsendungen regelmäßig auf und steht mit Soloprogrammen auf der Bühne. Sie studierte in Paris und Berlin Germanistik und Slawistik. Heute lebt sie in Leipzig. Omama ist ihr erster Roman.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Lisa Eckhart

Cover des Buches Omama (ISBN: 9783552072015)

Omama

 (92)
Erschienen am 17.08.2020
Cover des Buches Boum (ISBN: 9783552073074)

Boum

 (5)
Erschienen am 22.08.2022
Cover des Buches Metrische Taktlosigkeiten (ISBN: 9783950390766)

Metrische Taktlosigkeiten

 (2)
Erschienen am 10.05.2017
Cover des Buches Omama (ISBN: 9783423219686)

Omama

 (1)
Erschienen am 20.10.2021
Cover des Buches Omama: Roman (ISBN: B087CC6SWX)

Omama: Roman

 (0)
Erschienen am 17.08.2020
Cover des Buches Boum (ISBN: 9783785784204)

Boum

 (8)
Erschienen am 26.08.2022
Cover des Buches Omama - Live (ISBN: 9783838798127)

Omama - Live

 (3)
Erschienen am 21.12.2020

Neue Rezensionen zu Lisa Eckhart

Cover des Buches Omama (ISBN: 9783552072015)
awogflis avatar

Rezension zu "Omama" von Lisa Eckhart

Großmutter-Enkelin-Beziehung und das Leben der alten Dame
awogflivor 3 Monaten

Einige von Euch kennen möglicherweise die polarisierende österreichische Kabarettistin Lisa Eckart, die mit ihrem bissigen, verkopften, in überheblicher Attitüde präsentierten Programm schon einige Male für einen veritablen Skandal verantwortlich war. Im Jahr 2000 hat sie ein Buch über ihre Großmutter geschrieben. Da ich Bücher von Skandalnudeln und anderen krawallgebürsteten AutorInnen immer erst lese, wenn der Hype und die Kritik abgeebbt sind, um mir abseits des Getöses dann völlig unbeeinflusst eine Meinung zu bilden, ging ich nun zwei Jahre später völlig entspannt und naiv unwissend an diese Aufgabe und war sehr neugierig.

Was soll ich sagen, der Roman ist wie die Kabarett-Kunstfigur: intellektuell etwas verschwurbelt, das Lesepublikum mit subtilen Grauslichkeiten im Stakkato schockierend, bissig, bösartig und sprachlich ansprechend, zusammenfassend sehr österreichisch. Lediglich in der Dramaturgie ist noch gehörig Luft nach oben, aber das ist eben auch der Unterschied zwischen dem szenischen Kabarett und der Belletristik in Form eines Romans. Da sollte sie in Folgewerken noch einiges aufholen.

Es geht also um die Omama der Autorin von der Jugend bis in die heutige Zeit, und eines ist mir schon im Prolog aufgefallen, schriftlich fabulieren kann die Eckart durchaus. Köstlichst dieser bis in die Absurdität getriebene Kampf von zwei Großmüttern (väterlicherseits und mütterlicherseits) um die Enkelin:


Nach der Niederkunft entspinnt sich deswegen stets ein grausames Ringen um die Vorherrschaft. Bereits im Kreißsaal raufen die beiden um das frisch geworfene Menschlein wie welke Weiber um den Brautstrauß. Wer darf es als erste halten? Das erschöpfte Muttertier liegt fernab des Kreidekreises und muss ohnmächtig mit ansehen wie sich zwei todgeweihte Damen auf das junge Leben stürzen und es zu zerreißen drohen. […]
An Feiertagen wird der Enkel in Präsente eingemauert und mit Backwerk vollgestopft, bis die überspannte Haut transparent wird. […]  Der Biorhythmus eines Kindes erholt sich schwer von den Wochenenden, an denen es so sehr verwöhnt wird, dass es bereits an Missbrauch grenzt. Zumal Großmütter bevorzugt auf kulinarische Kriegsführung setzen.


Nach der Einleitung beginnt die Geschichte mit der schweren Jugend der Großmutter gleich nach dem zweiten Weltkrieg, als die Russen in der Steiermark einmarschieren: das Dorf im Nirgendwo, die ländliche Gesellschaft, die recht gefühlskalten und gewaltbereiten Eltern, die wunderschöne Schwester und die nicht akzeptierte, hässliche, aber sehr kluge Großmutter.

Schon in dieser Phase treibt Eckart manchmal ihre Erzählweise ein bisschen auf die Spitze, indem sie ihr Werk auf hyperintellektuell bürstet und sich in ihren eigenen Fremdwort-Satzkonstrukten verschwurbelt. Manchmal wird auch absichtlich Verwirrung zwischen den beiden Schwestern gestiftet, indem sie einfach nicht genau benannt werden. Zudem wendet sie eine Nuance zu viele Abschweifungen an, die ich mitunter nicht im Vergaloppieren der Erzählkunst, sondern im gewollten, Intellektualisieren verorte. Mehrere österreichische Eigenheiten, Bezüge und Wörter, beziehungsweise Wortremixe werden eingeführt, was mich vermuten lässt, dass der Roman möglicherweise nicht immer ganz so gut für den deutschen Markt geeignet ist und zumindest eine Affinität zu Österreich erfordert.

Des Öfteren haut die Autorin dann aber auch wieder extrem grandiose Analysen raus.


Diese Leute sind roh, das waren sie schon immer. Ich habe es im Krieg erlebt. Aber ich dachte, sie hätten gelernt. Kurz hatte es tatsächlich den Anschein. Schnell aber sind sie von Neuem verroht. Und diese Verrohung ist noch weitaus gefährlicher als die urstämmige Rohheit. Sie haben von der Vernunft gekostet und sie wieder ausgespuckt, weil sie ihnen nicht geschmeckt hat.
Ich vermisse die Zeiten, als man nur um Fakten stritt. Als es nur um Wahr und Falsch und nicht um Gut und Böse ging. […] Es gab den Klugen und den Dummen. Dem Dummen wurde Einhalt geboten, indem man Lexika zur Hand nahm und sie ihm um die Ohren schlug. Der Dumme wurde widerlegt und nicht überzeugt. Weil im Recht zu sein, noch mehr als reine Ansichtssache war. Damals bestand die Streitkraft des Zänkers maßgeblich aus seinem Wissen, manchmal sogar aus seinem Verstand, niemals aber aus seinem Gefühl. Der, welcher die Welt nur fühlt, doch weder etwas denkt und weiß, ist zum Streiten gar nicht fähig. Er zieht schon siegreich in die Schlacht. Deshalb trägt er gar keine Waffen. Er kommt nur, um dem Feind zu künden, dass er bereits gewonnen hat.


Ein bisschen robuster Humor und der Hang zu schweinisch grauslichen Szenen sind unbedingt erforderlich, um das Buch genießen zu können. Es wird bis zur Besinnungslosigkeit gesoffen, gespieben (gekotzt), ein stinkendes Wettex (Putztuch) von der zukünftigen Schwiegermutter durch die Gastwirtschaft geworfen, von den Männern überall hingebrunzt (uriniert), lapidare Gewalt angewendet, ordinär gesprochen, beziehungsweise gestritten, sexuell tatsächlich sehr freizügig agiert und so weiter. Also LeserInnen, die sich sehr oft durch primitive ländliche Rustikalität sofort getriggert fühlen, sollten sowieso die Finger von diesem Roman lassen.

Die Geschichte der Großmutter bis zur Heirat hat mir bis auf ein paar Einschränkungen gefallen, ich war überrascht, dass ich das Buch so gut fand. Ihr wisst, ich bin ja ein österreichisches, schlichtes Gemüt, zuerst aus dem Proletariat stammend und anschließend auf Land aufwachsend, das sich irgendwann zur Akademikerin hochgearbeitet hat, und deshalb hat mir der derbe, aber stark intellektualisierte Humor ausnehmend gut gefallen. Irgendwie erinnerte mich die Omama in den ersten beiden Teilen frappant an einen meiner Lieblingsschriftsteller: Reinhold P. Gruber: Aus dem Leben Hödlmosers, der möglicherweise sogar das Vorbild für diesen Roman war, denn alle Steirer und Restösterreicher, die Steirer verstehen wollen, haben diesen Roman früher gelesen.

Leider entgleitet im dritten Teil, als die Gegenwart zwischen Großmutter und Enkelin thematisiert wird, der Plot und die chronologisch erzählenswerte Handlung vollends. In der Vergangenheit gibt es trotz der Abschweifungen noch so etwas wie eine interessante Geschichte mitzuteilen, aber nun nehmen die inflationären, philosophisch intellektuellen Exkurse, die irrelevanten, teilweise bis an Slapstick grenzenden Szenen derart überhand, dass sie die Geschichte zerstören.

Großmutters nebenberuflichen Aktivitäten bei ihren Fahrten nach Ungarn und die Kreuzfahrt mit der Enkelin Eckard sind regelrecht absurd, beleuchten lediglich herbeigeschriebene, erfundene Konflikte und nicht wirklich die tatsächliche Beziehung zwischen den beiden. Fast mag man meinen, die Autorin scheut sich davor, ihre echte Verbundenheit zur Omama darzulegen, um sie unter dem Deckmantel: „Es ist kompliziert – eine Hassliebe“ zu verstecken und irgendwelche Gruselgeschichten zu erfinden, damit sie vor der Leserschaft emotional nicht die Hosen runterlassen muss. Der ganze dritte Teil ist derart szenisch zerhackt, dass er mir einfach nicht mehr gefallen hat. Solche Gedankensprünge mögen sehr gut ins Kabarett passen, für einen Roman sind sie gänzlich ungeeignet. Hier wurde meiner Meinung nach auf der Beziehungsebene sehr viel Potenzial verschwendet, da die Verbindung der beiden Protagonistinnen viel zu flach beschrieben wurde. So unnahbar wie die Kabarettistin auf der Bühne wirkt, so drückt sie sich auch in ihrem Erstling vor eigenen Gefühlen.

Fazit: Trotz aller Kritikpunkte hat mir der Roman recht gut gefallen, für ein Debüt war er sogar richtig gut, wenn er für mich auch ein paar Schwächen in der Dramaturgie und Figurenentwicklung aufwies. Ich gebe meine Leseempfehlung mit mehreren Einschränkungen, die ich bereits in obigen Absätzen genau dargelegt habe. Wer das Kabarett von Lisa Eckart mag, wird wahrscheinlich auch Gefallen an der Geschichte finden. 3,5 Sterne wohlwollend aufgerundet auf 4

Kommentare: 12
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Cover des Buches Metrische Taktlosigkeiten (ISBN: 9783950390766)
dunkelbuchs avatar

Rezension zu "Metrische Taktlosigkeiten" von Lisa Eckhart

Böser Wortwitz - ganz herzallerliebst und sehr österreichisch
dunkelbuchvor 3 Monaten

Im Buch sind übersichtlich kurze, gereimte und ungereimte, immer aber taktlose Texte versammelt, die Österreich, Alltagsmythen, Liebe & Sex, die FPÖ sowie das Christentum auf eine Art darstellen, die bislang unbekannt war... 

Schlichtweg amüsant und absolut intellektuell geschrieben!

Für alle Fans von Lisa Eckharts bissigem Humor ist dieses Buch ein absolutes Muß.

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Cover des Buches Boum (ISBN: 9783552073074)
Belladonnas avatar

Rezension zu "Boum" von Lisa Eckhart

Humorvolle Unterhaltung, die alleine durch den Rhythmus von Eckharts Satire bestechen kann, mich jedoch trotzdem nicht ganz abholen konnte.
Belladonnavor 4 Monaten

Beschreibung

Die Liebe zieht die junge Österreicherin Aloisia nach Paris. In der Stadt der Liebe treibt zur gleichen Zeit ein Serienmörder sein Unwesen, der sich Straßenmusikanten als Opfer auserkoren hat. Von den Zeitungen erhält der Mörder den wohlklingenden Namen Le Maestro Massacreuer verpasst und die ermittelnde Elite, bestehend aus einem Kommissar und angesehenen Terrorexperte, stochert weitgehend im Dunkeln. Wer rechnet auch schon mit einem Bettler, Pardon, Clopin, dem König der Bettler, in dessen Fänge sich Aloisia wiederfindet und den ›Turm der Wunder‹ erklimmt.

Meine Meinung

Nach ihrem sehr persönlichen Romandebüt »Omama«, eine Hommage an ihrer Enkelin-Oma-Beziehung, widmet sich die österreichische Kabarettistin Lisa Eckart in ihrem neuen Werk »Boum« der französischen Hauptstadt Paris, welche als Setting für eine Mischung aus modernem Märchen, Krimi und Bühnenstück in Dreigroschen-Oper-Manier dient.

Im Vergleich zu »Omama« liest sich »Boum« eher episodenhaft, wie die Mischung aus verschiedenen Bühnenprogrammen, als einziger Verbindungsknoten das Pariser Setting. Unverkennbar dabei ist Lisa Eckharts bitterböser Ton, zu dem man gleich die passende Melodie ihrer Auftritte in den Kopf gespült bekommt.

Provokant und zugespitzt nimmt Lisa Eckhart die Probleme von Mann-Frau-Beziehungen auf die Schippe, knöpft sich das Metier der Hostessenvermittlung vor, streift dabei die Rotlichtabteilung mit ihren Prostituierten und landet schließlich beim lukrativen Geschäft der Bettler. Dabei verkommt die Mordserie an Pariser Straßenmusikanten fast schon zum stiefmütterlichen Nebenprodukt.

Lisa Eckhart ist es mit »Boum« leider nicht gelungen mich abzuholen, denn ich habe hier einfach den roten Faden in der Story vermisst und mit dem Landei-Märchen über Aloisia, das mit jeder Menge Dreigroschen-Oper-Essenz angereichert wurde, bin ich auch nicht so richtig warm geworden. Für eingefleischte Fans von Eckharts Satire-Programm ist das Buch dennoch eine Empfehlung wert, denn hier bekommt man jede Menge von der österreichischen Spitzzüngigkeit zu lesen.

Fazit

Humorvolle Unterhaltung, die alleine durch den Rhythmus von Eckharts Satire bestechen kann, mich jedoch trotzdem nicht ganz abholen konnte.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 30.10.2022

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