Rezension zu "Mein Leben mit Virginia" von Leonard Woolf
Die Sprache von Leonard Woolf, wenn es um die Beschreibung des Kennenlernens seiner späteren Ehefrau Virginia geht, ist einfach wunderschön. Sie macht sogar sachliche Beschreibungen über das Entstehen ihres gemeinsamen Verlages zu einem Lesegenuss - zumindest. für jemanden wie mich, die ebenfalls Autorin ist. Die Bedingungen in britischen Verlagsverträgen um 1915 waren für mich sehr interessant. Davon können deutsche Autorinnen und Autoren selbst mehr als 100 Jahre später nur träumen! Man kann froh sein, wenn man hierzulande die Hälfte bekommt ... Dabei wurden in 10 Jahren vom Werk seiner Ehefrau und dieser heute noch bekannten Autorin noch nicht einmal 2000 Bücher verkauft!
Virginia Woolfs psychische Krankheit belastete das Eheleben dabei schwer. Sie litt unter Schizophrenie, die sie schließlich in den Selbstmord trieb. Leider bleiben Beschreibungen von Gefühlen Leonards während ihrer Psychosen sehr auf der Strecke und allzu sachlich. Die Beziehungen zu Freunden, die oft auch zeitgenössische VIPs waren, werden ebenfalls ausführlich dargestellt. Insgesamt taucht man beim Lesen in das typisch britische Flair der 20er Jahre ein. Diese Stimmungen nach der Jahrhundertwende, die gesellschaftlichen Bedingungen und das soziale Leben sind sehr gut dargestellt. Insgesamt etwas für Liebhaber dieser Epoche!