Rezension zu "Alle drei Tage" von Laura Backes
TW: #Gewalt, Gewalttaten, Femizid, Mord an Frauen
Der NDR schreibt auf seiner Website am 22.11.2022 um 08.40 Uhr:
Femizide in Deutschland: Fallzahlen gehen 2021 leicht zurück.
Mehr als 100 Frauen sterben jedes Jahr durch die Hand ihrer Partner oder Ex-Partner. Im Jahr 2021 ist die Zahl der Femizide in Deutschland von 139 auf 113 gesunken. Das geht aus einem Bericht hervor, den das BKA am Donnerstag veröffentlicht hat.
Die kriminalistische Auswertung zur Partnerschaftsgewalt des BKA stellt folgende Zahlen zur Verfügung:
2015 – 135 TOTE FRAUEN
2016 – 155 TOTE FRAUEN
2017 – 147 TOTE FRAUEN
2018 – 122 TOTE FRAUEN
2019 – 117 TOTE FRAUEN
2020 – 139 TOTE FRAUEN
2021 – 113 TOTE FRAUEN
à 928 TOTE FRAUEN seit 2015! Naja, vielleicht machen wir den Tausender noch voll! #ironieende
Was ist ein Femizid?
Der Begriff Femizid kommt aus dem Englischen ("Femicide") und wurde 1976 von der Soziologin Diane Russell geprägt. Im Kontext der internationalen Diskussion bezeichnet er die vorsätzliche Tötung von Frauen, weil sie Frauen sind. Femizide sind vor dem Hintergrund geschlechtsspezifischer Macht und Hierarchieverhältnisse zu sehen und werden besonders häufig durch männliche Partner oder Ex-Partner verübt. Weiter gefasste Definitionen beziehen alle Ermordungen von Frauen oder Mädchen mit ein, oder umfassen auch Tötungen von Frauen und Mädchen durch Familienmitglieder und im Kontext sexualisierter Gewalt.
Ich bin, so wie bei „Heimat bist du toter Töchter“, seit längerer Zeit mit dem Buch fertig und überlege wieder und wieder, was ich dazu schreiben soll. Denn ich kann eigentlich kaum in Worte fassen, was nicht in diesem Buch steht und was in mir vorgeht, wenn ich darüber nachdenke.
Die beiden Autorinnen haben hier einen Teil des Themas „Femizide“ in der Bundesrepublik Deutschland aufgearbeitet. Die Statistiken sind auch in Deutschland erschreckend und zum so laut schreien, dass es die gesamte Welt hören möge! Die Inhalte sind gut strukturiert und recherchiert, an manchen Stellen fand ich die Darstellung etwas zu flapsig formuliert. Die Aufklärung aus Sicht der Betroffenen macht unfassbar betroffen und ist sehr berührend.
Und an dieser Stelle wiederhole ich mich: Schutz gegenüber Frauen und Mädchen fängt im Kleinen an … mit der Aufklärung der kleinsten: Mädchen und Jungen! Mit diesen kleinen Witzchen, über die wir vermutlich alle schon mal gelacht haben; mit dem Reden über die Frau, mit der man gerade sein Leben verbringt; mit dem Zulassen und NICHT-ANSPRECHEN, wenn jemand frauenfeindliches Gelaber ablässt.
Frauenmorde haben System haben und Frauen werden täglich auf der ganzen Welt ermordet. Die Inhalte sind schwer, machen wütend, frustrieren, fassungslos und sind doch so wichtig. Ich habe mich auch hier durchgebissen und werde an dem Thema dranbleiben. Weil ich mich nicht verschließen möchte, was Frauen geschieht, weil ich sensibilisiert sein möchte.
„Der Deutsche Juristinnenbund e.V. mahnt schon lange an, dass „Trennungstötungen“ in Deuschland nicht milder bestraft werden sollten, nur weil es sich um eine „Beziehungstat“, eine Tat innerhalb einer Partnerschaft handelt. Bei „Trennungstötungen“ würden Gerichte oft prüfen, ob die Trennung vom Opfer ausging. Aber wieso eigentlich? Welche Rolle sollte das spielen?“ (S. 119f)
Genau … welche Rolle sollte das spielen …………
Ein Schluss, den ich phasenweise gedanklich für mich ziehe: ich bleibe single bis ich sterbe! Was ist, wenn ich auch an so einen Irren gerate und es nicht merke!!
Ein zweiter Schluss für mich: Recht ist nicht immer Gerechtigkeit!