Rezension zu "Männerphantasien. Bd.2" von Klaus Theweleit
Eine seltsame Sexualmoral herrschte in den Jahren des späten Kaiserreiches bis hinein in die NS-Zeit. Klaus Theweleit hat sich in seinem hier zweibändig erschienen Werk "Männerphantasien" diesem Phänomen gewidmet. Es überrascht, wie prüde der Umgang mit Weiblichkeit war; der Mutter wurde hingegen eine herausgehobene Stellung zuteil, die Ehefrau blieb oftmals - selbst bei führenden Köpfen - eine namenlose "Begleitung". Munitiös arbeitet Theweleit die Absurdität und Vielschichtigkeit der nationalsozialistischen Sexualmoral heraus. Exemplarisch mithilfe unzähliger Einzelbeispiele wird so das Bild einer durchweg verklemmten Gesellschaft deutlich, einerseits insgeheim ein Doppelleben führte, andererseits jedoch ihre unterdrückte Sexualität in Krieg und Aggression kanalisierte. Und die offen eine Frauenfeindschaft pflegte.