"Wild women don't have the Blues"
Drei Frauen in Rom, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Laura ist Deutschlehrerin und hatte ihren Traum von Glück und Liebe in Trastevere gefunden und gelebt, bis ihr Verlobter plötzlich verstarb und ihre Welt aufhörte sich zu drehen. Ein Wasserrohrbruch in ihrem Badezimmer bringt ihre dunkle, stille Welt durcheinander und vor allem wird es laut. Fra, Italienerin und Sängerin wohnt unter Laura, aber ihre Wohnung ist nun wegen dem ganzen Wasser unbewohnbar und so zieht sie einfach bei Laura ein. Die freundliche Übernahme Laura's Wohnung wird dann von der jungen amerikanischen Studentin Samy komplettiert. Alle drei stehen an großen Schwellen ihres Lebens und Mut ist gefragt die nächsten Schritte zu gehen. Blues, Tanz und das Leben, wie es einfach ist begegnen und verändern Wohnung und die Frauen.
"Blues ist nicht die choreografierte Vorstellung vom Leben. Blues ist das Leben. Ehrlich und niemals perfekt. Man muss sich trauen, sich gehen lassen."
Diese Geschichte und Romanidee begann mit einem Satz, welcher der Autorin nicht mehr aus dem Kopf ging. "...und dann bin ich zurück ins Leben getanzt". Dieser Satz wurde sehr gut umgesetzt und Kirsten Wulf hat daraus eine Geschichte entstehen lassen mit einprägsamen Figuren und voller Leben. Sie selber hat übrigens auch eine Affäre mit dem Blues und liebt die Kombination mit Tanz, es macht süchtig. Die Geschichte, welche hinter einem Roman steckt finde ich immer sehr interessant und wenn es wie hier bei Kirsten Wulf eine so persönliche ist, war ich direkt neugierig, denn wenn man etwas mit Leidenschaft macht, wird es oft gut.
Zu "Signora Sommer tanzt den Blues" gibt es bei Spotifiy eine gleichnamige Playlist (von KRAWUF, 2Std. 27Min.), so war es beim Lesen ein tolles und besonderes Erlebnis im Hintergrund die Musik dieser Seiten zu hören, zu fühlen. Dies ist eine ganz großartige Idee gewesen der Autorin.
Die Figuren, die ganze Geschichte sind vielschichtig und voller Überraschungen, die Personen wirken authentisch, mitten aus dem Leben gefischt und in dieses Buch gepackt. Der Ort, das Setting runden es gekonnt ab. Der Roman bewegt sich auf zwei Zeitebenen, denn die Wohnung, in der Laura einst mit ihrem Verlobten Fabio und nun ungewollt und ungeplant mit Fra und Samy teilt hat eine berührende Vergangenheit und führt Leser*innen in das Jahr 1945 zu Guendalina, der Vormieterin. Die Vorgeschichte der Wohnung nimmt nur einen kleinen Part in der Gesamtgeschichte ein und ich habe das anfangs nicht ganz durchschaut, doch dann wird es immer offensichtlicher und diese Erzählstränge führen zueinander.
"Comes love - nothing can be done."
Ein tolles Sommerbuch, leicht, aber nicht trivial. Flüssiger Schreibstil, angenehmer Sound, glaubwürdige Figuren, melancholisch wie der Blues und lebendig wie der Tanz. Im 4/4 Takt blätterte ich durch die Geschichte und fühlte mich sehr gut unterhalten, ein ideales Sommerbuch, Füße hochlegen und den Rhythmus von Neuanfang, Mut und Lebenslust spüren.