Rezension zu "Der Wind in den Weiden" von Kenneth Grahame
Der Frühling ist angebrochen und es grünt und blüht überall. Doch der Maulwurf ist genervt- genervt vom Frühlingsputz. Kurzerhand entschließt er alles liegen zu lassen und sich stattdessen einen schönen Tag am Fluss zu machen. Dort lernt er die freundliche Wasserrate kennen, die ihn sogleich auf einen Bootsausflug mit Picknick mitnimmt. Sie zeigt ihm wie man rudert und stellt ihn auch bald dem prahlerischen reichen Kröterich vor. Zusammen erleben sie Ausflüge und Abenteuer. Auch der zurückhaltende Dachs gehört bald zu Maulwurfs Freunden. Doch nicht alles ist eitel Sonnenschein am Fluss. Die Wasserrate sehnt sich nach Abenteuer im Süden und überlegt fortzugehen, der Dachs hat oft lieber seine Ruhe und ist genervt vom Kröterich, dieser wiederum bringt mit seinem zügellosem Verhalten oft andere in Gefahr, was seine Freunde dazu bringt zu intervenieren. Eins ist jedoch klar: Sie halten zusammen und setzen sich füreinander ein auch wenn es nicht immer einfach ist und auch sie selbst in Gefahr bringt📖
Dieser Klassiker stand schon lange auf meiner ,,Muss-ich-mal-lesen- Liste". Die Auswahl an unterschiedlichen Ausgaben mit verschieden schönen Illustrationen machte mir die Kaufentscheidung aber immer etwas schwer. Erst spät kristallisierte sich die Version mit den Original Illustrationen von Shepard, die offenbar auch den Autor selbst am meisten überzeugt hatten, als mein Favorit heraus. Umso mehr freute ich mich, als ich diese dann zu Weihnachten erhielt.
Die Geschichte fing sehr harmonisch an mit Picknick am Fluss und Ruderbootausflug von Maulwurf und Ratte. Ich erwartete eine nette, einfache Tiergeschichte, die schlicht unterhält. Doch schon bald war ich relativ überrascht vom autosüchtigen und wankelmütigen Kröterich zu lesen. Eine Figur, die auch vor Diebstahl und Gefährdung anderer nicht zurückschreckte und sich immer vor Konsequenzen wegducken konnte. Seine Freunde hatten alle Mühe mit dem Versuch ihn wieder zur Vernunft zu bringen. Die Geschichte des Kröterichs und seine unerhörten und folgelosen Eskapaden nahm einen Großteil des Buches ein. Zugegeben, die harmonische Darstellung des Lebens der Ratte, des Maulwurfs und des Dachses haben mir im Vergleich dazu ein wenig besser gefallen.
Als das Schloss des Kröterichs zum Ende hin von Wieseln und Hermelinen besetzt wird, der Kröterich mit seinen Freunden dieses wieder befreien möchte, sich alle dazu mächtig mit Waffen eindecken und sich darauf freuen die Bösewichte ,,kurz und klein zu schlagen" war ich doch ziemlich verdutzt. Noch dazu entdeckte ich 2-3 Schimpfwörter, mit denen ich so in einem Kinderbuch nicht gerechnet hatte. Zum Glück aber nahm das Buch kein ,,brutales" Ende, sondern ging relativ glimpflich aus. Und auch der Kröterich machte eine Wandlung durch.
Gewöhnungsbedürftig waren des Weiteren die Größenverhältnisse der Figuren. Manchmal hatte man das Gefühl, sie wären Menschengroß, manchmal wiederum klein wie kleine Tiere eben. Das scheint aber eher eine Erwachsene Beobachtung zu sein, wie ich auch im sehr aufschlussreichen Nachwort von Brian Sibley lesen konnte. Kinder sehen da offenbar nicht so genau hin und halten sich mit solchen Fragen erst gar nicht auf.
Alles in allem war ,,Der Wind in den Weiden" doch etwas anders als ich erwartet hatte. Aber dennoch hat es sich gelohnt, sich dieses Klassikers anzunehmen. Durch die Illustrationen von Shepard (der ja auch schon Winnie Puuh illustriert hatte) gewann die Geschichte noch mehr an Farbe und Lebendigkeit und das umfangreiche Nachwort von Brian Sibley brachte einem das Leben des Autors und die Entstehung der Geschichte näher. Für Kinder ein abenteuerliches Unterhaltungsbuch und auch für Erwachsene lesenswert🙂