1888 erfüllt sich Prinzessin Therese von Bayern ihren Traum und reist als Gräfin Elpen inkognito nach Brasilien. Sie möchte endlich die faszinierende Welt des Amazonas mit der ungeheuren Vielfalt an verschiedenen Pflanzen sehen und erforschen. Ihr Wissensdurst und Begeisterung bringen die Reisepläne des Reisemarschalls ständig durcheinander. Sie lässt sich nicht unterkriegen, zeigt sich offen für interessante Begegnungen und interessiert sich für die Lebensweise der Ureinwohner. Mehrmals muss sie auch gefährliche Situationen meistern. Was ihr gar nicht gefällt, ist die Macht und der zur Schau gestellte Prunk der Kolonialherrscher und der Kautschukbarone.
Sie reist nur in Begleitung eines Reisemarschalls, ihres treuen Dieners Max und der jungen Veronika, die als Anstandsdame fungiert. In der Hafenstadt Belém (Brasilien) kommt noch Kitó vom Stamm Tupí als Übersetzer dazu.
Kurz vor Weihnachten 1924 ahnt Therese, dass sie nicht mehr lange zu leben hat. Therese möchte ihre Aufzeichnungen und Sammelobjekte, die sie von ihren Reisen mitgebracht hat, geordnet der Nachwelt überlassen. Sie selbst hat nicht mehr die Kraft dazu und hat Veronika nach Lindau in die Villa AmSee eingeladen, wo sie jetzt lebt. Mithilfe von Veronikas Sinn für Ordnung will sie ihren Nachlass ordnen. Die beiden haben sich seit Jahren nicht mehr gesehen. Mit Veronikas Besuch sind wieder viele Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit im Regenwald präsent.
In den Reisebeschreibungen spürt man Thereses Begeisterung, wenn sie eine neue Pflanzenart oder einen seltenen Schmetterling entdeckt. Der Roman gibt sehr interessante Einblicke in das Leben der Menschen am Amazonas. Egal, ob es sich um den Besuch auf einer Zuckerrohrplantage, einem verlassenen Dorf oder die Städte Manaus und Belém handelt.
Die Figuren sind mit Liebe zum Detail charakterisiert. Sie sind authentisch und ich kann sie mir lebhaft vorstellen. Die unterschiedlichen Lebensentwürfe der beiden Frauen sind auch noch nach Jahren sichtbar. Die junge Veronika, die auf der Brasilienreise ihrer Hochzeit entgegenfieberte, entsprach ganz und gar dem Frauenbild der damaligen Zeit und den gesellschaftlichen Erwartungen. Veronikas Ansichten sind auch nach Jahren noch sehr konservativ, sie will ihrer Tochter nicht erlauben zu studieren. Therese hat sich ihre Unabhängigkeit erkämpft. Dank ihrer gesellschaftlichen Stellung konnte sie ihren Traum leben und sich ihren Forschungen widmen. Sie hat sich sozial und politisch engagiert und für Bildung junger Mädchen und Frauen eingesetzt.
Zum Schmunzeln sind die Wortgeplänkel mit dem sehr konservativen Reisemarschall, den Therese regelmäßig zur Weißglut bringt, wenn sie wieder ihre Reiseroute ändern will. Aber wahrscheinlich wäre es einfacher, ein Sack Flöhe zu hüten als die bayerische Prinzessin. Max ist dagegen die Ruhe selbst und seine kargen Kommentare belegen seine Gelassenheit.
Die Zeitenwechsel sind gut platziert und durch Kapitelüberschriften erkenntlich. Sie bringen zusätzliche Spannung in die Handlung.
Fazit
“Die Forscherin” ist ein historischer Roman, der Thereses Reise in die faszinierende Welt des Amazonas beschreibt. Der Roman hält sich an die bekannten Fakten und es bleibt noch genug Raum für fiktive Handlungen und Dialoge. Zusammen mit dem schönen, bildhaften und lebendigen Schreibstil wird der Roman über eine außergewöhnliche Frau zu einem Highlight.