Rezension zu "Achtsam morden am Rande der Welt (3)" von Karsten Dusse
Achtsamkeitscoach Joschka Breitner empfiehlt Björn Diemel, dass er eine Pilgerreise machen soll. Dieser steuert gerade in eine Midlife-Crises hinein und dem entgegen zu wirken, soll er auf dem Pilgerweg zu sich selbst finden, indem er drei Fragen nach dem Leben, den Tod und Erfüllung für sich findet. Doch die Reise verläuft alles andere als ruhig, denn ein Attentäter versucht ihn zu ermorden. Da bekommen die Fragen direkt eine praxisnahe Bedeutung.
Für mich hat sich das Buch wieder lockerleicht lesen lassen. Es war wieder mit Witz geschrieben, dass ich an der einen oder anderen Stelle geschmunzelt habe. Ein Vergleich ist mir da im Kopf geblieben, als es um das Angorakaninchen von seiner Tochter ging. Björn meinte, dass es „wie ein aufgebürsteter Tampon, den der Faden fehlt“ aussah. Auf so einen abstrusen Vergleich muss man erst einmal kommen.
Auch hat mir wieder die Leichtigkeit, wie man durch die Seiten fliegt mit dem gegensätzlichen brutalen Morden gefallen. Es ist fast immer wie ein Bruch im Buch, wenn dann plötzlich beispielsweise ein Kopf zerplatzt oder ähnliche Brutalitäten passieren. Aber mir gefällt es besonders, dass es so gegensätzlich ist.
Amüsant war natürlich auch wieder, wie Björn die Achtsamkeitsübungen und Leitsprüche in sein Leben mit eingebaut hat und wie er diese wieder moralisch an seine Grenzen brachte und diese auch überschritt.
Positiv ist mir auch Björns Exfrau Katharina, die Mutter seiner Tochter, aufgefallen. Im ersten Band hat sie mir ja überhaupt nicht gefallen, da sie zickig und unfair gehandelt hat. Aber seit sie wieder arbeiten kann, ist sie tatsächlich ausgeglichener und jetzt wirkt sie auch nicht mehr wie eine verbitterte Hausfrau, sondern zeigt die Eigenschaften auf, warum sich Björn anscheinend damals in sie verliebt hat. Sie tritt stark und selbstbewusst auf, weiß genau was sie will und ist in entscheidenden Momenten zur Stelle. Das hätte ich niemals für möglich gehalten, aber inzwischen mag ich sie sogar.
Kommen wir nun zu den negativen Punkten:
Zunächst muss ich sagen, dass mich die Thematik rund ums Pilgern wenig interessiert hat. Das ist mir zwar damals bei Hape Kerkelings Buch „Ich bin dann mal weg“ schon aufgefallen, aber auch schon damals fand ich alles andere von dem Buch interessant.
Wer ein Bisschen mehr vom Pilgern erfahren möchte, dann bekommt in „Achtsam morden – Am Rande der Welt“ durchaus etwas geboten. Denn der Autor geht auf einige wichtige Pilgerorte ein und auch auf deren Traditionen. Das ist sicherlich interessant, wenn man sich dafür interessiert.
Der zweite Punkt, und der hat mich viel mehr gestört als die Thematik, war, dass es ziemlich offensichtlich war, wer der Täter ist. Eigentlich wusste ich das, nachdem die Figur aufgetreten war, sofort. Denn das der eine Erzählstrang nur eine Finte war, das war mir klar und da hätte der Autor das geschickter bauen müssen, damit ich darauf hereingefallen wäre.
Und der dritte Punkt, dass ich die ganze Handlung teils sehr unrealistisch fand. Ich fand es ja in den ersten beiden Bänden schon komisch, dass Björn ständig mit seinen Morden davongekommen ist und irgendwie warte ich immer noch darauf, dass er doch irgendwann auffliegen muss. Aber das wird wohl in der Reihe nicht mehr geschehen.
Ach ja und der Schluss war nicht nur klischeehaft, sondern… na ich weiß auch nicht. Am besten man liest es selbst.
Fazit: Auch wenn ich ein paar negative Punkte aufgelistet habe, habe ich das Buch sehr genossen. Obwohl mir der Täter klar war, habe ich es dennoch mit Spannung gelesen. Ich mag es, dass der Autor mich immer wieder zum Schmunzeln bringt. Es war ein gutes, sehr solides Buch, dem ich 3,5 Sterne vergebe.