Rezension zu "Der Rumtreiber" von Karsten Berndt
Aufgewachsen in der DDR lernt Karsten Berndt schnell, sich durch kleine Gaunereien das Leben angenehm zu gestalten. Der Vater lebt vor, was der Sohn gerne annimmt: vom LKW gefallene Produkte und ein kleines Warenlager im Keller. Von der Familie keinen Halt rutscht der Autor damit schnell in die Kriminalität ab, bevor er sich letztlich schon in jungen Jahren entschließt, die Flucht in den Westen zu wagen. Mit mehr Glück statt Verstand gelingt diese auch überraschenderweise, nur um festzustellen, dass im Westen auch nicht alles so einfach ist wie erhofft. Schnell rutscht Karten Berndt daher wieder in alte Verhaltensmuster ab, doch so viel Glück wie einst ist ihm diesmal nicht vergönnt.
Mit einem kurzen, prägnanten Schreibstil entführt und Karsten Berndt in seine Kindheit im Berliner Osten der Nachkriegszeit. Sehr persönlich und schonungslos berichtet er von Höhen und Tiefen seiner Jungen Jahre. Viele Erlebnisse, die er heute bereut, werden offen gelegt und regen den Leser zum Nachdenken an. Spannend und berührend begleitet man den Autor auf seiner Reise in die Vergangenheit, lacht und leidet gemeinsam mit ihm. Jedoch ist das Buch so viel mehr als persönliche Erinnerungen sondern eine schöne Studie der damaligen Zeit aus Sicht eines Jungen an der Schwelle zum erwachsen werden. Erstaunliche Erkenntnisse und aha-Effekte reihen sich aneinander und das ein oder andere male werden einem die Augen geöffnet angesichts der damals vorherrschenden Zustände.
Ein schonungsloser und sehr persönlicher Erfahrungsbericht zur Zeit des kalten Krieges, der aufklärt und zum Nachdenken anregt.