Rezension zu ""Ausgewanderte Wörter"" von Jutta Limbach
Dass in den allgemeinen Gebrauch der deutschen Sprache viele Wörter aus anderen Sprachen - meist englische und französische - Einzug gehalten haben, ist ausreichend bekannt. Mit Wörtern wie zum Beispiel: Anorak, Tohuwabohu, Amok und tabu wurde auch in noch weit entfernteren Gefilden 'fremdgefischt'. Im besprochenen Buch wurde nun einmal in die andere Richtung geschaut. Welche deutschen Wörter haben in anderen Sprachen, bis in weit entfernte Gebiete dieser Welt ihre Nische gefunden? Im Jahr 2004 hat federführend die „Gesellschaft für deutsche Sprache“ eine internationale Ausschreibung initiiert. Eine kleine Auswahl der Zuschriften (einige Tausend) hat (ohne Lektorat) Eingang in das Buch gefunden.
Entstanden ist eine spannende Lektüre mit einigen Aha-Erlebnissen (z.B. sagt man im Hebräischen zu @ = Strudel). Dabei haben die ausgewanderten Wörter nicht immer ihre ursprüngliche Bedeutung beibehalten (das russische Butterbrot hat gar keine Butter als Auflage) und von der Schreibweise oder Aussprache her wurden sie häufig von der Landessprache assimiliert.
Meine persönlichen Highlights sind u.a.: 'Kaffepaussi' und 'Besservisseri' aus Finnland, 'Oom-Pah-Pah-Music' aus Australien für Blasmusik; 'nusu kaput' (halb kaputt) für Narkose auf Kiswahili und 'Arbeito' aus Japan für den Zweitjob.
Besonders schön ist, dass mitunter ganze deutsche Sätze sinnentfremdet wurden und dadurch schöne Wörter wie 'wihaister', 'vasistas' und 'aberjetze' entstanden sind. In Burundi heißen die Deutschen übrigens „dagi“, eine Abkürzung von „Guten Tag“.
Manchmal hat auch ein schönes wechselseitiger Austausch stattgefunden. Während man in Italien „un blitz“ für Razzia sagt, hat bei uns das italienische Wort Einzug gehalten.
Das Urwort aller US-Amerikaner: „okay“ hat umgekehrt hingegen eine deutschsprachige Abstammung in der Abkürzung „o. K.“, was 'ohne Korrektur' bedeutet und letztendlich wieder in die alte Heimat re-importiert wurde.
Mit „Ach so!“ aus dem arabischsprachigen Raum habe ich meine ganz eigenen Erfahrungen aus meiner Zeit am Goethe-Institut Ende der 80iger Jahre. Viele Studenten aus Jordanien, Syrien oder Saudi Arabien hatten einen riesigen Spaß damit und ich fühlte mich von ihnen mitunter auf die Schippe genommen. Es kann nun aber gut sein, dass sie es gar nicht vor mir übernommen (nachgeäfft) haben, sondern es bereits vorher in Gebrauch war.
Bezüglich der zahlreichen Wiederholungen und des mitunter unklaren Aufbaus gebe ich einen Stern Abzug.
Fazit: Interessante Wortreise.