Rezension zu "Sh*t - Ansichten meines Dads" von Justin Halpern
Ich habe mich im Vorfeld nicht mit den Tweets auseinander gesetzt, sondern mich einfach mal von Halperns Vater überraschen lassen. Vielleicht war das ein grosser Fehler, denn anstatt geistreicher, sarkastischer und vor allem amüsante Weisheiten, haben mich eine Menge Fluchworte, Abwertungen und Beleidigungen (vor allem seinem Sohn gegenüber), sowie auch teilweise homophobe, sexistische und rassistische Aussagen erwartet. Es kann sein, das politisch inkorrekte Äusserung 2010 (als das Buch erstmals erschienen ist) noch als lustig galten und toleriert wurden, aber spätestens seit 2018 sind viele seiner Haltungen einfach ein No-Go und ich könnte mir vorstellen, dass das Buch fast ein Jahrzehnt später deutlich negativere Rückmeldungen erhalten würde.
Mich hat aber nicht nur gestört, dass die Aussagen von Halperns Dad teilweise geschmacklos waren, sondern dass sie auch einfach überhaupt nicht lustig sind. Es hat mich sogar fast schon traurig gemacht, mit welcher Härte er seinen Sohn erzogen hat und was für Meinungen er ihm mit auf seinen Weg gehen wollte. Es gab im Buch zwar die eine oder andere Szene, in denen der Vater doch noch zeigt, dass sein Herz nicht ganz aus Stein ist, aber das war letztendlich im Vergleich zu seinen zahlreichen Beleidigungen und Abwertungen nur noch ein Tropfen auf dem heissen Stein, was ihn insgesamt in meinen Augen einfach unglaublich unsympathisch gemacht hat. In meinen Augen widerspiegelt Halperns Dad als weisser, älterer, konservativer und rassistischer Amerikaner jemanden, den ich mir als typischen Trump-Wähler vorstelle – und damit hat er bei mir verloren.
Fazit: Die Sprecher machen ihre Sache gut, aber leider kann das auch nicht über den schlechten Inhalt hinweg trösten. Mag sein, dass die Sprüche des Dads als einzelne Tweets einen zum Schmunzeln bringen können, aber gesammelt als ganzes Werk hinterlassen sie bei mir ein verstörendes Bild von Halperns Dad, der weder lustig, noch sympathisch ist. Ich konnte dem Buch absolut gar nichts abgewinnen und kann deshalb auch nicht mehr als 1 Stern vergeben. Der Titel des Buches trifft den Nagel auf den Kopf, denn vielmehr als „Shit“ (dt. „Scheisse“) kann man hier leider nicht erwarten.