Rezension zu "Die Ladys von Somerset – Ein Lord, die rebellische Frances und die Ballsaison" von Julie Marsh
Komm mit ins romantische England 1809! Ich war gerade dort: An der Seite der Debütantinnen Frances, Rose und Prudence habe ich die Londoner Ballsaison und einige Turbulenzen der Herzen erlebt.
Julie Marsh hat mit "Die Ladys von Somerset – Ein Lord, die rebellische Frances und die Ballsaison" eine zauberhafte Regency-Welt erschaffen. Band 2 der Somerset-Dilogie ist auch für einen Quereinstieg geeignet (kein Vorwissen nötig). Ich hatte letztes Frühjahr Band 1 gelesen und genossen. Nun hat Band 2 meine hohen Erwartungen sogar übertroffen, weil es solch eine warmherzige Geschichte ist und mir die Protagonistin Frances (liebevoll, mutig, einfallsreich, witzig, manchmal tollpatschig) so ans Herz gewachsen ist. Ich habe mitgefühlt und mitgefiebert, welche Herzen zusammenfinden werden.
Handlung: Die 17-jährige Frances wird von ihrer kapriziösen und verschuldeten Mutter Lady Darlington gedrängt wird, den reichen Lord Spinner zu heiraten. Als Ausweg versucht Frances, den schönen und rätselhaften Lord Felton als Ehemann zu gewinnen. Wenn bloß nicht ihr Herz für Offizier Daniel schlagen würde! Doch der scheint ihr "nur" Freundschaft anzubieten. Auch Prudence und Rose müssen in dieser Ballsaison für ihre Träume kämpfen, was ihre Freundschaft auf die Probe stellt.
Meine Meinung: Der Roman punktet mit liebenswerten Hauptfiguren (jede hat merkenswerte Eigenarten), schwungvoller Handlung, köstlichem Humor und leichtfüßigem Stil.
Bei aller Leichtigkeit ist eindrücklich zu erleben, wie wenige Rechte und Freiräume Frauen in der damaligen Zeit hatten und wie hoch der Druck war, eine gute Partie zu machen. Außerhalb der Ehe gab es nur wenige Alternativen. Unangepasste Frauen konnten zwangsweise von ihren Familien in eine Nervenheilanstalt eingewiesen werden, was Frances drastisch vor Augen steht.
Ernste Themen wie Daniels Kriegstrauma und die Diskriminierung von queeren Menschen werden mit Feingefühl dargestellt.
In einige Aspekten hat die Autorin behutsam heutige Wertmaßstäbe und Denkweisen in die Regency Zeit projiziert (z.B. Frances' Toleranz, Body Positivity), womit sie für Leser:innen die Identifikation erleichtert und eine Brücke aus der aktuellen Lebenswelt ins Damals baut.
Eingeflochten in die Handlung sind historische Details zur Regency-Zeit, z.B. dass bei den Bällen neben Tanz und Speisen auch opulente Dekoration geboten wurde (echte Pfaue) und Dioramen mit kostümierten Schauspieler:innen als "lebende Bilder".
Fazit: Eine moderne Regency Romance über Liebe in allen Farben des Regenbogens. Mit viel Charme und Humor erzählt, zum Wohlfühlen und Schwelgen.