Dieses Buch ist vermutlich keines, das man in jeder Lebenssituation lesen bzw. ertragen kann. Die monotone Erzählweise, das Fehlen von Satzzeichen und der immer gleiche Satzbau erzeugen Figuren, die keine nennenswerten Ausschläge auf der Gefühlsskala verursachen. Seltsamerweise zog gerade das mich in die Geschichte hinein, erzeugte dennoch deutliche Bilder im Kopf. Ich frage mich, ob auch der Umfang der Geschichte bewusst gewählt war, denn dicker hätte das Buch für mich tatsächlich nicht sein dürfen. Im letzten Drittel verlor sich mein Interesse langsam und ich war versucht, manche Passagen nur noch zu überfliegen. Die Handlung plätschert dahin wie ein träger Fluss. Daran änderte auch eine gewaltsam zu Tode gekommene Frau nichts mehr. Was deutlich wird: Das Gefühl von "daheim" wird für jeden auf andere Weise erzeugt und ist nicht immer nachfühlbar. Für mich eine Geschichte, die eine melancholische Stimmung erzeugt und in der Form recht gelungen, jedoch kein Buch, das ich noch einmal lesen möchte.
Judith Hermann
Lebenslauf
Alle Bücher von Judith Hermann
Sommerhaus, später
Nichts als Gespenster
Alice
Daheim
Wir hätten uns alles gesagt
Aller Liebe Anfang
Lettipark
Videos zum Autor
Neue Rezensionen zu Judith Hermann
Ich konnte mit dieser tristen Grundstimmung und den offenbar bewusst vage gehaltenen Charakteren nicht viel anfangen. Ja, ich frage mich, worin die Motivation liegt, ein solches Buch zu schreiben. Ein Buch muss nicht immer nur von Positivem handeln, schon klar, nur wirkt das Negative hier herbei geschrieben, und die wenigen Momente der Aufhellung sind nicht mehr als Andeutungen innerhalb eines oft abwegigen, ja manchmal gar bizarren Kontextes.
Das Ganze wirkt manieriert: der Schreibstil schlicht und doch affektiert, immer diese kurzen Subjekt-Verb-Objekt-Sätze, die an einander gereiht werden, mit vielen Wiederholungen; das Weglassen der Fragezeichen und Anführungszeichen (alles soll halt als trocken, stoisch, dumpf rüberkommen); die Personen allesamt seltsam (der Messie, der träge Nichtsnutz, die abgedrehte Künstlerin, die traumatisierte junge Problemfrau, der wortkarge, kommunikationsschwache aber körperlich starke Mann und eine namenlose Hauptperson, die wenig von sich preisgibt); die Handlung eine Aneinanderreihung von befremdlichen Szenen; z.B. der erste Besuch bei Arild, bei dem kaum ein Wort gesprochen wird, dafür Schnaps getrunken, und ohne Vorwarnung kommt es zum Fellatio, der dann auch nicht weiter kommentiert wird. Was soll das? In einer weiteren Szene besucht die Hauptperson erneut Arild, geht nach einem trostlosen Abendessen wortlos in sein Schlafzimmer und zieht sich aus. Er kommt dann in den Raum mit einem „selbstbewussten Geschlecht“. Aha. Das ist also die „stärkste Liebesgeschichte“, die Denis Scheck „seit langem gelesen“ hat.
Auch die vielen anderen begeisterten Kritikerstimmen kann ich nicht nachvollziehen. Aber nun denn, auch viele Leserstimmen sind positiv. Ich bleibe eher ratlos zurück.
Rezension zu "Nichts als Gespenster" von Judith Hermann
Diese Kurzgeschichtensammlung hat mir gut gefallen. Diese Geschichten machten nachdenklich und waren meist etwas melancholisch. Der Schreibstil der Autorin gefiel mir wieder sehr gut und möchte auf jeden Fall noch mehr von ihr lesen. Doch ich konnte die Geschichten nicht am Stück lesen und machte immer mal Pausen dazwischen. Manche Geschichten gefielen mir sehr manche fand ich etwas schwächer. Daher 4 Sterne von mir und eine Leseempfehlung.
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Zusätzliche Informationen
Judith Hermann wurde am 14. Mai 1970 in Berlin (Deutschland) geboren.
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