Trotz der Länge, die Spannung reißt nie ab in diesem Roman. Die Figuren sind überzeugend, die Konflikte nachvollziehbar und lebensnah. Vor allem kommt er ganz ohne moderne Oberflächlichkeiten aus, da hier die moralischen Konflikte tief ausgeleuchtet werden, anstatt nur zu moralisieren, wie es heute üblich ist.
Jonathan Franzen
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Neue Rezensionen zu Jonathan Franzen
Disfunktionale Familien sind Jonathan Franzens Spezialität. Und nun hat er mit „Crossroads“ einen neuen umfangreichen Roman um genau eine solche Familie geliefert.
Es geht um die Hildebrands, die 1971 in einem kleinen Vorort Chicagos leben. Vater Russ ist Pastor und kann weder verwinden, dass er von einem jüngeren Kollegen als Leiter der christlichen Jugendgruppe Crossroads verdrängt wurde, noch, dass er nur der zweite Pastor des Örtchens ist. Dazu kommt eine ungesunde Fixierung auf ein neues Gemeindemitglied: Die jüngst verwitwete und attraktive Francis. Russ Frau Marion plagt sich währenddessen mit Selbstzweifeln, Selbstvorwürfen und Erinnerungen an ein Trauma aus ihrer Jugend, für dass sie sich selbst die Schuld gibt und von dem sie Russ nie etwas erzählt hat. Marions intelligenter Lieblingssohn Perry verliert sich mehr und mehr im Drogenkonsum und übt sich darin, seine Eltern zu manipulieren. Doch er will sich bessern, auch wenn das schwieriger ist, als gedacht. Seine beliebte Schwester Becky steuert derweil auf ihre erste Verliebtheit zu und muss sich entscheiden, was sie mit einem überraschenden Erbe machen soll.
Jeder in der Familie steht an einem Scheideweg und vor großen persönlichen Veränderungen. Da Franzen tief in die Psyche seiner Figuren eintaucht, braucht der Roman aber einigen Anlauf bis man als Leser dahinterkommt. So fand ich den Roman anfangs zäh aber die Dynamiken und kleinen Geheimnisse der einzelnen Familienmitglieder haben mich bei der Stange gehalten und irgendwann entwickelt sich ein regelrechter Sog.
Das spannende an diesem Roman ist auch, dass die Figuren oft unerträglich sind! Seien es die plumpen außerehelichen Annäherungsversuche von Russ, die er selbst für vollkommen unauffällig hält, die aber tatsächlich von jedem durchschaut werden. Die drogenbedingte Hybris von Überflieger Perry oder Becky, eigentlich die Normalste der Familie, die irgendwann von ihrer Jungfräulichkeit als "Juwel" spricht. Ohweh! Marion hätte ich gegen Ende am liebsten eine runtergehauen, weil sie so oft "Ssh!" sagt. Aber auch ihre Therapiesitzungen brachten mich gleichzeitig zur Weißglut und erweckten großes Mitgefühl. Und genau diese Ambivalenz macht den Roman zu etwas Besonderem. Ja, die Figuren bringen einen auf die Palme, aber man versteht genau warum sie handeln wie sie handeln, da Franzen einem so tiefe Einblicke in ihre Gedankenwelt gewährt. Besonders beeindruckend wird es dann, wenn man gewisse Szenen aus verschiedenen Perspektiven betrachten kann. So ist Clem das Benehmen seines Vaters – beziehungsweise seine begründete Interpretation dieses Benehmens – unendliche peinlich. Die gleiche Szene aus der Sicht seines Vaters offenbart dann aber wieder eine ganz andere Intention.
Das Tempo von Crossroads ist beschaulich, die Figuren sind meist keine Sympathieträger und das Ende bietet keinen kompakten Abschluss, da es sich um dein ersten Teil einer Trilogie handelt. Dafür bietet der Roman vielschichtige Figuren, authentisches 70er Jahre Flair und mehr und mehr Potential zum mitfiebern. Ich bin einerseits begeistert, besonders von den lebendigen Figuren, auch wenn ich sie oft nicht leiden konnte. Andererseits hätte ich mir gewünscht, dass die Geschichte in einem Roman abgeschlossen ist und man nicht ganz so in der Luft hängt. Dass einem der Roman im Kopf bleibt ist allerdings unbestritten!
3,5 Sterne
Rezension zu "Crossroads" von Jonathan Franzen
Das Buch ist ein echter Pageturner. Jonathan Franzen beschreibt der Art ergreifend und spannend, den Zerfall einer Familie, dass man das Buch kommen, aus der Hand legen kann.
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Jonathan Franzen wurde am 17. August 1959 in Western Springs (Vereinigte Staaten von Amerika) geboren.
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