*Auf eine seltsame Art profitierten sie voneinander, weil sie sich gegenseitig unterschiedliche Sichtweisen eröffneten.*
Isai hat sein Heimatdorf in Alaska verlassen um im Süden sein Glück zu versuchen. Nun ist er pleite und will nur noch nach Hause. Beim Trampen trifft er auf den Trucker Brock, der ihm anbietet bis nach Alaska mitzufahren. Doch der Südstaatler mit seinem „Make America Great again“-Cap scheint Isai nicht geheuer. Doch dann muss er seine Meinung revidieren und findet Brock immer anziehender. Als es zu einem Unglück kommt, bleibt Isai nichts anderes übrig, als ein altes schamanisches Ritual durchzuführen, um Brock zu retten – was sich auf Beider Leben auswirkt.
Ich hatte mir hier eine leichte Romanze erwartet, die mit einer Portion Fantastischem gewürzt ist. Die Sache mit den Seelenwanderern wird schon im Vorwort angesprochen, sodass Jene, denen das missfallen könnte, vorgewarnt sind. Dadurch ist der fantastische Teil kein Geheimnis mehr. Überraschter war ich aber vom Ernst der Geschichte. Das Kennenlernen der Beiden ist alles andere als locker. Isai gehört der ethnischen Minderheit der Yup´ki an – der Western Eskimos, die sich nicht gerne in einen Topf mit den Inuit werfen lassen. Überhaupt wurde ihm in der Stadt indoktriniert, wie er auf bestimmte Äußerungen zu reagieren hätte. Genau diese triggert Brock mit seinen Fragen, die eigentlich gar nicht rassistisch gemeint sind. Doch als Südstaatler mit eindeutigen politischen Präferenzen, wird er von Isai gleichmal abgestempelt. So spielen im ersten Teil ihre Auseinandersetzungen, ihre Diskussionen zu Politik und Gesellschaft aber auch ihre Familiengeschichte eine Rolle und geben der Geschichte einen viel ernsteren Ton als erwartet. Einerseits habe ich mich darüber gefreut, hier das Thema Vorurteile auch mal aus einem anderen Blickwinkel betrachtete vorzufinden. Andererseits hätte ich mir gerade in dieser Kennenlernphase mehr Lockerheit gewünscht.
Die Beiden kommen sich auf ihrer gemeinsamen Fahrt näher, was für Brock, der seine Homosexualität auf Grund seiner Herkunft bisher unterdrückt hat, eine große Herausforderung ist. Eine noch größere Herausforderung ist der Einschnitt, den der fantastische Anteil der Geschichte – das schamanische Ritual und seine Auswirkungen – auf ihn und Isai hat. Diesem Teil stehe ich etwas zwiegespalten gegenüber. Ich mag fantasy-Geschichten gerne und mag auch die Vermischung einer Romanze mit solchen. Hier hat das Thema Seelenwanderung eindeutig zum Hintergrund von Isai gepasst. Es bot sich dadurch auch eine neue Lebenssituation für die Beiden, die eigentlich ein happy end sein könnte. Nur ist es nicht so ganz „happy“ bei mir angekommen. Ich kann nicht einmal festhalten, woran genau das liegt, aber ganz glücklich bin ich mit den Ereignissen nicht.
Fazit: Ich fand die Geschichte interessant – besonders das Ansprechen der vielen Vorurteile und die unterschiedlichen, teils auch problematischen, Hintergründe der Beiden. Allerdings bin ich in die Lektüre gestartet mit der Erwartung einer lockeren Geschichte, sodass ich in der Hinsicht etwas enttäuscht vom Buch war.