Rezension zu "Wenn Schweigen tötet" von John Marrs
Das war mein erstes und sicherlich nicht letztes Buch des mittlerweile recht bekannten Autors. Beide Protagonistinnen erzählen in der Ich-Form ihre so ganz eigene persönliche, vielschichtige Geschichte, welche mir als Leser ermöglicht hat, sich in beide Personen hineinzuversetzen und ansatzweise mitfühlen zu können, was sie fühlen. Ich wusste bis zum nahenden Ende hin nicht, wem ich die Schuld an der ganzen Situation geben, für wen ich mehr Symphatie empfinden und letztendlich wer für mich der "Böse" in dieser Geschichte sein sollte. Dieses ganze Psychospiel hat mich so fasziniert, das ich ständig zum Weiterlesen gezwungen wurde. Die Kapitel waren zudem kurz gehalten, der Schreibstil war äußerst angenehm und flüssig. Die interessanten Rückblenden wurden subjektiv aus derselben Erzählweise mit eingefügt, was häufig dazu beigetragen hat, den Spannungsbogen weit oben zu halten. Immer wieder stellt man sich selbst die Fragen warum derjenige so handelt und wie man selbst an deren Stelle handeln würde? Diese Fragen haben mich mitunter doch zum Nachdenken angeregt, da hier immer wieder der moralische Aspekt einen gewissen Raum einnimmt. Die Selbstreflexion der beiden Hauptcharaktere ist jedenfalls sehr gut dargestellt und man versteht die Geschichte erst nach und nach, wie wenn sich ein Puzzlestück ans Nächste anfügt. Äußerst interessant fand ich die Einblicke in die Gedanken der beiden Frauen, eine davon hat hier doch eine sehr spezielle Weltbildansicht. Erst am (nicht erkennbaren) Ende konnte ich mich wirklich endgültig für eine Seite entscheiden. Für mich war dies kein gewöhnlicher Thriller, sondern ein mitreißender und clever konstruierter Pageturner mit vielen überraschenden (psychischen) Wendungen, die sehr gut zusammengepasst haben. Mir gefallen Geschichten wie diese unheimlich, da sie subtil mit meiner Wahrnehmung und mit den Grenzen von Gut und Böse spielen. Deswegen von mir eine ganz klare Weiterempfehlung!