Auch wenn das Buch nicht auf dem Wiener Zentralfriedhof spielt, sondern die meiste Zeit auf dem Münchner Nordfriedhof, spiegelt die Stimmung des Ambros Songs in gewisser Weise die Stimmung des Buches ganz gut wider.
Marten ist ein Außenseiter, nach einer Arbeit als Bibliotheksassistent entdeckt er zufällig bei der Abschiedsnahme seines Bruders sein Talent und seine Berufung als Beerdigungstrompeter. Bzw. genau genommen wird er und sein Talent von Berger einem Münchner Bestatter entdeckt, der sich zur Aufgabe gemacht hat, auch den Armen und Zukurzgekommenen, einen würdigen Abschied zu ermöglichen, indem er ihnen einen Abschlussball organisiert. Dazu finden sich Bettler und halbseidene Figuren, Habenichtse und Trunkenbolde zum Fest auf dem Münchner Nordfriedhof ein, alle die nichts besitzen und auch nichts zu verlieren haben und feiern ausgelassen den unbekannten Toten und das Leben.
Der Friedhof spendet Marten Ruhe und Geborgenheit, gibt ihm, der schon immer das Gefühl hatte nicht in diese Welt zu passen und schon als Junge eigentlich ein Greis zu sein, mit der Gemeinschaft der Beerdigungsmusiker ein zu Hause. Doch dann steht der Abschlussball einer Person an, die ihm doch nicht unbekannt ist, der Name Wilhelm Schocht ist ihm wohl bekannt, ein ehemaliger Klassenkamerad, ein Überflieger, Mädchenschwarm, kurz gesagt, das genaue Gegenteil von Marten. Der Tod des Klassenkameraden lässt ihn nicht ruhen und er gerät in eine sonderbare Korrespondenz mit dem Toten, bzw. mit dessen Konto. Denn nach dem er dessen Bankkarte gefunden hatte, überweist Marten Geld auf Wilhelms Konto und erhält daraufhin weitere Überweisungen und das ungewöhnliche Abenteuer beginnt.
Da ich schon mehrmals an Trauerfeiern des Stuttgarter Chörle teilnahm, war ich sehr neugierig auf diesen Roman. Das Stuttgarter Chörle hat vor allem aufgrund des Engagements einer Organistin schon einigen Verstorbenen, um die sonst keiner trauern würde, einen würdigen Abschied bereitet. Das mir das Buch so gut gefallen hat, ist sicher auch ein bisschen in dieser Erfahrung begründet, aber nicht nur. Das Buch ist nicht nur eine Liebeserklärung an das Leben und an die Außenseiter der Gesellschaft, sondern auch an die Musik. Die Mischung aus Humor, Trauer, Depression, Tod, Liebe, Musik rund um eine etwas skurrile, aber liebenswürdige Hauptfigur ist sehr gelungen.