Bei diesem Buch fällt es mir nicht leicht, alle fünf Sterne zu geben, allerdings hätte ich dem Werk bei jedem Abzug Unrecht getan. Erklären lässt sich das nicht und genauso verrückt wird es auch im Roman, obwohl grundsätzlich alles normal erscheint. Gut, tschechische Raumfahrer, die auf Aliens treffen, klingt erst mal komisch... ist es aber dann auch. Normal sind die vielen, kleinen Banaliäten die Kalfar mit einer gehörigen Portion Charme vermengt, was schließlich dazu führt, dass sich die Geschichte von anderen abhebt. Man könnte das Buch auch "Kleinen Tschechischen Raumfahrtphilosophieratgeber für Disssidentensöhne" nennen.
Jaroslav Kalfar
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Spaceman of Bohemia
Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt
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Rezension zu "Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt" von Jaroslav Kalfar
Der gebürtige Tscheche Kalfar bearbeitet in seinem Roman die (Lebens-)Geschichte eines tschechischen Raumfahrers auf einer aberwitzigen Mission. Dabei beleuchtet der Autor nicht nur im Hier und Jetzt die sonderbaren Geschehnisse im Raumschiff, sondern widmet sich in Rückblicken auch der Kindheit des Autronauten, dessen Familiengeschichte und der Beziehung zu seiner Ehefrau.
Aufgrund des Titels und des Covers hatte ich eine locker leichte, durchgängig witzige Lektüre erwartet und wurde - als ob das nicht ausgereicht hätte - darüber hinaus sehr positiv von der Tiefe der Geschichte überrascht. In der Lebensgeschichte des Astronauten gab es demnach einige traumatische Ereignisse. Nebenbei bekommt der zur Tschechischen Republik bis auf grobe Grundkenntnisse unwissende Leser gleich noch einige Informationen zur Landesgeschichte mit auf den Weg.
Der Plot ist durchgängig flott erzählt und kurzweilig für den Leser. Ich habe das Buch eingesogen und hätte mir so manche Idee sogar noch ein wenig ausgearbeiteter gewünscht.
Insgesamt bin ich überzeugt vom Buch und würde es definitiv weiterempfehlen.
Rezension zu "Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt" von Jaroslav Kalfar
Jakub Prochazka ist das einzige Crewmitglied der Jan Hus I. In geheimer Mission hat er sich aufgemacht, das schwarze Loch der Chopra-Wolke zu erforschen. Der Weg ist weit und nimmt mehrere Monate in Anspruch. Um auf der Reise nicht total zu vereinsamen, hat er häufig Kontakt zur tschechischen Bodenstation und zu seiner Frau Lenka.
„Mittels wöchentlicher Videochats eine Erde-Weltraum-Ehe zu führen war so, als beobachtete man, wie eine Infektion Zentimeter für Zentimeter in gesundes Gewebe vordringt, während man Pläne für den Sommerurlaub schmiedet.“ (Seite 27)
Diese Gespräche mit seiner Frau halten Jakub aufrecht. Doch eines Tages verschwindet sie, was ihn total verunsichert. Zum Glück taucht in diesem Moment ein „fremdartiges Wesen [auf und] durchstöbert die Ränder meines Geistes, sanft, aber entschlossen. Es sieht mich. Es studiert mich, bis tief hinein in meinen genetischen Code. Die Spitzen seiner Beine klimpern auf Erinnerungsfäden -, ein rhythmisches Zucken meiner Hirnsubstanz. Das Wesen durchwühlt die Geschichte meiner Erbmasse, die Ursprünge meiner Nation, das, was mich und den Namen Jan Hus in den Kosmos gebracht hat.“ (Seite 47)
Als Leser begleiten wir Jakub zurück in seine elternlose Kindheit, lernen seine Großeltern kennen und erfahren, wie unbeliebt er als Sohn eines Spitzels bei Gleichaltrigen war. Sehr anschaulich beschreibt der Ich-Erzähler seine Einsamkeit im All: „Mein Körper erledigte die niederen Tätigkeiten nüchtern – professionell, während mein Geist wanderte, überallhin, bald manisch, bald passiv, eine sirrende Mücke im Schlafzimmer, die sich hin- und hergerissen fühlt zwischen der Freiheit, die ihr die hereinscheinende Sonne verheißt und dem unerschöpflichen Krümelbüfett in dunklen Winkeln.“ (Seite 106)
Obwohl ich das Buch anfangs etwas skeptisch zur Hand nahm, bin ich positiv überrascht. Es enthält viele nachvollziehbare Gedanken, unter anderem auch Lenkas Sicht der Dinge: „Ich bin die Frau des Raumfahrers. Ich kann mir morgens Pfannkuchen machen, ich kann zur Arbeit gehen, nach Hause zurückkommen, ins Fitnessstudio gehen, meine fünf Kilometer laufen und meine Kniebeugen machen, aber abends im Bett bin ich Hälfte der Ehe, die durch diese Mission ins Nirgendwo getrennt ist.“
Jaroslav Kalfař (*1988) ist in Prag geboren und dort aufgewachsen. Mit fünfzehn Jahren migrierte er in die USA, wo er Literatur, Politik und europäische Geschichte studierte. Heute lebt und arbeitet er in Brooklyn. „Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt“ ist sein erster Roman.
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Jaroslav Kalfar wurde am 01. Januar 1988 in Prag (Tschechische Republik) geboren.
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