Eine Vielfalt an Themen schneidet der Autor in seinem ersten Werk an und zeigt Ähnlichkeiten mit menschlichen Normen im Tierreich bei Staatenbildung, Sozial- und Sexualverhalten, Drogenkonsum und rudimentärer Landwirtschaft anhand der evolutionären Entwicklung. Auch die Ursprünge und Entwicklungsgeschichte von Kommunikation, Fremdenfeindlichkeit, Kunst und Kriegsführung werden ausführlich beleuchtet.
Der Einfluss der Umweltbedingungen lässt sich gut anhand der Unterschiede zwischen Bonobos und Schimpansen erläutern. Durch den unüberwindbaren Kongo getrennt, entwickelte sich die friedliche, matriarchalisch geprägte Lebensweise der Bonobos in einem von Überfluss und angenehmen Lebensbedingungen geprägten Umfeld, während der Lebensraum der hierarchisch gegliederten und überaus gewaltbereiten Schimpansen eher karg und unwirtlich war. Somit drängt sich die These auf, widrige Umweltverhältnisse würden strengere Rangordnungen und ein generell konflikförderndes Verhalten bedingen, während die Art von Wohlstand der Bonobos es erst ermöglicht, auf soziale und friedliche Weise miteinander zu kooperieren. Im Widerspruch dazu gibt es aber sowohl Tierarten als auch spezialisierte Menschengruppen, die unter widrigsten Bedingungen trotzdem normal miteinander umgehen. Direkt von einer aggressiveren Grundmentalität auszugehen wäre allzu weit vorgegriffen, obwohl die für Forscher unerklärlichen, weil für die Gruppe schädlichen Verhaltensmuster von Schimpansen wie sinnlose Gewalt, Hetze und Verfolgung einzelner Gruppenmitglieder und die weit über das Maß anderer, territorialer Tiere hinausgehende Gewalt bei Eroberungsfeldzügen inklusive Kannibalismus schon einen Vorgeschmack auf den Menschen gaben. Und dass Bonobos vom Aussterben bedroht sind, weil sie in durchaus als tierische Vorstufe zum Genozid zu bezeichnenden, organisierten Angriffen der Schimpansen erschlagen und vertrieben werden, zeigt sowohl eindrucksvoll als auch traurig, dass sich die Mentalität des Menschen schon lange vor dessen Aufstieg in den ihm nähesten Verwandten abgezeichnet hat.
Wie oft sich Diamond für seine anderen, später veröffentlichen Bücher aus diesem Werk bedient hat, grenzt teilweise an leichte Unverschämtheit. So flossen Teile aus dem Kapitel über die Eroberer der Welt in das Buch „Arm und Reich: Die Schicksale menschlicher Gesellschaften“ ein und Abschnitte über die Bedeutung des Lebensraumes findet man in „Kollaps: Warum Gesellschaften überleben oder untergehen“. Bei persönlichem Interesse ist die Lektüre der ausführlichen Beschreibungen beider Werke in jedem Fall eine Option, wenn durch die verhältnismäßig kurzen Erklärungen dieses Werkes Neugier geweckt wurde.
Gegen die Präferenz, den Menschen als wahrscheinlichsten Verursacher vergangener Artensterben verantwortlich zu machen und dem Klima eher zweitrangige Bedeutung zuzuschreiben, gibt es aufgrund der eindeutigen archäologischen Hinweise wenig Argumente. Es mag schon sein, dass der Wechsel von Eis- und Warmzeiten in bestimmten Regionen stärkere Einflüsse hatte, aber speziell in den immer relativ moderaten Klimazonen zieht dieses Argument aufgrund der Anpassungsfähigkeit der meisten Tiere nicht. Es wird auf Seiten der Skeptiker damit argumentiert, dass das Finden von Fossilien ein zufälliges Glücksspiel ist, das keine seriösen Zahlenschätzungen zulässt. Nur wenn man immer genau in den mit Menschenwanderungen zusammenfallenden Sedimentschichten übermäßig viele Knochen ausgestorbener Tiere findet, ist das ein eindeutiges Indiz.
Diamond richtet gegen Ende des Buches einen engagierten Appell an die Menschen, aus den immer gleichen Fehlern und den Zyklen von Expansion, Artensterben und Umweltzerstörung endlich auszubrechen und zumindest nicht noch mehr Schaden anzurichten. Ein nobles Anliegen, denn gerade aus der Perspektive eines Evolutionsbiologen muss es überaus frustrierend sein, über Jahrzehnte hinweg zu beobachten, wie zu erforschende Lebensräume einem förmlich vor der Nase weg irreversibel zerstört werden.