Rezension zu "Verflixt und unsichtbar: Folge 1-3" von Jana Himmel
Über die Privatdetektivin Laura Sand lässt sich eigentlich nicht viel mehr sagen, als der Klappentext bereits verrät. Außer vielleicht, dass sie mit Anlauf in jedes Fettnäpfchen springt und sich außerdem oft wie ein kleines bockiges Kind verhält, das völlig unangemessen reagiert und irrationale Entscheidungen trifft. Wäre die Ich-Erzählerin nicht außerdem noch ziemlich selbstironisch, hätte ich vermutlich nicht so viel Nachsicht mit ihr gehabt und das Buch eher widerwillig gelesen. Doch der besondere, etwas schräge Humor dieser Geschichte hat mich für Vieles entschädigt.
Bei diesem eBundle handelt es sich um die Gesamtausgabe der Laura-Sand-Reihe, deren Titel "Verflixt und unsichtbar" einfach perfekt passt. Denn Laura gerät von einem Schlamassel in die nächste Katastrophe und sorgt so für jede Menge Chaos. Ihre Gabe macht das Ganze auch nicht wirklich leichter - ganz im Gegenteil: nackt und unsichtbar friert sie sich in den kühlen Monaten beinahe den Hintern ab.
Womit wir auch schon beim übernatürlichen Part der Geschichte wären. Ich gebe gerne zu, dass die Autorin eine außergewöhnliche Version des Unsichtbarkeits-Themas entworfen hat. Dennoch finde ich ihre Interpretation eher skurril als innovativ. Ich meine: Laura kann unsichtbar werden, muss dabei aber nackt und völlig ungeschminkt sein? Nur ihre lebenden Körperzellen verschwinden, Tränen und Blutstropfen jedoch nicht? Selbst kleinste Essensreste zwischen den Zähnen wären daher trotz Unsichtbarkeit sichtbar? Ganz zu schweigen von Nagellack oder Lipgloss - aber die gefärbten Haare sind kein Problem? Ich finde das alles ziemlich befremdlich.
Was mich jedoch am meisten stört, sind die Fehler in der Logik und Kontinuität. So wird zum Beispiel aus dem Mai der "Oktober-bis-Mai-Regel" im zweiten Teil plötzlich März. Dann ist von Kanzlei die Rede, obwohl die Detektei gemeint ist. Der Geist, den Laura nur sehen kann, wenn sie unsichtbar ist, wird auf einmal permanent für sie sichtbar - ohne hinreichende Erklärung. Und überhaupt: Warum kann Laura diesen speziellen Geist plötzlich sehen? Der Junge ist seit 3 Jahren tot. Wieso taucht er jetzt auf und warum verschwindet er nicht wieder, nachdem Laura seine Geschichte aufgedeckt hat? Und warum hat Laura noch nie mit anderen Geistern zu tun gehabt, wenn diese Fähigkeit doch scheinbar zu ihrer Gabe gehört?
Ich denke ja, die Autorin brauchte einfach eine Figur, die als Freund oder Freundin für Laura auftritt und der sie alles erzählen kann. Ein Mensch scheidet aus, weil Laura eigentlich niemandem von ihrer Gabe erzählt - mit zwei Ausnahmen. Außerdem ist sie ein wenig paranoid, daher vertraut Laura kaum jemandem. Also wurde kurzerhand ein Geist erfunden, der ja schon von Lauras Gabe weiß und ihre Geheimnisse nicht ausplaudern kann. Ob das logisch ist oder nicht, scheint dabei keine Rolle zu spielen.
Das sind nur ein paar Beispiele der vielen Dinge, die für mich völlig unlogisch erscheinen oder nicht hinreichend durchdacht sind. Das hat mich ziemlich frustriert - genau wie das schlechte Korrektorat und das Ende. Eigentlich dachte ich, dieses Buch wäre eine Gesamtausgabe der Reihe, doch der Cliffhanger am Schluss des dritten Bandes deutet auf eine Fortsetzung hin. Die jedoch nicht kommen wird. Die Laura-Sand-Reihe ist mit "Verflixt und unsichtbar: Mission Schlupfloch" vorerst abgeschlossen. Doch das Ende lässt einfach zu viele Fragen offen. Lauras persönliche Geschichte, die sehr aufwendig immer wieder mit Andeutungen und Hinweisen gespickt wurde, endet ohne eine Auflösung. Ganz eindeutig steckt mehr hinter ihrer Familiengeschichte und Gabe, doch wir bekommen keine Antworten. Stattdessen gibt es Unklarheiten, die die Autorin ganz bewusst eingestreut hat. Sie hat die Spannung erhöht und mich neugierig gemacht. Und wofür? Um am Ende völlig frustriert und ohne eine einzige Erklärung dazustehen?
Die Krimi-Handlung des letzten Bandes wird ebenfalls eher dürftig aufgelöst. Die Erklärung wirkt irgendwie halbherzig, als wäre sie nur ein Punkt, der abgehakt werden musste. Da fehlte mir die Leidenschaft und Inspiration der ersten beiden Teile. Denn zu Anfang konnten mich zumindest die Fälle überzeugen. Klar stellt sich Laura etwas dämlich an, aber das ist ja der Sinn des Ganzen. Dennoch habe ich es genossen, mit ihr herumzuschnüffeln und ein Puzzleteil nach dem anderen aufzudecken. Die ersten Fälle sind durchdacht und nachvollziehbar. Die Handlungsweise der Protagonisten glaubhaft. Aber im letzen Band ... eher nicht.
Lauras Beziehung zu Erik nimmt zum Glück nicht so viel Raum ein und wirkt anfangs eher wie eine weitere Komplikation, die die Geschichte interessanter macht. Lauras Sozialleben ist quasi nicht existent und Erik lockt sie aus ihrem Schneckenhaus. Im zweiten Band kommen sich die beiden näher, was bei Laura zwiespältige Gefühle auslöst. Doch im dritten Band artet das in unnötiges Drama aus, das mich zunehmend genervt hat. Zum Glück kriegen sie sich am Ende wieder ein, denn dieses Rumgezicke war ja nicht auszuhalten. Lauras Spleen hingegen (ihre Fixierung auf schöne, farblich abgestimmte Unterwäsche) hat mich stets zum Schmunzeln gebracht.
Es ist immer ungünstig, wenn ein Buch zum Ende hin schwächelt, weil dann die positiven Gefühle vom Anfang und der Mitte überschattet werden. Daher möchte ich noch einmal betonen, dass mir das Lesen größtenteils Spaß gemacht hat. Ich mag den locker-leichten, humorvollen Stil und Lauras schrullige Art. Ihr Geister-Freund Will ist unglaublich sympathisch und auch die Dynamik in der Detektei konnte mich überzeugen und hat mich stellenweise richtig gerührt. Die Geschichte ist unterhaltsam - sofern man keine zu hohen Erwartungen hat. Ich musste mich zwingen, über die Schreibfehler hinwegzulesen und die Unstimmigkeiten zu ignorieren. Aber die Geschichte ist durchaus kurzweilig und ganz nett, wenn man den Kopf abschalten möchte.
Sollte wider Erwarten doch noch ein vierter Band veröffentlicht werden (der zweifellos ursprünglich geplant war), muss ich mich vermutlich für meine Frustration am Ende entschuldigen. Aber so, wie es jetzt aussieht, ist der Schluss leider ziemlich enttäuschend und macht die ganze gute Vorarbeit zunichte.
Fazit:
Ein interessanter Ansatz, der jedoch vor allem auf der paranormalen Ebene nicht stimmig ist. Der Krimi-Part ist interessant und unterhaltsam - zumindest in Band 1 und 2. Der dritte Teil wirkt anfangs ebenfalls vielversprechend, hat mich am Ende jedoch sehr enttäuscht. Wer also Logik und eine durchdachte Handlung sucht, wird mit dieser Reihe nicht glücklich werden. Doch die humorvolle, selbstironische Erzählweise entschädigt ein wenig und macht die Geschichte zu einer kurzweiligen Lektüre.
Gesamtwertung: 2,5 - 3 Punkte
Teilwertungen:
1. Mission Undercover: 3 Punkte
2. Mission Geistesblitz: 3,5 Punkte
3. Mission Schlupfloch: 2 Punkte
(Diese Rezension ist erschienen auf <a href="http://literatur.cultural-noise.de/" target="_blank">literatur.cultural-noise.de</a> / Text: KR)