Rezension zu "Poetry for Future" von Samuel J. Kramer
In dem Werk „Poetry for Future“ thematisieren Spoken-Word-Künstler*innen in 45 Texten die Klimakrise. Der Thematik nähern sie sich in fünf Kapiteln namens Wasser, Kinder, Enden, Gegensätze und Sprache. Jedes Kapitel enthält Gedichte und Poetry-Slam-Texte zum Thema, jeder Text steht und spricht für sich. Untermalt wird das Ganze durch QR-Codes, von denen sich 22 im Buch befinden und die den Leser direkt zu einer Audio- oder Videoaufnahme des entsprechenden Textes führen.
Die Anthologie ist macht keine gute Laune und ist nichts für zwischendurch. Man sollte sich Zeit nehmen, um die Gedichte in dem Buch zu verstehen und die Geschichten auf sich einwirken zu lassen. Jeder Künstler*in hat mit einer ganz persönlichen Note zur Anthologie und Botschaft beigetragen. Mit dabei sind bekannte Namen wie Lars Ruppel, der schon viele Poetry-Slam-Meisterschaften gewann und durch seine poetischen, sich reimenden Gedichte auszeichnet, Meral Ziegler, die seit über 10 Jahren die deutschsprachigen Poetry-Slam-Bühnen rockt und natürlich der Herausgeber Samuel Kramer. An dieser Stelle sei es erlaubt, eine kleine Hommage anzufügen, die nicht zu stark nach Fanpost oder Liebesbrief klingen soll, aber Samuel Kramer schreibt wirklich grandios. Seine Texte sind so anders, als die vieler Slam-Poeten. Nicht immer um den Witz bemüht, nicht immer laut und mit Ausrufezeichen, nicht immer schreibt er über die hippen, angesagten Themen wie zum Beispiel die Liebe, um die es doch in so vielen Slam-Texten geht. Und doch berühren seine Werke, eher leise und schleichend, und mitten ins Herz.
Es gibt fast nichts, was so subjektiv ist die Lyrik und natürlich gibt es auch in diesem Sammelband einige Texte, mit denen man eher weniger anfangen kann und andere, die man immer wieder gerne liest. Mein Lieblingstext (von Samuel Kramer) wird ganz am Ende des Buches angeführt. „Vögel“ heißt der Text. Er ist traurig und nachdenklich, und zugleich wunderschön geschrieben:
„Denn mit den Vögeln, die aus unseren Welten verschwinden/ gleich den Federn, die wir immer seltener finden/ gleich dem Dodo, der uns so schwer im Magen liegt/ gleich dem Phönix, der Asche des Adlers verblieb/ gehen mir die Vergleiche und Hoffnungen aus/ Ich tausche gern jede Lösung gegen meinen Applaus“. – Samuel Kramer
Ein wunderschönes, trauriges, zum Nachdenken anregendes Werk über die Klimakrise. Absolut lesenswert.