„Harry Potter and the Cursed Child“ ist das 8. Buch der Harry Potter-Reihe, geschrieben von J.K. Rowling. Damit führt das Buch eigentlich die Geschichte von Harry Potter, Ron, Hermine, Draco und Voldemort fort und irgendwie auch wieder nicht. Es ist mehr eine Fanfiction. Die Geschichte, die eigentlich zu Ende erzählt war, muss wieder aufgenommen und fortgesetzt werden. Man merkt sehr gut, dass das Buch nur ein weiterer Versuch ist, Geld aus dem Franchise zu quetschen.
Den Klappentext schreibe ich hier nicht mehr rein. Wer mag kann ihn oben nachlesen.
Allem in allem denke ich kann man das Buch mögen wenn man es nicht als Teil der Harry Potter-Reihe sondern der Wizarding World betrachtet, die Logik beiseite lässt und es als Alternative zu den bisherigen Büchern liest oder als Erweiterung dieser. Was auch nich gesagt werden muss: Das Buch ist ein Theaterstück! Demnach besteht es einzig und allein aus Dialogen und Anweisungen bzw. Beschreibungen der Szenen.
Cover
Das Cover gefällt mir recht gut. Es ist golden, mit der Abbildung eines Nests, in dem ein Kind hockt und ausgebreiteten Flügeln. Das Cover passt nicht unbedingt zu den anderen Büchern oder Screenplays, sieht aber magisch und interessant aus.
Inhalt
Das goldene Trio ist mittlerweile erwachsen. Harry arbeitet als Auror im Ministerium, Hermine ist Ministerin und Ron arbeitet auch im Ministerium. Selbst Draco hat es dorthin verschlagen.
Die Geschichte setzt dort an, wo der siebte Band von Harry Potter aufgehört hat: Harrys Sohn Albus Severus kommt nach Hogwarts. Anders als sein Bruder James und gegen die Erwartung Harrys kommt er nach Slytherin, zusammen mit Scorpius Malfoy. Die beiden freunden sich an – Albus, der im Schatten seines Vaters, dem berühmten Harry Potter steht und mit diesem Erbe zu kämpfen hat und Scorpius, der ein Malfoy ist und über den das Gerücht umher geht, er wäre der Sohn des dunklen Lords persönlich. Als die beiden dann auch noch auf einen Zeitumkehrer stoßen, beschließt Albus einen alten Fehler seines Vaters wieder gut zu machen und sich so zu beweisen. Zusammen mit Scorpius und Cedrics Cousine Delphi reisen sie in die Vergangenheit und treten damit eine Kette von Ereignissen los, die die ganze magische Welt ins Chaos stürzen.
Vorab, ich liebe Albus und Scorpius‘ Freundschaft! Die ist wirklich einer der wenigen positiven Punkte an diesem Buch. Was mir auch sehr gefiel, war die Tatsache, dass die beiden Protagonisten Slytherin sind und mein Haus nicht nur das Haus der dunklen Zauberer ist, sondern endlich in einem positiven Licht dargestellt wird.
[Spoiler]
Ich muss zugeben, auch die alternative Zeitlinie, in der Voldemort geherrscht hat, war äußerst interessant und definitiv gruselig. Sich selbst als Skorpion-König von Hogwarts zu sehen, die eigene Dunkelheit und das Böse, das in jedem liegt, das Schlechte in seinem Vater Draco, war für Scorpius ein Schock und für den Leser ein Konzept, von dem ich gerne mehr gelesen hätte. Eine Geschichte, die das Potential dieses Konflikts ausgeschöpft hätte, würde dem Harry Potter-Universum auf jeden Fall etwas Düstereres und Unheimlicheres geben.
Snapes Auftritt war bittersüß. Ihn als Spion der Rebellen unter Voldemorts Regime wiederzusehen, das war doch sehr interessant und hat mir gut gefallen. Sein Ende in der alternativen Zeitlinie war nicht weniger schmerzhaft als der Tod durch die Hand Voldemorts im Kampf um Hogwarts. Es war ein Ende, das zu ihm als Charakter und zu seiner Geschichte gepasst hat, genauso wie sein Tod im siebten Harry Potter-Buch.
[Spoiler Ende]
Abgesehen davon mochte ich auch den inneren Konflikt von Albus. Als Sohn des berühmten Harry Potter hat jeder Erwartungen an ihn, glaubt ihn zu kennen oder sieht seinen Vater in ihm. Er steht in Harrys Schatten und vielen sehen in Albus nur Harry Potters Sohn.
Das war jedoch schon so ziemlich das Einzige, was mir an dem Buch gefallen hat.
Der Plot ist unlogisch, voller Plot Holes und unlogischen Details. Ausgerechnet den Zeitumkehrer auszuwählen, der bereits im dritten Harry Potter-Buch für einige Fragezeichen sorgte und – sind wir mal ehrlich – nicht so logisch ist wie viele Harry Potter Fans es wahrscheinlich möchten, ausgerechnet dieses Prinzip für ein weiteres Buch zu verwenden, schafft mehr Probleme als es löst. Die Sache mit Zeitreisen ist, dass es hier wieder andere Regeln gibt, als ursprünglich mit dem Zeitumkehrer festgelegt wurden. Der Zeitumkehrer bringt die Personen dieses Mal beliebig weit zurück in die Vergangenheit, allerdings nur für 5 Minuten.
Der Kern des Plots hat man schon in den Büchern 3-7 gelesen. Es wird wenig neues erzählt, stattdessen bringt man bereits verstorbene Charaktere zurück, erzählt bereits abgeschlossene Geschichten erneut und greift Plots auf, die uninteressant und langweilig sind. Leider ist es ein liebloser Versuch, aus dem Franchise noch Geld zu quetschen.
Was mich auch noch gestört hat, sind die Charaktere. Viele Charaktere wirken flach, unlustig oder verhalten sich extrem untypisch.
Das Ende und die Enthüllung rund um Delphi sowie der finale Kampf war für mich eine Enttäuschung auf ganzer Linie.
[Spoiler]
Voldemort als Bösewicht wieder zurückzubringen ist lazy writing und nimmt irgendwie die Erleichterung und die Nostalgie, die man beim Lesen des siebten Buches verspürt hat. Er ist wieder da, es gibt keinen neuen Bösewicht (obwohl die Wizarding World dafür wirklich mehr als genug Möglichkeiten bietet!) und Harry muss wieder gegen ihn kämpfen in einem alles entscheidenden Finale.
Cedric wird in der alternativen Zeitlinie zum Todesser aus Rache, weil er beim trimagischen Turnier verloren hat? Das widerspricht literally seinem Charakter und seiner gesamten Persönlichkeit.
Delphi als Tochter von Voldemort und Bellatrix ist ebenfalls lazy writing. In einer Fanfiction würde ich mit so einem an den Haaren herbei gezogenen Plottwist leben können, aber hier fühlt es sich einfach an als hätte Rowling keine Inspiration oder Ideen mehr gehabt. Wieso und vor allem wann, sollten die beiden je Sex miteinander gehabt haben? Voldemorts Ziel war die Unsterblichkeit und Harrys Tod. Ich glaube kaum, dass er da an Sex gedacht hat. Im Gegenteil, ich würde mal soweit gehen, zu behaupten, es interessierte ihn nicht.
[Spoiler Ende]
Die Geschichte hat einen ganz anderen Vibe als die ursprünglichen Harry Potter-Bücher. Albus und Scorpius leben als Teenager in dem 21. Jahrhundert, was dem ganzen ein modenes Gefühl gibt. Leider macht es die Story insgesamt weniger magisch. Es fehlt einfach der gewisse Zauber. Andererseits ist es erfrischend und interessant, die neue Generation der Hexer*innen zu sehen.
Schreibstil
Der Schreibstil entspricht einem Theaterstück. Dialoge und Szenenbeschreibungen. Mochte ich jetzt nicht so, aber es war flüssig und leicht zu lesen.
Charaktere
Viele Charaktere verhalten sich untypisch, sind blass oder einfach langweilig/nervig.
Harry ist kalt und ganz anders als den ersten sieben Büchern. Er gibt sich zwar Mühe, versteht Albus aber nicht und begreift nicht, wie es für seinen Sohn ist, im Schatten einer Berühmtheit zu stehen. Er scheint öfters gefühllos und behandelt Albus, als wüsste er, was am besten für ihn ist. Auf Albus Gefühle geht er lange gar nicht ein und hat kein Verständnis für ihn.
Ron ist hier der comedic relief und Witzbold, der unlustige Witze reißt, sich über das Alter beklagt und insgesamt ziemlich nervig ist. Leider benimmt Hermine sich erstaunlich dämlich in diesem Buch.
Zu den Charakteren die ich absolut liebte:
- Scorpius
- Draco
Sie haben beide mit ihrer Identität und Astorias Tod (Scorpius Mutter) zu kämpfen, sowie mit ihrer eigenen Dunkelheit. Draco denkt noch oft an das, was er getan hat, seine Zeit als Todesser und er lernt, ein besserer Mensch und guter Vater zu sein. Und Scorpius lernt mit dem Erben, das der Name Malfoy mit sich bringt umzugehen, seinen Wünschen nachzugehen und über sich hinauszuwachsen. Beide lernen mit der Vergangenheit zu leben. Das mochte ich wirklich. Die beiden sind definitiv meine Lieblingscharaktere im gesamten Buch.
Draco hat sich weiterentwickelt und sein Sohn hat einen Charakter und Persönlichkeit, die man einfach mögen muss.
Albus war ein Charakter, der okay war. Ich mochte seine Freundschaft zu Scorpius und sein innerer Konflikt. Jedoch mochte ich seine Persönlichkeit nicht wirklich. Mir persönlich war er etwas zu scharf darauf, sich zu beweisen und nicht wirklich intelligent. Aber er ist ein guter Freund.
Delphi konnte ich nicht leiden. Ohne zu spoilern, sie ist definitiv ein blasser Charakter, der nur hinzugefügt wurde, damit der Leser/Theaterbesucher glaubt, es wäre eine neue Geschichte und nicht die Geschichte, die man bereits kennt.
Die anderen Charaktere, die erwähnt werden, kommen leider (viel) zu kurz. Neville, Rose, Cedric, James, Lily, McGonagall, Snape, Dumbledore, ... Klar geht es nicht um sie und man kann nicht erwarten, dass sie eine große Rolle spielen, aber wenigstens bei den anderen Kindern der Potters und Weasleys hätte mehr Screentime nicht geschadet. Oder warum dreht sich alles nur um Albus und Scorpius, aber die anderen Kinder werden bequemerweise vergessen und nach dem ersten Akt nicht mehr erwähnt?
Fazit
Eine Erweiterung der Geschichte um Harry Potter. Wenn man die Logik beiseite lässt und sich an den Schreibstil des Theaterstücks gewöhnt, kann man die Geschichte mögen. Das Wiedersehen mit alten Bekannten macht es für Harry Potter-Fans bittersüß und nostalgisch. Trotzdem hat das Buch eine moderne Umsetzung. Der Plot an sich ist unlogisch und die wiederholte Erzählung von eigentlich abgeschlossenen Geschichten. Am Ende ist es nur ein weiterer liebloser Versuch, noch mehr Geld aus dem Franchise zu scheffeln.