"Wir waren alle entzückt, wir alle erkannten, daß wir Verwirrung und Unsinn hinter uns ließen und die einzige und einzig edle Funktion unserer Zeit erfüllten, in Bewegung zu sein."
Hätte dieses Zitat aus der Buchmitte doch bloß auf dem Buchrücken gestanden, vielleicht hätte ich dann die Finger von diesem Roman gelassen.
So aber war ich neugierig und durchaus mit hohen Erwartungen an die Lektüre gegangen. Immerhin gilt "Unterwegs" als DAS Kultbuch der Beat-Generation schlechthin, es hatte weitreichende Einflüsse auf andere Künstler, von Allen Ginsberg, Bob Dylan und William S. Borroughs bis hin zu Peter Fonda und Dennis Hopper, denen der Roman als Inspiration für den ebenfalls Kult gewordenen Film "Easy Rider" diente.
Die Story - mit durchaus autobiografischen Anteilen - dreht sich um einen Gelegenheitsschriftsteller und dessen Freunde, die rastlos, immer auf der Suche nach Abenteuern und ab und an auch nach dem Sinn des Lebens, kreuz und quer durch Amerika fahren. Es gibt recht wahllos erscheinende sexuelle Beziehungen, das Geld ist immer knapp, Alkohol und illegale Drogen hingegen scheinen fast immer verfügbar und werden gerne und reichlich konsumiert.
Der Stil mag bei Ersterscheinung 1957 für Aufsehen gesorgt haben, der Ich-Erzähler spricht einfach und direkt, oft unter Verwendung von umgangssprachlichen Ausdrücken. Allerdings finden sich haufenweise Wiederholungen und Redundanzen, und die pure Aneinanderreihung von Alkoholexzessen, zurückgelassenen Frauen (und auch Kindern) und die Jagd nach dem nächsten schnellen Kick hat mich schnell extrem gelangweilt. Kerouac hat den Roman in nur drei Wochen auf eine Rolle Endlospapier getippt, um seinen Schreibfluss nicht durch den Papierwechsel unterbrechen zu müssen. Vielleicht hätte das ein oder andere Innehalten und Reflektieren dem Manuskript jedoch ganz gut getan.
Der Roman mag durch seine Darstellung eines Lebens, das weitestgehend außerhalb der Normgesellschaft stattfindet, als Kritik an ebendieser verstanden werden. Doch reicht mir die Beschreibung von ein paar vagabundierenden Outlaws als Gegenentwurf zur bestehenden Gesellschaftsordnung nicht aus. Zumal die Sinnsuche nicht von Erfolg gekrönt ist, sondern in den Wahnsinn mündet.
Auch Kerouacs reales Leben endete leider vorzeitig, er starb mit nur 47 Jahren , von Alkohol und Drogen ruiniert.