Inhalt
Vor siebzehn Jahren verließ Anais ihr Heimatdorf. Doch selbst in ihren Träumen kann sie ihrer Heimat nicht entkommen, denn die Brandnarben auf ihrem Kopf erinnern sie immer wieder an den Unfall im Tunnel, bei dem dutzende Kinder ihr Leben verloren. Nun ist sie zurück, nachdem das elterliche Haus abbrannte und sie sich um die Erbschaft kümmern muss. Und es scheint, als hätte der Tunnel bereits auf sie gewartet.
Rezension
Eine seltsame Mischung
Kai Meyer ist vielen Lesern wohl eher als Jugend- und Fantasyautor bekannt – ein Vorurteil, gegen das er sich entschieden in seinem Vorwort zu diesem Buch ausspricht. Klammroth gehört nicht ins Jugendbuchregal – etwas, was ich durchaus so unterstreichen kann. Doch steckt wahrer Horror in dieser Geschichte?
Der Einstieg ist sehr atmosphärisch, ein Berg, der seit jeher seine Opfer forderte, auch oder gerade als man begann, ihn mit einem Tunnel zu durchbohren. Hier und da ein paar Tote, doch nie zu viele um auffällig zu werden. Nach einem schlimmen Busunfall jedoch werden die Tore verriegelt, der Tunnel endgültig gesperrt und nicht mehr betreten.
Bis Anais wieder auftaucht. Denn etwas zieht sie unweigerlich zu diesem Loch im Berg, dem Ort, an dem ihre Jugend für immer vorbei war. So viele ihrer Klassenkameraden sind verbrannt, so viele völlig entstellt. Sie hatte Glück, irgendwie, nur der Kopf wurde vom Feuer gezeichnet, eine Perücke hilft.
Eigentlich will sie gar nicht hier sein, in Klammroth, in diesem sterbenden Nest. Aber der Flammentod ihrer Stiefmutter lässt sie zurückkehren, Papiere müssen unterzeichnet, der Erbanteil an einer Klinik für Verbrennungsopfer muss geklärt werden. Schon bald passieren seltsame Dinge, die sich Anais nicht erklären kann, und die sie am Ende zwingen werden, sich ihrer eigenen Vergangenheit zu stellen.
So weit, so gut. Allerdings schwankt die Geschichte immer wieder zwischen übernatürlichen und äußerst natürlichen, wenn auch widerlichen, Geschehnissen hin und her. Morbider Thriller mischt sich mit unheimlichen Begegnungen und wirkte auf mich zuletzt nicht ganz ausgegoren. Klar, Horror muss nicht immer erklärbar sein, aber auch die anderen Elemente blieben für mich zu schwammig, zu oberflächlich. Kurzum, meiner Meinung nach hätte eine klarere Linie dem Buch gut getan.
Fazit
Nicht so richtig Fisch oder Fleisch, aber auch nicht völlig verkehrt. Kann man lesen, muss man aber nicht.