Die deutsche Ausgabe dieser Sammlung von kurzen Kriminalgeschichten erschien 2017, die Originalausgabe bereits 2014 unter dem Titel „The Beat Goes On“.
Für diejenigen, die die Rebus-Romane gelesen haben und das dürften die meisten sein, die zu den Stories greifen, gibt es ein Wiedersehen mit einigen alten mehr oder weniger guten Bekannten, wie z.B. Brian Holmes und Rebus‘ alter Nachbarin Mrs. Cochrane.
Die Entstehungszeit der Stories ist unterschiedlich, die älteste ist aus dem Jahr 1990, die jüngste wurde 2014 geschrieben, doch den weit überwiegenden Großteil hat der Autor zu Beginn der 90-er des letzten Jahrhunderts verfasst.
Auch wenn ein paar der Stories recht pfiffig aufgelöst sind, wie beispielsweise „Not Provan“ oder „Eine Leiche im Keller“, so wird doch die Kurzform der Figur von John Rebus nicht richtig gerecht. Er tritt hier eher als der superschlaue und tadellose Sherlock Holmes in Erscheinung, der für den Leser überraschende Zusammenhänge herstellt oder aufdeckt und so den Fall löst, denn als fehlbarer Mensch und Polizist. Immer nur zwischendurch scheint der „echte“ Rebus durch.
Es ist wohl so, dass Ian Rankin irgendwann selbst gemerkt hat, dass diese Kurzform eigenständig seiner Figur nicht gerecht werden kann, denn 2013 schrieb er eine kurze Story, die er ins Jahr 1983 zurückdatierte („Tot und begraben“) und die die Anfänge von John Rebus bei der Polizei in Summerhall als Ergänzung zum Romanband „Schlafende Hunde“, der im selben Jahr erschien, erzählt und die John Rebus viel mehr gerecht wird, als die Stories mit ihm als überintelligentem Kommissar. In einer der Stories spricht Rankin das direkt auch an: „Nein, er würde ihm die Geschichte so erzählen, als wäre er Sherlock Holmes und Philip Marlowe in Personalunion gewesen.“ (Goldmann Tb, 1. Aufl. Februar 2017, S. 441) Das aber ist nicht der John Rebus, den man kennt und liebgewonnen hat, eben weil er kein unfehlbarer Heldencharakter ist.
Die Erkenntnis wird noch verstärkt durch die einzige etwas längere Geschichte in dem Band mit dem Titel „Der Tod ist erst der Anfang“, die sich von der Qualität deutlich positiv von den Kurzgeschichten abhebt. Alles in allem jedoch ein Buch, das ich niemandem empfehlen würde, auch und gerade niemandem, der die Rebus-Romane mag. Die interessanten Einblicke, die Ian Rankin auf einigen Seiten am Ende in sein Schaffen, sein Leben und die Figur John Rebus gewährt, können am Gesamteindruck nichts ändern. Sehr schade eigentlich. Ein Stern.