Hilary Mantel ist eigentlich für ihre umfangreichen, meist etwa 500 bis 800 Seiten langen Bücher wie die Tudor-Trilogie bekannt, mit "Sprechen lernen" liegt nun jedoch auch ihre Kurzgeschichtensammlung, in der Übersetzung von Werner Löcher-Lawrence, auf Deutsch vor. Die sieben autofiktionalen Geschichten wurden 2003 von der Autorin erstmals veröffentlicht und spielen im England der 50er- und 60er-Jahre. Sie verarbeitet darin literarisch ihre eigene Kindheit und Jugend, berichtet vom Verschwinden des leiblichen Vaters, dem Liebhaber der Mutter, dem allmählichen, hart erkämpften sozialen Aufstieg und der damit verbundenen Häme und Ausgrenzung sowie der Last des Verlustes, die auf der Jugend liegt. Die Storys sind düster, sowohl inhaltlich, als auch die Schauplätze betreffend: graue Städte, Moore und Schrottplätze bilden das Setting für Mantels Figuren.
"Sprechen lernen" war meine erste Berührung mit Hilary Mantel und ich muss zugeben, dass mir ihr Stil nicht wirklich zugesagt hat. Die Geschichten haben mich wenig gefesselt, obwohl sie thematisch durchaus interessant sind und ich ab und zu gerne gesammelte kurze Erzählungen lese. Vielleicht war es die Trostlosigkeit, die die Storys in meinen Augen vor allem ausstrahlen, die mir nicht zugesagt hat. Mit ihren preisgekrönten Romanen "Wölfe" und "Falken" möchte ich es irgendwann trotzdem gerne nochmals versuchen.