Hermann Kurzke

 4 Sterne bei 30 Bewertungen
Autor von Thomas Mann, Literatur lesen wie ein Kenner und weiteren Büchern.

Lebenslauf von Hermann Kurzke

Die Herausgeber Hermann Kurzke, geboren 1943, ist Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft in Mainz. 1999 erschien vonihm die Biographie ›Thomas Mann. Das Leben als Kunstwerk‹. Stephan Stachorski, geboren 1967 in Kaiserslautern, studierte Germanistik,Philosophie und Geschichte in Mainz. Er publizierte u.a. ›Fragile Republik. Thomas Mann und Nachkriegsdeutschland‹.Beide Herausgeber sind an der Großen kommentierten Frankfurter Ausgabe der Werke, Briefe und Tagebücher ThomasManns beteiligt.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Hermann Kurzke

Cover des Buches Thomas Mann (ISBN: 9783406615245)

Thomas Mann

 (16)
Erschienen am 20.02.2012
Cover des Buches Georg Büchner (ISBN: 9783406644931)

Georg Büchner

 (3)
Erschienen am 11.11.2013
Cover des Buches Thomas Mann (ISBN: 9783406608315)

Thomas Mann

 (3)
Erschienen am 20.10.2010
Cover des Buches Literatur lesen wie ein Kenner (ISBN: 9783406764356)

Literatur lesen wie ein Kenner

 (4)
Erschienen am 18.03.2021
Cover des Buches Mondwanderungen (ISBN: 9783596160112)

Mondwanderungen

 (1)
Erschienen am 16.10.2003
Cover des Buches Betrachtungen eines Unpolitischen (ISBN: 9783104014609)

Betrachtungen eines Unpolitischen

 (0)
Erschienen am 29.04.2011
Cover des Buches Große deutsche Kirchenlieder (ISBN: 9783460232068)

Große deutsche Kirchenlieder

 (0)
Erschienen am 20.12.2019

Neue Rezensionen zu Hermann Kurzke

Cover des Buches Literatur lesen wie ein Kenner (ISBN: 9783406764356)
Gwhynwhyfars avatar

Rezension zu "Literatur lesen wie ein Kenner" von Hermann Kurzke

Frauen spielen keine Rolle - So ein Buch brauchen wir im 21. Jahrhundert nicht!
Gwhynwhyfarvor 2 Jahren

«Eines der Gegenmittel scheint zu sein, manchmal (nicht oft!) ‹ich› zu sagen. Das tut man eigentlich nicht in der Wissenschaft, weil man doch objektiv sein will und nicht subjektiv. Das aber ist oft eine Täuschung. Am stärksten ist der subjektive Faktor in der Auswahl der Bücher, die besprochen werden. ... Es bleibt jedenfalls zuzugeben, dass es bei der Auswahl der Bücher ein subjektives Element gibt. In mancher Hinsicht ist Lesen wie ein Kenner ein Spiegel meiner Bibliothek. Manchmal sage ich auch, wie ich zu einem Buch kam. Ich rede nur über Bücher, die ich auch besitze. Aber ich habe auch versucht, mir irgendwann und irgendwie alles anzuschaffen, was mir wichtig schien oder in meiner Ausbildungs-, Lehr- und Lebenszeit als wichtig galt.»


Kann man sich über ein Sachbuch über Literatur aufregen? Ja, zumindest ich. Prof. Hermann Kurzke ist Literaturwissenschaftler an der Universität Mainz und er lehrt «Neue deutsche Literatur». Er sagt, er hat sich selbst Bücher angeschafft, die ihm wichtig schienen – und über 70 Werke dessen, was der Herr Professor für erwähnenswerte Literatur erachtet, stellt er vor, ein Spiegel seiner eigenen Bibliothek. Doch wer hätte gedacht, dass kaum eine Schriftstellerin hier zu finden ist! Mittendrin Margaret Mitchel, «... im Vordergrund geht es in ‹Gone with the wind› um die bewegenden Liebesgeschichten ...». Klar, Frau schreibt Liebesgeschichten. So ziemlich auf der letzten Seite wird noch eine weitere nachgeschoben: Christa Wolf, deren Werk mit dem von Joseph Goebbels gleichgestellt wird. Frauen werden ansonsten in diesem Buch als Ehefrauen oder Geliebte erwähnt, oder es sind Romanfiguren. Dass die Literaturwissenschaft in Deutschland das gleiche Problem wie die katholische Kirche hat, ist lange bekannt: patriarchalisch durchsetzt, erzkonservativ und von vorvorgestern. Aber dass es so schlimm ist, hätte ich nicht gedacht. Misogyn - ein, anderes Wort fällt mir nicht dazu ein! Micky Maus und Donald Duck werden erwähnt – gut, es sind ja Männer. 


«... ‹Michael› von Joseph Goebbels? Ich behaupte nicht, dass dieses Buch, das ich zufällig in einem Antiquariat aufstöberte, klassisch (im Sinne von erstrangig, vorbildlich) sei, aber ich fand, es sei interessant, einen Blick darauf zu werfen, was ein führender Nationalsozialist, der über- dies studierter Literaturwissenschaftler war, zur Unterhaltungsliteratur beigetragen hat.»


Der gute Herr Goebbels, immerhin promovierter Germanist, schafft es, gleich mehrfach im Buch erwähnt zu werden. Sogar ein Roman von ihm wird besprochen, mit der erhellenden Erkenntnis, der engste Vertraute Adolf Hitlers, Gauleiter und Reichspropagandaleiter mochte keine Juden und keine Kommunisten – ein Bildungsroman, der zeigt, wie Goebbels Nationalsozialist wurde. Wer hätte das gedacht? Und warum ist es erwähnenswert, dass man dieses Buch so ganz zufällig in einem Antiquariat aufgestöbert hat? Das klingt wie ein Pennäler, der ganz zufällig «Feuchtgebiete» liest und sich vorm Pfarrer erklären muss. Ganz am Ende wird Christa Wolf erwähnt, als zweite Schriftstellerin in diesem Buch. Und schon wieder ist Joseph G. dabei als Vergleich: «Wie ‹Michael› von Joseph Goebbels die Erziehung zum Nationalisten zum Thema hat.» Es gibt eine Menge Bildungsromane, aber dieser Michel scheint beim Autoren großen Eindruck hinterlassen zu haben. Ebenso zieht er «Winnetou» von Karl May als Bildungsroman heran.



Lesen und lesen ist ein Unterschied. Wie liest man Literatur, um sich mit ihr auseinanderzusetzen? Genau das erklärt Hermann Kurzke in diesem Sachbuch. Über 70 Werke benennt er beispielhaft, wobei er sich größtenteils zwischen dem vierzehnten bis neunzehnten Jahrhundert bewegt. Wenn wir diese Auswahl hinterfragen, überlegen, warum der Autor Frauen und die moderne Literatur ausschließt, müssen wir davon ausgehen, dass er diese Schriftsteller und Schriftstellerinnen als für nicht beachtenswert hält. Betrachten wir das mal gesellschaftspolitisch: Mit dem zwanzigten Jahrhundert haben die Frauen begonnen, sich zu emanzipieren, Widerstand dagegen zu formieren, gesetzlos zu sein, gesellschaftlich nicht wahrgenommen zu werden, und von Männern abhängig zu sein. Ab der Mitte des zwanzigten Jahrhunderts haben sich die Kolonialstaaten erhoben, sich von ihren herrschenden Kolonialherren getrennt; die nichtweiße Bevölkerung erhob sich, pochte auf ihre Rechte und auf Gleichberechtigung. Aber selbst wenn man das mal herausnimmt, warum werden Frauen aus der vergangenen Literatur nicht erwähnt, um einige zu nennen, wie Annette von Droste-Hülshoff, Lady Caroline Lamb, Nora Ephron, Edith Wharton, Mary Shelly, Jane Austen, Madeleine de Scuddéry, Madame de la Fayette, Charlotte Brontë, Virginia Woolf, Anna Seghers? Wahrscheinlich entsprechen sie nicht dem Spiegel der Bibliothek des Professors. Und wenn wir sehen, dass von über 70 vorgestellten Schriftstellern nur genau sechs Werke nach 1945 (Frisch, Handke, Steinbeck, Grass, Wolf, Glukhovsky) übrigbleiben, lässt dies sehr auf die innere Einstellung zur Literatur des Autor schließen. Franzosen scheinen Hermann Kurzke auch nicht erwähnenswert, kein Wort über Zola, Sarte, Camus, Balzac, Proust oder Jean Paul.


«Wie ich auf ‹Metro 2033› verfallen bin? Ich wollte etwas Aktuelles, wirklich Gelesenes und fragte meinen Sohn Philipp (*1981), was er gerade lese, bevorzugt aus dem Bereich Utopien und Dystopien.»


Ein Professor für «Neue deutsche Literatur» kennt sich mit der modernen Literatur nicht aus, muss erst den Sohn fragen, was gerade in Deutschland gelesen wird – insbesondere, weil er ja auch etwas über den Bereich Utopien und Dystopien schreiben möchte. Ich habe mich an dieser Stelle über die Ehrlichkeit  königlich amüsiert. Nun zum Inhalt – und warum ich dieses alles vorweg geschrieben habe: Hermann Kurzke erklärt, wie man sich einem Buch nähert. Es beginnt mit der Textlage, was haben wir hier vor uns? Wann und wo ist der Text entstanden und «auch über den Autor sollte man hier schon das Nötigste sagen». Im nächsten Schritt sollte man die historisch-biografischen Umstände um den Text analysieren. Weiter geht es mit der Textsorte und dann zur Form:


«Wenn mir ein Karl-Marx-Porträt zu eigen ist, macht es einen Unterschied, ob das Bild im Wohnzimmer über dem Sofa oder im Abtritt über dem Klosett hängt. Der Inhalt (Marx) ist gleich geblieben, aber die Form der Aufhängung ist jeweils anders. Sie entscheidet über die Interpretation.»


Die humorige Art des Autors als Beispiel dafür, wie der Lesende Textform und Inhalt in Beziehung setzt. Wo der Marx in seinem Haus hängt, mögen wir ahnen. Kurzke beginnt mit einer ausführlichen Analyse des Textes «Gebet des Zoroaster» von Heinrich Kleist – und Kleist wird uns auch weiterhin ellenlang in diversen Kapiteln begleiten. Im zweiten Kapitel «Von Minnesang bis Partyklang» geht es um die Analyse von Lyrik, knappe 100 Seiten. Es folgt «Stiltrennung und der Tod als Demokrat - Dramen von Shakespeare bis Handke»; im Kapitel wird das Drama erklärt, der Fünfakter, Beispiele der Interpretation zu einigen Werken gegeben. Im Kapitel «Erzählkunst» kommen wir zum Roman. Wie und was wird erzählt? Ein paar Gattungen werden aufgezählt. Neben Ort und Zeit spielt die Erzählfunktion eine Rolle, die sich aus der Erzählhaltung und der Erzählsituation zusammensetzt. Es folgen wieder Beispiele an vorgestellten Romanen. Das alles ist gut und verständlich erklärt. Das Wie gefällt mir persönlich ganz und gar nicht. Vor hundert Jahren hätte dieses Sachbuch funktioniert. Bereits vor 50 Jahren hätte es mich genauso wie heute verärgert. Wir leben im 21. Jahrhundert und die Auswahl der Bücher, die vorgestellt werden, ist ziemlich antiquiert. Natürlich sollten Klassiker dabei sein, aber moderne Literatur hat ebenfalls ziemlich gute Werke zu bieten, an denen man das Lesen von Literatur erklären könnte. Interessanterweise funktioniert genau das im Ausland sehr gut, Sachbücher zur Literatur, in denen sich eine moderne Gesellschaft wiederfinden kann. Dass der Autor die Schriftstellerinnen fast gänzlich außer Acht lässt und dann verächtlich unter der Rubrik Schmozette eine aus dem Hut zaubert, die zweite mit Goebbels auf eine Stufe stellt, muss man als misogyn bezeichnen. Dieses Sachbuch richtet sich insofern an ein kleines Fachpublikum, an ein verstaubtes patriarchalisches aus dem vorletzten Jahrhundert.


https://literaturblog-sabine-ibing.blogspot.com/p/literatur-lesen-wie-ein-kenner-von.html

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Cover des Buches Thomas Mann, Sonderausg. (ISBN: 9783406464898)
Federfees avatar

Rezension zu "Thomas Mann, Sonderausg." von Hermann Kurzke

Hervorragende, detaillierte Biografie, aber schwierig zu lesen
Federfeevor 2 Jahren

Vorausgeschickt: Wer sich nur mal kurz über Leben und Werk von Thomas Mann informieren möchte, tut das besser mit einem dünneren, einfacher zu lesenden Bändchen, z.B. mit Hans Wißkirchens 'Die Familie Mann':

https://www.lovelybooks.de/autor/Hans-Wi%C3%9Fkirchen/Die-Familie-Mann-143941680-w/rezension/2932246448/

Dieses Werk von Prof. Dr. Kurzke ist nichts, um es mal eben von vorne nach hinten durchzulesen. Das hat gleichermaßen inhaltliche und sprachliche Gründe. Man kann einiges nicht verstehen, wenn man die entsprechenden Werke nicht gelesen hat und auch Kurzkes Sprache ist nicht gerade einfach. Es ist sicher ein Buch, dass man immer wieder zur Hand nehmen wird, zum Nachschlagen, wenn man einen Roman oder eine Erzählung von Thomas Mann liest. Dabei hilft ein ausführliches Stichwort- und Personenregister. Es versteht sich von selbst, dass der Autor ausführliche Anmerkungen zu den Quellen angefügt hat.

Jedem Zeitabschnitt vorausgeschickt ist eine kurze Chronologie; innerhalb der Lebensabschnitte geht der Autor thematisch vor. Zwar habe ich nicht alles verstanden (Gründe s.o.), aber dennoch habe ich Einsichten in Leben und Werk von Thomas Mann gewonnen. Deshalb vergebe ich 5 Sterne.

In den thematischen Abschnitten findet man eine Mischung aus Fakten, Meinung des Autors mit den entsprechenden Belegen aus Thomas Manns Romanen, Erzählungen, vor allem aber aus den sehr aufschlussreichen Briefen und Tagebucheinträgen.

So gewinnt man auch als nicht sehr kundiger Leser von Thomas Manns Werken eine tiefe Einsicht in das, was sein Leben bestimmt hat: der ständige Konflikt zwischen Bürgerlichem (vom Vater) und Künstlerischem (von der Mutter), die Entscheidung zum streng Bürgerlichem bis hin zur immer korrekten Kleidung und die lebenslange Unterdrückung seiner homosexuellen Neigungen, was ihn bis zum Lebensende gequält und was er in seinen Werken und anderen schriftlichen Zeugnissen verarbeitet hat. Dabei zog es ihn besonders zu schönen jungen Männern, was bei mir zwar ein etwas ungutes Gefühl hervorgerufen hat, aber auch Hochachtung, dass er sich nie etwas hat zu Schulden kommen lassen.

Thomas Mann hat sich auch hier für das Bürgerliche entschieden, hat eine Familie gegründet und sich lebenslang um seine Kinder gekümmert, zusammen mit seiner hochintelligenten Frau Katia, die ihm ihr eigenes Leben geopfert hat. So finde ich es hervorragend von Kurzke, wie er die Biografie enden lässt:

'Ohne ihren stillen Dienst, ohne die Liebe, mit der sie sein Dasein behütet hat, hätte sein Leben nicht gelingen können.' - "So lange Menschen meiner gedenken, wird ihrer gedacht sein." (Thomas Mann zu Katias 70. Geburtstag)

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Cover des Buches Literatur lesen wie ein Kenner (ISBN: 9783406764356)
Kristall86s avatar

Rezension zu "Literatur lesen wie ein Kenner" von Hermann Kurzke

„Lesen“ ist nicht gleich „lesen“!
Kristall86vor 2 Jahren

Klappentext:

„Kann man Literatur "richtig" lesen und interpretieren? Oder ist die Lektüre eines Romans, eines Gedichts, eines Theaterstücks ein durch und durch subjektives Erlebnis? Der Germanist Hermann Kurzke zeigt in seinem Streifzug durch die deutsche und europäische Literatur, dass beides stimmt.


Dieses gelehrte und doch wunderbar leicht geschriebene Buch will helfen, Literatur besser zu verstehen, und macht zugleich deutlich, dass Lesen auch und vor allem Vergnügen bereiten soll. Von Kleist bis Thomas Mann, vom Minnesang bis zum Bildungsroman, von Dante bis Günter Grass, von geistlichen Liedern bis Hans Magnus Enzensberger – Hermann Kurzke liest Prosa, Poesie und Dramen mit der analytischen Kraft des Professors und erweist sich gleichwohl als begnadeter Literaturverführer. Wer Kurzke liest, hat mehr vom Lesen großer Literatur.“


Lesen und lesen sind zwei paar Schuh. Da kommt es einerseits auf den Autor und seine Geschichte an und auf den Leser wie er die Geschichte interpretiert. Es gibt Storys die liest man plump weg und es gibt die, deren Geheimnisse zwischen den Zeilen steckt. Autor Hermann Kurzke geht genau auf diese Themen wunderbar ein. Mit leichtem und anschaulichem Schreibstil erklärt er dem Leser, wie man das bestmögliche für sich beim lesen herausholt und das Wichtigste: was man verstehen sollte, was der Autor uns damit sagen wollte. Anhand von Beispielen und Auszügen erklärt er und befasst sich konkret mit Themen. Somit fällt das verstehen dazu leichter und man blickt ein wenig hinter die „Kulisse“ des Buches.

Ein wirklich lesenswertes Buch für alle Literaturliebhaber und Freunde der anspruchsvollen Literatur. 4 von 5 Sterne!

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Zusätzliche Informationen

Hermann Kurzke wurde am 15. Februar 1943 in Berlin (Deutschland) geboren.

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