Hermann Knapp

 4,1 Sterne bei 22 Bewertungen
Autor von Der Tote, der nicht sterben konnte, Der Auserwählte und weiteren Büchern.
Autorenbild von Hermann Knapp (©privat)

Lebenslauf

HERMANN KNAPP Geboren 1964. Lebt in Ansfelden. Arbeitet als Journalist. Mehrere Buchveröffentlichungen: Satiren, Kurzgeschichten und Romane; zuletzt: „Der Auserwählte“ (Verlag Wortreich 2019) Mitglied der Grazer AutorINNenversammlung, Obmannstellvertreter des Linzer AutorINNenkreises

Quelle: Verlag / vlb

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Neue Rezensionen zu Hermann Knapp

Cover des Buches Der Auserwählte (ISBN: 9783903091566)
deponensvogels avatar

Rezension zu "Der Auserwählte" von Hermann Knapp

Gott will die Demokratisierung der Produktionsmittel
deponensvogelvor 4 Jahren

Man darf sich nicht von den elegant erzählten abstrusen Begebenheiten des Prologs täuschen lassen; der folgende Roman hat weder in Erzähltechnik, Stilistik noch kryptischer Absurdität etwas mit ihm gemein. 

Abgesehen von seinen inhaltlichen Mängeln, zu denen ich als Hauptargument noch kommen werde, ist auch die verblüffend schwache technische Qualität des Erzähl- und Schreibstils nach dem Prolog bemerkenswert. Die Bilder sind fad und farblos, die Dialoge langsam, umständlich und ohne Würze und Konflikt. Die Figuren sind keine Menschen aus Fleisch und Blut, sondern Sprachorgane für den Plot und die Botschaften des Autors, womit wir auch schon bei den inhaltlichen Problemen wären. 

Der Roman liest sich nicht wie ein literarisches Werk oder zumindest eine spirituelle Erfahrung, sondern wie eine Predigt. Es gibt keinen Zweifel über die moralischen Aspekte der Weltverbesserung: Hier gibt es die einfachen Leute, die zwar nicht strahlende Helden sind, aber auch nicht böse, sondern eben den Umständen der kapitalistischen Wirtschaftsweise ausgeliefert (ja, hierum geht es eigentlich in dem Roman), dort sind die Kapitalisten, die Hochfinanz, die übermächtigen Konzerne und die Politiker, die von ihnen bestochen werden. Die Botschaft Gottes, die unser Protagonist verlautbaren soll, lautet: Konzerne sind böse und für beinahe alles Übel und Leid auf der Welt verantwortlich. Aber auch das Wirtschafssystem an sich, das auf Profit statt auf Gemeinwohl ausgerichtet ist, ist böse. Die Menschen (damit sind eigentlich nur die Einwohner der westlichen Industrienationen gemeint) machen sich mitschuldig, weil sie nicht gegen das perverse System aufbegehren. 

Der Roman gibt sich große Mühe, das klarzustellen. Dabei mutieren die Konzernvertreter und Finanzjongleure zu cartoonhaften Kapitalisten-Nazis, die einer sozialdarwinistischen Ideologie anhängen, in der der Stärkere den Schwächeren bzw. der Kapitalist die weniger Produktiven zermalmen darf. Die Konzernbosse sind allesamt unhöfliche, ungebildete Ekelpakete, die Morde in Auftrag geben lassen und wilde Orgien feiern (und außerdem Kennedy auf dem Gewissen haben). Auf der anderen Seite steht symbolisch der weise Medizinmann eines urtümlichen afrikanischen Naturvolks, über dessen Weisheit und Aufgeklärtheit unser Protagonist nicht genug reflektieren kann. 

Nachdem unser Protagonist früher im Roman Gott mit dem theologischen Problem des Bösen konfrontiert und Gott logischerweise mit dem Argument des freien Willens kontert, endet der Roman mit einer großen Reinigung der menschlichen Seelen, in denen ihnen von Gott erst recht eine der allermenschlichsten Eigenschaften genommen wird (womöglich verpasse ich hier aber auch die Bedeutung im übertragenen Sinne). Aber immerhin stellt der Roman in Aussicht, dass diese Säuberung in Zusammenhang mit der Bildung einer Weltdemokratie zu einer ›demokratischen Verwaltung der globalen Ressourcen‹ führen wird. Was könnte da schon schiefgehen? 

Fazit: Einseitiges Schwarz-Weiß-Bild einer der komplexesten Fragestellungen (nämlich wie man die Welt tatsächhlich nachhaltig verbessern kann), das sich nicht mit Graubereichen, subtilen Beobachtungen oder moralischen Konflikten aufhält, sondern uns den Feind der Menschheit klarmacht (Kapitalismus, Konzerne) und einen einfachen Ausweg daraus zeigt: Wir müssen bloß die Gier abschütteln. 
(Wobei fairerweise gesagt werden muss, dass Knapp mit seinen letzten Zeilen wohl ein Caveat formuliert: Die Gier lauert immer noch.)

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Cover des Buches Der Auserwählte (ISBN: 9783903091566)
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Rezension zu "Der Auserwählte" von Hermann Knapp

Die richtige Wahl treffen
aus-erlesenvor 4 Jahren

Wie war das nochmal? Ploing, oder doch Umpff, oder doch ein Plumps? Als Konrad Sammer zur Welt kam, blitzte es, es donnerte, als er mit viel Getöse zu Boden rauschte. Direkt aus den Händen der Hebamme flutschte. Ein Glückskind! Hat schließlich den Blitzeinschlag überlebt! Wird bestimmt mal ein ganz Großer. Denken sich seine Eltern und haben seit dem Tag seiner Geburt nur noch eines im Sinn: Ihm zu einem Großen zu machen. Die Anstrengungen dauern jedoch nur drei Jahre. Konrads Eltern ertrinken in einem See. Ein reichliches halbes Jahrhundert lang passiert nichts. Gar nichts! Konrad wird Journalist. Nun ist er zweiundfünfzig und … auf einmal wird die „normale“ Welt des Mannes mit dem farnförmigen Mal auf dem Po auf den Kopf gestellt. 
Das mit dem „Gar nichts“ stimmt allerdings auch nicht so recht. Als kleiner Bub hat er mal ein Pärchen vor einem Blitzeinschlag(!) gerettet, in dem er dicht neben das kopulierende Parr pinkelte. Noch im Wegrennen, schlug der Blitz in den Baum ein, unter dem sich das Pärchen vergnügte.  
Und nun das! Auf der befahrensten Straße des Ortes, in dem Konrad mittlerweile lebt, steht ein Mann auf dem Zebrastreifen. Ein gellendes Hupkonzert ist die Folge. Dann kracht es. Mehrfacher Blechschaden. Personenschaden gleich Null. Den Mann einfach so hinfort zu tragen ist unmöglich. Nicht wie angewurzelt, bleibt er an Ort und Stelle. Sondern Angewurzelt. Ja, er hat Wurzeln geschlagen. Mitten in den Asphalt. Konrad beobachtet dieses seltsame Schauspiel. Er erinnert sich. Als die Oma, bei der er aufwuchs, ihm die Geschichte seiner Geburt erzählte. Er erinnert sich an das Pärchen, das er so gewitzt wie hartnäckig vor dem Blitz beschützte. Ist er doch zu Höherem berufen?
Als Journalist wurde er entlassen. Einen Hof darf er sein eigen nennen. Ausgesorgt hat er zwar nicht, aber sich großartig ein Bein ausreißen, muss er auch nicht mehr. Die Frage, die sich einst sein Vater stellte, ob Konrad Sammer Fluch oder Segen sei, stellt sich ihm zum ersten Mal im Leben. 
Mit einer ordentlichen Portion Witz nimmt sich Hermann Knapp dieses Auserwählten an. Er hat ihn schließlich auch erfunden, erschaffen. Mit einem schelmigen Lächeln lässt er den Dornbusch noch einmal brennen und die Jünger vor Verzweiflung in Andacht erstarren. Und Konrad? Er weiß gar nicht wie ihm geschieht. Alles nur ein Spaß oder bitterer Ernst?

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Cover des Buches Der Auserwählte (ISBN: 9783903091566)
K

Rezension zu "Der Auserwählte" von Hermann Knapp

Ein kruder Roman – aber im positiven Sinne.
kvelvor 4 Jahren

Inhalt, gemäß Umschlaginnenseite:
»Just in dem Augenblick, in dem Konrad Sammer zur Welt kam, schlug ein Blitz ins Haus ein. Er sauste durch den Schornstein, sprengte die Tür des Holzofens weg, erfüllte den ganzen Raum mit gleißender Helligkeit und traf die rechte Pobacke des Babys, das eben mit einer gewaltigen Presswehe aus dem Leib seiner am Boden hockenden und vor Schmerz schreienden Mutter glitt. Alle Anwesenden schlossen geblendet die Augen, und so kam es, dass das Kind der Hebamme durch die Hände flutschte und mit dem Kopf auf dem Boden aufschlug. Noch bevor er den ersten Atemzug tat, erfuhr Konrad Sammer also, dass diese Welt ein harter, grausamer Ort war, wo einen jederzeit ein Blitz treffen und wo man sich auch nicht darauf verlassen konnte, dass jemand da war, der einen auffing, wenn man fiel.«


Seine Eltern halten Konrad Sammer ob der dramatischen Umstände seiner Geburt für auserwählt, einst Großes zu vollbringen, doch lange deutet nichts darauf hin. Sammer wird Journalist und lebt ein unauffälliges Leben, bis er sich mit 52 Jahren plötzlich in merkwürdige Ereignisse verstrickt sieht. Ein Mann schlägt vor ihm auf einer Straße Wurzeln, eine Hütte erscheint aus dem Nichts, um Eingeborene in Hungersnot zu speisen, und dann hört Sammer auch noch eine Stimme in seinem Kopf. Sie behauptet, Gott zu sein, und will ihn für einen Feldzug gegen Raubtierkapitalismus, Unmenschlichkeit und Gier rekrutieren …


Meine Meinung:

[ Das Buch interessierte mich, weil die Buchbeschreibung sich echt klasse angehört hat. Die Beschreibung der Geburt (in der Leseprobe auf der Verlagshomepage) würde ich als "mit Humor gewürzt" beschreiben. ]


Der Text ist phantastisch – im Sinne von irreal;
aber es ist, meiner Meinung nach, keine Fantasy.


Der Sprachstil ist nicht zu ausschweifend,
aber dennoch detailliert auf den Punkt.


Faszinierend und doch realistisch fand ich es, wie die Personen mit den surrealen Situationen umgehen.
Beispiel:
Baum wurzelt in die Straße;
Mitarbeiter des Bauhofs graben ihn aus und topfen ihn auf dem Bauhofgelände ein.
Die Szenen des Romans fand ich absolut plausibel konstruiert.

Großartig!


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Gespräche aus der Community

Liebe Leute

ich möchte Euch herzlich zur Leserunde meines neuen Romans „Der Auserwählte“ einladen.

Der Verlag verlost 10 Exemplare und ich bin schon sehr gespannt auf Euer Feedback zu meinem Buch.

Ich freue mich auf Eure Bewerbungen.

Hermann Knapp


»Just in dem Augenblick, in dem Konrad Sammer zur Welt kam, schlug ein Blitz ins Haus ein. Er sauste durch den Schornstein, sprengte die Tür des Holzofens weg, erfüllte den ganzen Raum mit gleißender Helligkeit und traf die rechte Pobacke des Babys, das eben mit einer gewaltigen Presswehe aus dem Leib seiner am Boden hockenden und vor Schmerz schreienden Mutter glitt. Alle Anwesenden schlossen geblendet die Augen, und so kam es, dass das Kind der Hebamme durch die Hände flutschte und mit dem Kopf auf dem Boden aufschlug. Noch bevor er den ersten Atemzug tat, erfuhr Konrad Sammer also, dass diese Welt ein harter, grausamer Ort war, wo einen jederzeit ein Blitz treffen und wo man sich auch nicht darauf verlassen konnte, dass jemand da war, der einen auffing, wenn man fiel.«

Seine Eltern halten Konrad Sammer ob der dramatischen Umstände seiner Geburt für auserwählt, einst Großes zu vollbringen, doch lange deutet nichts darauf hin. Sammer wird Journalist und lebt ein unauffälliges Leben, bis er sich mit 52 Jahren plötzlich in merkwürdige Ereignisse verstrickt sieht. Ein Mann schlägt vor ihm auf einer Straße Wurzeln, eine Hütte erscheint aus dem Nichts, um Eingeborene in Hungersnot zu speisen, und dann hört Sammer auch noch eine Stimme in seinem Kopf. Sie behauptet, Gott zu sein, und will ihn für einen Feldzug gegen Raubtierkapitalismus, Unmenschlichkeit und Gier rekrutieren …


65 BeiträgeVerlosung beendet
Briggss avatar
Letzter Beitrag von  Briggsvor 4 Jahren
Schade, dass du in der Leserunde nicht dabei sein konntest. Aber schön, dass du das Buch auch gut fandst!
Liebe Leser und Leserinnen

Vielleicht ist ja der eine oder die andere noch auf der Suche nach einem Weihnachtsgeschenk. Für Leute die schrägen Humor lieben würde sich da das "vielleicht schrägste Buch des Jahres" natürlich aufdrängen. "Der Tote, der nicht sterben konnte" so lautet der Titel meines Romans, der im Verlag Wortreich erschienen ist.
Ein Vogelgrippevirus, ein Schweinegrippevirus und ein Kakerlakengrippevirus verbinden sich zu einem monströsen Supervirus. Das Ambroisavirus, benannt nach der Speise, die den griechischen Göttern die Unsterblichkeit verlieh, lässt Menschen, die einen unnatürlichen Tod erleiden, nicht sterben.
Martin Heinz ist der erste, der dies am eigene Leib erfährt. Ein Menschheitstraum wird zum Fluch und ein Mann macht sich auf die Suche nach dem Tod ...
Zum Thema
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Liebe Leserinnen, liebe Leser,

ich möchte Euch herzlich zur Leserunde meines Romans „Der Tote, der nicht sterben konnte“ einladen.
Der Verlag verlost 10 Exemplare und ich bin schon sehr gespannt auf Euer Feedback zu meinem Buch.

Viel Spaß beim Lesen und bis bald!
Hermann Knapp

Heinz hätte längst tot sein müssen, daran gab es keinen Zweifel. Mit dieser Einschätzung war er übrigens nicht allein. Er las sie auch in den entsetzten Augen der Feuerwehrleute, die an der Leitschiene herumhantierten.
„Warum stirbst du nicht?“, fragten ihn ihre anklagenden Blicke. „Warum schreist du stundenlang und machst die ohnehin schon schreckliche Arbeit, dich aus dem Auto zu schneiden, zu einem endlosen Albtraum?“
Wie gerne hätte Heinz ihnen den Gefallen getan und wäre gestorben.
Aber er lebte.
Unerbittlich!

Ausgerechnet in einer Kleinstadt in Österreich treffen ein Vogelgrippevirus, ein Schweinegrippevirus und ein Kakerlakengrippevirus aufeinander und mutieren zu einem monströsen Supervirus.
Martin Heinz ist der erste, der die Auswirkungen zu spüren bekommt. Er wird bei einem Autounfall von einer Leitschiene aufgespießt und erleidet tödliche Verletzungen – aber er stirbt nicht.
Die Ärzte im Krankenhaus können ihm nicht helfen, seine Gedärme, der Magen, die Nieren sind Matsch. Sie stopfen, was davon übrig ist, zurück in den Bauch, kleben diesen behelfsmäßig zu und schicken Heinz nach Hause.
Während das „Ambrosia“-Virus beginnt, sich auf der Welt auszubreiten, macht er sich auf die Jagd nach dem Tod …

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124 BeiträgeVerlosung beendet
Briggss avatar
Letzter Beitrag von  Briggsvor 7 Jahren
Da freu ich mich drauf!! :-)

Zusätzliche Informationen

Hermann Knapp wurde am 08. März 1964 in Österreich geboren.

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