Rezension zu "Der Ruinenbaumeister" von Herbert Rosendorfer
"Der Ruinenbaumeister" ist ein sonderbares Buch voller kunstsam miteinander verwobener Geschichten, die in sich abgeschlossen und voller Phantasie sind, mit vielen Anleihen aus der Literatur- und Musikgeschichte.
Alles beginnt in einem Zug mit 600 Nonnen, die sich auf einer Wallfahrt nach Lourdes befinden. Der Ich-Erzähler trifft in einem vermeintlich leeren Abteil auf einen Kleinganoven "Einsteinchen", der ihm von seinen verschiedenen Berufen erzählt - bereits eine Andeutung, was der Leser auf dem Weg durch das Buch zu erwarten hat: Geschichten, mal humorvoll, mal makaber, ausgefallen immer, die Grenzen der Phantasie auslotend.
Der Ich - Erzähler schließt die Augen und beginnt tagzuträumen. Er findet sich in einem Park wieder, wo er auf skurrile Gestalten trifft, z.B. die Achtermaler und den Anfang der Geschichte des schottischen Königs Nathalocos erzählt wird. Er kommt zu einem Dampfer, wo er die weiteren Hauptpersonen des Romans trifft: den Ruinenbaumeister Weckenbarth, Dr. Jacobi und Don Emanuele, die zusammen mit dem Ich-Erzähler ein Streichquartett bilden können, Es wird gefachsimpelt über das Ende der Welt, das wie sich bald heraus stellen wird, unmittelbar bevorsteht und es werden - wie sollte es anders sein - Geschichten erzählt, wie die vom
Bundesoberentfruchtungswart, der sich verliebt, seinen Job verliert, zum Mörder wird und schließlich einen Regenschirm in Rom einpflanzt (Tannhäuser lässt grüssen). Oder die Geschichte von Don Emanuele und seiner ewigen Suche nach der schönen Stellidaura, die in Venedig 1774 beginnt (Don Emanuele ist Jude - der ewige Jude lässt grüssen).... und dann geht die Welt unter und die vier flüchten in ein riesiges unterirdisches Gebilde, einer Zigarre ähnelnd, wo sich die Haupthandlung des Romans abspielt und der Leser lernt, dass man sich die Zeit vor dem endgültigen "Weltuntergang am besten mit kunstvoll erzählten Geschichten vertreibt"