Über Karl Kraus will ich lieber nichts sagen, dafür zu dieser Sammlung des Fischer-Verlags.
Das Design gefällt mir gut, es ist sehr unaufdringlich und im Regal sieht die Klassiker-Ecke mit diesen Ausgaben fröhlich-bunt und doch geschmackvoll aus.
Die Auswahl aus Kraus Werken scheint mir gelungen. Das Spektrum seiner Werke wird, so weit ich das beurteilen kann, gut wiedergegeben. Es sind Aufsätze zur Literatur, zur Sprache, zur Dichtung enthalten, Satiren über Sittenjustiz, Glossen, Gedichte und Ausschnitte aus "Die letzten Tage der Menschheit".
Damit wird dem Ansprüch eines Lesebuchs voll genügt und wenn man Karl Kraus kennen lernen will, ist man gut bedient.
Auf der Minusseite ist zu verbuchen, dass es kein Vorwort gibt, wo der Herausgeber erklärt, nach welchen Kriterien er wählte, an den einzelnen Artikeln nicht steht, wann sie erschienen (das findet man dann im Literaturverzeichnis) und ein paar Hinweise zu dem Zusammenhang, in dem die einzelnen Artikel standen, wäre oft sinnvoller gewesen, als die Auszüge aus Kindlers-Literaturlexikon.
Bei einem tabelarischen Lebenslauf dann marktschreierisch das Adjektiv "exklusiv" hinzuzufügen, streift man dann schon die Peinlichkeitsgrenze.
Ist ist jetzt nicht besonders fair, zu mäkeln, denn das Preis-Leistungsverhältnis des Buches ist wirklich gut. Nur das, was als Hilfestellung für den Leser angepriesen wird, ist nicht das, was der Leser, zumindest der Autor dieser Rezension, benötigt.
Heinz Ludwig Arnold
Lebenslauf von Heinz Ludwig Arnold
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von Heinz Ludwig Arnold
Gedichte
Carlfriedrich Claus
Gespräche mit Schriftstellern
Lyrik der DDR
Von Unvollendeten
Die Gruppe 47
Homer und die deutsche Literatur
Meine Schweiz
Neue Rezensionen zu Heinz Ludwig Arnold
Rezension zu "Meine Gespräche mit Schriftstllern 1974 - 1977" von Heinz Ludwig Arnold
Also, hier kommt das Schmankerl für Hard Core-Fans! Wer sich für Literatur interessiert, der kann sich auf dieser MP3 CD 11 Gespräche mit namhaften Schriftstellern anhören. Heinz Ludwig Arnold, der die Literaturzeitschrift "Text + Kritik" gemacht hat, hat sie alle getroffen! (Es gibt zwei weitere CDs in dieser Reihe.) Die Interviews gehen von 1-3 1/2 Stunden und Arnold lässt die Schriftsteller über ihren Werdegang erzählen, über ihre Motive und Arbeitsweise nachdenken und philosophiert über die Literatur, die Gesellschaft und die Politik. Der Zuhörer erlebt die Autoren in ihrer Persönlichkeit und erfährt auch Hintergründe des Literaturbetriebs und der Verlagswelt. Es war mir ein grosser Spass, die Autoren in ihrer Zeit zu erleben- also in den 70er Jahren- wo, wie Arnold im Rückblick resümiert, Schriftsteller eine ganz andere Stellung in der Gesellschaft hatten. Wo sie sich noch als Einfluss auf die Politik verstanden und Politiker noch erschrecken konnten :) Ich glaube,diese CDs sind nicht nur etwas für Fans der Literatur, sondern auch für Leute, die selber schreiben oder schreiben wollen, weil die Gespräche so hochgradig inspirierend sind. Leider gibt es keine Unterteilungen innerhalb der Beiträge. Und: Diese CD enthält nur eine einzige weibliche Autorin! Die Original-Tonbandaufnahmen werden ergänzt um einen Rückblick, den Arnold 2011 auf seine Arbeit macht. Es war mir eine Freude, diesen Menschen zu lauschen!!!
Rezension zu "Ein abenteuerliches Herz" von Ernst Jünger
Ein ausgedehnter Streifzug durch Ernst Jüngers Schriften und Denken
Das Werk Ernst Jüngers, der 1998 102jährig verstarb, ist immens und breit, vielfach und vielschichtig. Basierend auf dem namengebendem Buch Jüngers von 1928 (verändert 1938 neu aufgelegt), hat nun Heinz Ludwig Arnold, zu Zeiten Mitarbeiter Jüngers, ein eindrucksvolles, umfassendes und Wesentliches des Denkens Jüngers darstellendes „Ernst-Jünger-Lesebuch“ herausgegeben, dass in fundierter Form eine breite Annäherung an diesen Philosophen, Schriftsteller, auch Militaristen (Krieger) und LSD Erprober ermöglicht.
Vorweg gesagt allerdings ist es sicherlich so gut wie unmöglich, ein wirklich umfassendes Bild eines der produktivsten Schriftsteller des letzten Jahrhunderts vorzulegen, zu mannigfaltig und auch vielfältig sind die Werke Jüngers, um sie auch nur ansatzweise auf einen Nenner zu legen. Arnold betont diesen Umstand durchaus und will sein Buch explizit als „persönliche Sammlung“ verstanden wissen. Dennoch, trotz notwendiger Konzentration in der Auswahl und trotz mancher Auszüge aus Gesamtwerken, die für sich gestellt einfach auch den tieferen Sinnzusammenhang des Gesamten verlieren, bietet die Sammlung Arnolds durchaus einen möglichen Zugang zum vielschichtigen Werk Jüngers.
Unter den fast „Lebensthemen“ Jüngers Krieg und Frieden, abenteuerliches Herz, Streifzüge, Erzähltes, Geträumtes sammelt Arnold Text-Marksteine Jüngers. Jünger, der von sich selbst im Alter sagt, dass ihn stärker und stärker ein Leiden ereilt, nämlich „ein Fremdling im eigenen Vaterland zu sein“. In dieser Rede Jüngers zu seinem 80. Geburtstag wird noch einmal in Essenz verdeutlicht, wie stark sich Jüngers ausgeprägter Nationalismus gerade in den Jahrzehnten nach dem zweiten Weltkrieg mit der politischen Realität und dem kulturellen Selbstverständnis der Bundesrepublik mitsamt der Meisten seiner schaffenden Künstler brach. Jünger dabei in diesen Nachkriegsjahren als Nationalsozialisten zu kennzeichnen ist mittlerweile allerdings glücklicherweise ad acta gelegt. Dennoch ist und bleibt Jünger ein Schriftsteller, an dem sich die Geister auch in Fragen seiner persönlichen Haltung scheiden.
Anpassung und Unterordnung, Regularien und hierarchische Steuerungen sind Themen, die in Jüngers Werk immer wieder aufgenommen wurden und im Zuge des „Waldgängers“ auch Einzug in die vorliegende Sammlung erfahren haben. Sich der „empirischen Wirklichkeit“ methodisch zu entziehen ist eine der Quintessenzen aus der Lektüre Jüngers, der sich im Wesen nie hat vereinnahmen lassen wollen. Und dem der „Anarch“ näher stand als der „Untertan“.
Ein gravierendes Manko der Sammlung Arnolds ist allerdings, dass dieser den Leser, bis auf seine aus persönlichen Erinnerungen gespeiste Einleitung, unkommentiert mit der Schriftauswahl und den Texten selber alleine lässt. Gerade aufgrund der Komplexität des Denkens und des Werkes Jüngers wären durchgängige Kommentierungen und zumindest subjektive Erläuterungen wünschenswert gewesen. Arnold selbst erwähnt ja zu Beginn, wie er selbst in ersten Kontakt zum späteren „Chef“ trat mit konkreten Verständnisfragen zu Texten Jüngers. Somit hätte gerade ihm eingängig sein sollen, wie sehr manches von Jüngers Aussagen einer Erläuterung bedürfen.
Zwar bietet Arnold einen Überblick über seine Auswahl und ein wenig über seine Kriterien vorweg gestellt an, doch sowohl Erläuterungen zu den Texten selbst als auch zu dem, was und warum Arnold manches als exemplarisch betrachtet, fehlen fast völlig. Neben einem faszinierenden Eindruck von Umfang und Vielfalt des Werkes Jünger bleiben so durchaus auch Irritationen im Raum und manche Fragen offen.
Das Buch bietet eine umfangreiche und sicherlich den Phasen des Denkens und Schaffens Jüngers gerecht werdende Auswahl an Texten, zeigt allerdings zuwenig die Einbettung in den jeweiligen Kontext der Texte auf und erläutert ebenso zu wenig manches Notwendige, um die Begrifflichkeit und das komplexe Denken Jüngers verstehend einordnen zu können. Eine interessante und anregende erste Annäherung an Jünger aber ist durch dieses „Lesebuch“ gewährleistet, die dann aber nach gründlicherer Vertiefung verlangt.