Heinrich von Kleist

 3,3 Sterne bei 1.220 Bewertungen
Autor von Der zerbrochene Krug, Michael Kohlhaas und weiteren Büchern.
Autorenbild von Heinrich von Kleist (©)

Lebenslauf von Heinrich von Kleist

Bernd Heinrich Wilhelm von Kleist war der erste Sohn von Joachim Friedrich von Kleist, der ebenso wie seine Vorfahren, eine erfoglreiche militäre Ausbildung hinter sich hatte. Kleist stammte aus der zweiten Ehe seines Vaters und hatte noch 6 Schwestern und Halbschwestern und einen Bruder. Sein Vater starb als er 11 Jahre alt war. Er wurde im Haus des Predigers S. Cartel unterrichtet, dieses brachte ihm auch die klassischen Dichter und zeitgenössischen Philosophen näher. Anschließend besuchte er das französische Gymnasium. Wie es die Familientradition vorgab, trat er 1792 der Armee bei. Er brachte es bis zum Leutnant, stellte aber schnell fest, dass er seine Zukunft nicht beim Militär sah. 1799 verließ er die Armee, gegen den Willen seiner Familie. Er studierte in Frankfurt Mathematik, Physik, Kulturgeschichte, Latein und – zur Beruhigung seiner Verwandten – Kameralwissenschaften. Im selben Jahr lernte er auch Wilhelmine von Zenge kennen und verlobte sich mit ihr. Wie zahlreiche andere Literaten dieser Zeit, beschäftigte er sich sehr mit Naturwissenschaften, vor allem mit deren praktischer Erprobung. Für Wilhelmine trat er in den Staatsdienst ein, da ihre Eltern das verlangten vor einer Hochzeit und brach sein Studium ab. Später zerwarf er sich aber mit Wilhelmine, da diese nicht gemeinsam mit ihm als Bäuerin leben wollte. 1804 wurde er mit Freunden als Spione verhaftet. In Haft schrieb er die Marquise von O. Zu seiner Schwester Ulrike hatte er ein sehr inniges Verhältnis und schrieb ihr zahlreiche Briefe, die heute noch erhalten sind. Am 21. November 1811 begann er gemeinsam mit der an Krebs erkrannten Schriftstellerin Henriette Vogel Selbstmord. Er erschoss zuerst Henriette, dann sich selbst.

Neue Bücher

Cover des Buches Die Hermannsschlacht (ISBN: 9783150143810)

Die Hermannsschlacht

Neu erschienen am 31.01.2023 als Taschenbuch bei Reclam, Philipp.

Alle Bücher von Heinrich von Kleist

Cover des Buches Der zerbrochene Krug (ISBN: 9783746082332)

Der zerbrochene Krug

 (234)
Erschienen am 31.01.2018
Cover des Buches Michael Kohlhaas (ISBN: 9783745082098)

Michael Kohlhaas

 (233)
Erschienen am 15.01.2018
Cover des Buches Die Marquise von O… / Das Erdbeben in Chili (ISBN: 9783520860026)

Die Marquise von O… / Das Erdbeben in Chili

 (184)
Erschienen am 23.06.2017
Cover des Buches Die Marquise von O... (ISBN: 9783745082036)

Die Marquise von O...

 (82)
Erschienen am 15.01.2018
Cover des Buches Das Erdbeben in Chili (ISBN: 9783745082043)

Das Erdbeben in Chili

 (50)
Erschienen am 15.01.2018
Cover des Buches Das Käthchen von Heilbronn (ISBN: 9783745086157)

Das Käthchen von Heilbronn

 (31)
Erschienen am 22.01.2018
Cover des Buches Sämtliche Werke und Briefe (ISBN: 9783423129190)

Sämtliche Werke und Briefe

 (13)
Erschienen am 01.03.2001

Neue Rezensionen zu Heinrich von Kleist

Cover des Buches Amphitryon (ISBN: 9783847294337)
beccariss avatar

Rezension zu "Amphitryon" von Heinrich von Kleist

Identitätskrisen
beccarisvor 4 Monaten

Das Stück, welches ursprünglich aus der Feder von Molière stammt, wurde von Heinrich von Kleist neu geschrieben und 1807 in der Arnoldischen Buchhandlung in Dresden herausgegeben. In dieser Zeit sorgte der Stoff für grosse Kontroversen in der Gesellschaft. Thomas Mann bezeichnete ihn als das Moderne schlechthin, Goethes Anerkennung konnte Kleist damit nicht gewinnen.

Es geht um eine Verwechslungskomödie mit nur wenigen Charakteren. Zum einen sind dies Amphitryon und seine Gemahlin Alkmene, auf der anderen Seite sein Diener Sosias und dessen Frau Charis. Alkmene verbringt eine Liebesnacht mit ihrem vermeintlichen Gatten, der sich ihr in Gestalt des Jupiters zeigt. Sosias der die frohe Botschaft des Sieges gegen die Athener überbringen soll, trifft vor dem Haus auf Merkur, der sich als Sosias ausgibt. Es beginnt ein Ringen um Identitäten, was ist Wahrheit und was nur Schein. Vor allem die Männer des Stücks stürzen in eine tiefe Sinnkrise, nur Alkmene scheint die wirklich standhafte Person zu sein Sie hält daran fest, dass der Geliebte ihr Gemahl gewesen sei und sie nur diesen anbete. Die Verwechslungen werden zum Schluss der Tragikomödie aufgelöst.

Man kann vermuten, dass dieses Theaterstück einen biografischen Bezug zu Kleist herstellt. Dieser befand sich zeitlebens in Veränderungen und sah sich in einer Welt, in dem ihm nicht mehr zu helfen war. Die Spiegelung der griechischen Götter mit den Menschen zeigt, dass es keine Eindeutigkeiten gibt. Alles kann und muss interpretiert werden. Sie evozieren sozusagen als psychologische Systeme das reale Leben. Im Gegensatz zur christlichen Theologie, sind sie nicht allmächtig, sondern haben allzu menschliche Züge, wie z.B. das Verlangen nach Liebe und Anerkennung.

Unverkennbar ist die Parallele zur heutigen Identitätsthematik, die in zeitgenössischen Theater-Aufführungen modernisiert umgesetzt wird. Der Text ist im klassischen, reimlosen Blankvers geschrieben und muss konzentriert gelesen werden, um die Personen und Verwechslungen auseinanderhalten zu können. Dafür wird man als Leser/in mit einer sehr klangvollen Sprache und einem witzigen Verwirrspiel belohnt.

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Cover des Buches Die Marquise von O... (ISBN: 9783538076167)
Zockermaus98s avatar

Rezension zu "Die Marquise von O..." von Heinrich von Kleist

Interessante Geschichte und Erkenntnisse
Zockermaus98vor 8 Monaten

Das Cover ist zwar ästhetisch, aber bei Klassikern finde ich es eher irrelevant, da es die Bücher in unzähligen Auflagen gibt und diese sich oft unterscheiden.


Die Handlung schreitet schnell voran, aber man kommt nicht durcheinander mit den Ereignissen. Man kann der Handlung super folgen. Es werden wichtige Themen angesprochen, wie die Glaubwürdigkeit einer Frau, was leider heute noch immer ein Thema ist. Die Marquise soll ebenfalls als emanzipiert gelten, da sie nach dem Tod ihres Mannes, sich nicht mehr verheiraten möchte, aber zum Schluss könnte man wirklich diskutieren, ob sie wirklich so emanzipiert ist. An manchen Stellen ist die Erzählung mir zu kurz und überstürzt dargestellt.


Die Marquise ist von ihrer Art her sehr wankelmütig und das nervt Dauer enorm.


Definitiv eine Empfehlung, da es auch ziemlich zügig gelesen werden kann.


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Cover des Buches Michael Kohlhaas (ISBN: 9783596900237)
Monika_Brigittes avatar

Rezension zu "Michael Kohlhaas" von Heinrich von Kleist

Selbstjustiz trifft auf Verwaltungschaos
Monika_Brigittevor 2 Jahren

„An den Ufern der Havel lebte, um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts, ein Roßhändler, namens Michael Kohlhaas, Sohn eines Schulmeisters, einer der rechtschaffensten zugleich und entsetzlichsten Menschen seiner Zeit.“ (Erster Satz)

Kleist bedient sich hier einem Erzählstoff aus dem Mittelalter. Der Kaufmann Hans Kohlhase begab sich 1532 auf eine Reise vom brandenburgischen Cölln nach Leipzig. Auf dem Weg werden ihm vom Junker Günther Zaschnitz zwei Pferde abgenommen mit der Behauptung, Kohlhase hätte sie zu vor gestohlen. Dieser ging gegen die Vorwürfe juristisch vor, doch der Konflikt konnte nicht zufriedenstellend geklärt werden. Kohlhase zettelt eine Fehde gegen die Familie Zaschnitz an, begeht Verbrechen und wird 1540 hingerichtet.

Kleist hält sich nicht hundertprozentig an die Historie, sondern verwebt diese durch schriftstellerische Freiheit zu einer Novelle sondergleichen. Es geht dabei um Rechtschaffenheit, Freiheit, Unterdrückung, Moral, Rechtsstaat, Gewaltenteilung, Feudalherrschaft, Machtmissbrauch. Aber es geht auch um Aufhetzung, Rache um jeden Preis und brutale Selbstjustiz.

Nun könnte der interessierte Leser denken: Ja, es ist ein gehaltvoller Roman, der voller Wahrheitsliebe und etwas brutalen Mitteln, diese durchzusetzen, steckt. Dieser Roman muss die Gesellschaft des frühen 19. Jahrhunderts erschüttert haben. Der Zeitgenosse Goethe war kein Fan von Heinrich Kleist und seinen Werken, erst in der Moderne durch z.B. Kafka erfuhr Kleist eine Renaissance. Und das stimmt auch zum Teil, beschreibt die Novelle allerdings nicht gänzlich. Kleist ergeht sich in seitenlangen Beschreibungen vom Verwaltungschaos, bei dem alles nur schlimmer wird. Dabei ermüdet der Leser durch die Schachtelsätze.

Für den gebildeten europäischen Leser des 21. Jahrhunderts sind Inhalt und Schreibweise fern des Gewohnten. Wir leben in einer Demokratie mit gefestigter Rechtsstaatlichkeit und einer unabhängigen Jusiz, Kleist im 18./19. Jahrhundert nicht. Das Einfühlen fällt durch die differente Perspektive schwer. Das Ende ist zwar versöhnlich, doch bestärkt es das Märtyrertum. Kleists depressive Seite ist für den Leser deutlich spürbar.

Oft zitiert wurde folgendes (beachtet: letzter Setz):

„Warum willst du dein Haus verkaufen? rief sie, indem sie mit einer verstörten Gebärde aufstand. Der Roßkamm, indem er sie sanft an seine Brust drückte, erwiderte: weil ich in einem Lande, liebste Lisbeth, in welchem man mich, in meinen Rechten, nicht schützen will, nicht bleiben mag. Lieber ein Hund sein, wenn ich von Füßen getreten werden soll, als ein Mensch!“ (S. 27)

Die Kraft, die hier in Kleists Worten steckt, ist erschütternd, geradezu beängstigend präzise. Dieser Gewalt über Seiten zu folgen ist nicht angenehm und mir kommt dabei der Gedanke: Zum Glück wird dieses Stück heute nicht mehr von vielen gelesen, denn gerade bildungsferne populistische Verschwörungstheoretiker könnten hier explosives Sprenggut finden, das zu Hetze und Gewalt führt.

Diese Aktualität ist dem Stück leider nicht abzusprechen. Würde ich es daher empfehlen? Nein. Die Novelle konnte mir nichts neues beibringen, ich habe eine gefestigte Moral und weiß, dass Gewalt nur noch mehr Gewalt verursacht. Der Klügere gibt nach ist mir ein weit näheres Leitbild als Selbstjustiz. Die verschachtelte Schreibweise ist anstrengend zu lesen und zu folgen. Einmal nicht aufgepasst ist der Leser raus aus dem Geschehen. Ich habe wohl bei keinem klassischen Werk so viel aufgeseufzt und so oft die verbleibenden Seiten gezählt (vielleicht bei „Das Erdbeben von Chili“, aber das habe ich deutlich rasanter in Erinnerung).

An der Fischer-Klassik -Ausgabe ist mal wieder nichts auszusetzen. Der Werkbeitrag aus dem Kindler ist kurz, aber informativ.

„Der von ihr [der Novelle] ausgehende Reiz liegt u.a. in einem zwischen Widerstand und Ergebung, Staatsverachtung und Staatsgehorsam, Rechtsverletzung und Rechtsgehorsam usw. changierenden Spannungsverhältnis begründet, das in der Rezeptionsgeschichte je nach Schwerpunktsetzung entsprechend ausgemünzt wurde. Im Wilhelminismus war Kohlhaas ein Held preußischen Zuschnitts (…), die Blut-und-Boden-Ideologie im >Dritten Reich< wiederum stellt ihn als Typus nordischer Aufrichtigkeit aus, während man ihn nach 1945 entweder als idealen Republikaner feierte oder -im Zuge der 1968er – zum Rebellen stilisierte.“ (S.124)

Fazit

MICHAEL KOHLHAAS ist eine Novelle von Heinrich von Kleist, veröffentlich 1810, in der Selbstjustiz auf Verwaltungschaos trifft. Die verschachtelten, langatmigen Satzkonstruktionen machen die Novelle aus heutiger Sicht anstrengend zu lesen und ermüdend dem Inhalt zu folgen. Ein interessierter Leser könnte dieses Werk mit dem nötigen Verständnis für historische politische Spannungsverhältnisse lesen und daran Gefallen finden. Vielleicht etwas für Kafka- oder Mittelalter-Fans?! Allerdings finde ich es nicht notwendig, mehr über den Inhalt wissen zu müssen, als auf dem Klappentext und in den Ausführungen des Kindler steht. Alles Weitere grenzt an Zeitvergeudung.

 

MICHAEL KOHLHAAS| Heinrich von Kleist| 1810| Fischer Taschenbuch| Fischer Klassik| 2013|125 Seiten| 4,00€ 

Kommentare: 2
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Heinrich von Kleist wurde am 17. Oktober 1777 in Frankfurt an der Oder (Deutschland) geboren.

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