Der Autor überzeugt mit Episoden und Momenten in denen die Erziehung als erste Beziehung der Heranwachsenen den Weg der Schuld und Wut erschafft. Schuld als ein Resultat und ständige Begleitung solcher Familienproblemen. Auch der Trost den man sich selbst erschafft wird hier gut transferiert. Ein nachvollziehbarer Protagonist, der einiges versucht um zu leben. Gewalt ist leider nichts was sich von allein auflöst....
Harald Martenstein
Lebenslauf von Harald Martenstein
Alle Bücher von Harald Martenstein
Vom Leben gezeichnet
Gefühlte Nähe
Wut
Der Titel ist die halbe Miete
Heimweg
Schwarzes Gold aus Warnemünde
Männer sind wie Pfirsiche
Ansichten eines Hausschweins
Videos zum Autor
Neue Rezensionen zu Harald Martenstein
Frank ist der Wut seiner Mutter ausgeliefert. Sie schlägt ihn, immer wieder. Er steht ihren Träumen im Weg. Erst kam der Krieg, dann das Bordell, wo sie in der Nachkriegszeit Unterschlupf fand, dann die Klosterschule. Und jetzt das Kind.
Eines Tages eskaliert ein Streit, und Frank springt aus dem Fenster. Er kehrt nie wieder nach Hause zurück. Aber die Wut seiner Mutter wird er nicht mehr los.
Der Autor:
Harald Martenstein, geboren 1953 in Mainz, ist ein deutscher Journalist und Autor. Seit 2002 schreibt er eine Kolumne für „Die Zeit“, die auch im RBB und im NDR zu hören ist. Für seine Arbeit wurde er mit dem Egon-Erwin-Kisch-, dem Henri-Nannen- und dem Theodor-Wolff-Preis ausgezeichnet. Außerdem lehrt er an der Bundesakademie für kulturelle Bildung Wolfenbüttel und an Journalistenschulen in Österreich und der Schweiz. Harald Martenstein lebt in Berlin.
Meine Meinung:
Dieses Buch ist für mich eine Erzählung über die Beziehung eines Sohnes zu seiner Mutter. Die schwierige und gestörte Beziehung. Der Autor verwendet eine sehr klare und schonungslose Sprache.
Der Erzähler „Frank“ durchlebt eine sehr Gewalt geprägte Kindheit. Seine Mutter neigt immer wieder zu Ausbrüchen in denen sie sich nicht kontrollieren kann. Der Leser hat nur die Möglichkeit diese Frau zu verurteilen. Doch der Autor zeigt auch die Vergangenheit der Mutter. Ihre Kindheit und das Aufwachsen in schwierigen Zeiten der Nachkriegszeit. Was hat sie zu Täterin gemacht? Diese Spiegelung wird ganz ohne Schnörkel gezeigt. I
n diesem Buch erleben wir mehrere tragische Lebensgeschichten. Nicht nur Mutter und Sohn leiden darunter, sondern auch Ehepartner und Freunde. Immer wieder springen wir in diesem Buch in verschiedene Zeitabstände. Diese haben keine chronologische Reihenfolge. Man findet sich in ganz unterschiedlichen Situationen wieder, zu ganz unterschiedlichen Jahreszahlen, die aber alle wichtig sind für die Geschichte.
Ein Trauma aus der Kindheit hinterlässt Spuren. Emotionale Entwicklung findet fast nicht statt und das zeigt dieses Buch. Die Einblicke in die Gefühle und Gedanken des Erzählers sind sehr gut wiedergegeben und für mich absolut nachvollziehbar gewesen. Unser Erzähler ist nicht fähig zu reflektieren und beginnt selbst Verhaltensmuster anzunehmen. Es ist ein sehr packendes und tragisches Buch. Sehr emotional und von der Sprache so leicht und einfach gewählt, das ich nicht mehr aufhören konnte zu lesen. Ich wollte dieses kleinen Jungen auf seinem Weg nicht allein lassen.
Das Ende hat mich überrascht. Es ging in eine andere Richtung als gedacht, gibt dem Buch aber einen glaubwürdigen Ausgang. Für mich eine klare Empfehlung.
Harald Martenstein, Autor im ZEIT-Magazin und Redakteur beim Berliner Tagesspiegel, „begegnet dem alltäglichen Wahnsinn mit einer Mischung aus Anarchie, lustvollem Sezieren und gnadenlosem Beim-Wort-Nehmen. Dabei erklärt er uns die Welt, ohne dass wir hinterher klüger wären“, schreibt die Berliner Zeitung. Besser lässt es sich nicht ausdrücken!
Mich hat das preisgekrönte Buch teilweise verwirrt, teilweise erheitert und dann auch wieder schockiert. Es fiel mir schwer, einen Bezug zum Titel herzustellen, denn ich hatte vermutet, es geht um die Rückkehr eines Soldaten aus dem Krieg. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Eher geht es um das Leben nach dem Krieg, um das Leben mit tiefen Wunden.
„Meine Großmutter stellte sich den Frieden als Reich der Liebe vor. Es würde Musik geben, überall. Sie würde Kränze aus Blumen tragen, süße indische Zigaretten rauchen und auf Reisen Abenteuer erleben. Sie würde reich sein, zumindest reich an Erlebnissen.“ (Seite 30)
Doch statt dessen bekommt sie einen Minizoo in ihrer Wohnung und erträumt sich die gewünschten Erlebnisse.
„Der Krieg hat sich in ein Theaterstück verwandelt, dachte mein Großvater. Dieses Stück wird wegen des großen Erfolges immer wieder aufgeführt. Da merkt man, dass der Krieg weitergehende Wunden hinterlassen hat.“ (Seite 157)
Berichtet wird die Geschichte von einem namenlosen Erzähler, der sich als Enkel von Josef ausgibt. Er präsentiert das emotional aufgeladene Thema mit viel Humor, so dass der dahinter verborgene Horror nicht allzu sehr zuschlägt.
Leider konnte mich das Buch nicht richtig einfangen, doch zum Auf-die-Seite-legen war es mir zu schade. Vielleicht ist es eher ein Buch für rationale Männer?
„Heldentum ist eine Frage des richtigen Zeitpunktes. Reden Sie doch einmal über die Liebe, statt ständig über den Krieg. Den Krieg fangen andere an, man wird hineingestellt, die Liebe bringen andere zustande.“ (Seite 195)
Gespräche aus der Community
Zusätzliche Informationen
Harald Martenstein wurde am 08. September 1953 in Mainz (Deutschland) geboren.
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