"Hier sangen früher Vögel", "Die Cadwall-Chroniken/Station Araminta", "Das Wort für Welt ist Wald" sind mir bekannte Öko-Sf-Klassiker, die allesamt teilweise inhaltlich, gewiss aber von der Botschaft her, als Vorlage für den Sf-Film "Avatar" gedient haben könnten.
"Charlies Planet" darf dieser Reihe fraglos zugeordnet werden.
Dieser Roman stammt aus der Zeit, in der Menschen sich Gedanken über ihr Verhältnis zu ihren Umwelten machten (1973). Man könnte ihn m.E. sogar in die großen Zukunftsvisionen von "1984" oder "Schöne neue Welt" einreihen - doch ist der Handlungshintergrund ein ganz anderer:
Nicht der Menschheit Schicksal oder Überleben steht auf dem Spiel, sondern das einer intelligenten Spezies auf einem fernen Planeten. Die menschlichen Siedler erkennen die Intelligenz der Xeno-Otter nämlich nicht. Ein Mann steht vor der überwältigenden Aufgabe, sein Wissen um deren Intelligenz zu verdeutlichen. Gelingt es ihm nicht, wird der Planet industrialisiert und in eine drittwertige Industriewelt verwandelt, in der die intelligente Spezies kaum eine Überlebenschance besitzt. Über die Aufnahme des zur Industrialisierung nötigen Kredits entscheidet eine Volksabstimmung.
Interplanetare Geschäftemacher stehen gegen verwurzelte Siedler, die Schönheit des Planeten und die bescheidenen, aber befriedigenden Lebensmöglichkeiten der Menschen gegen Urbanisierung, Industrialisierung und ein Leben in Konsumnotwendigkeit, Abhängigkeit und "geregelter Armut".
Parallelen zur Situation in heutigen "Schwellenländern" drängen sich auf.
Dabei zeichnet der Autor ein Naturgemälde voller Einfühlungsvermögen in eine erdachte Welt, auf einem Planeten, der so viel Schönes und Eigenartiges enthält wie wohl jeder Planet, der entwickeltes Leben tragen könnte. Die Darstellungen reichen bis ins Melancholische, ja Elegische, berühren das Herz und reißen den geneigten Leser mit sich.
Doch am Ende entsteht Hoffnung.
Könnten wir sie in unserer Welt nur nachempfinden!
"Charlies Planet" ist mehr als Science fiction - oder eben Science fiction im eigentlichen, wirklichen Sinne. Nichtkenner des Genres sind oftmals irritiert, wenn sie solche Romane lesen, die gar nicht der Mediendarstellung der SF mit "Stargate" oder "Raumschiff Enterprise" entsprechen.
Ich habe das Buch beim Lesen nicht mehr aus der Hand legen können, zum einen, weil mich die Brisanz des Inhalts faszinierte, zum anderen, weil der Handlungsverlauf so spannend ist und in einer Weise ans Herz geht, dass es vor Hoffen fast zerspringt.