Rezension zu "Verzockte Zukunft" von Gerald Lembke
Inhalt
Wer kennt nicht die Klagen über die heutige Jugend, die sich nicht konzentrieren kann, nicht weiß, was sie will, nur am Smartphone rumhängt etc. etc. Diese Beobachtungen hatte auch Herr Lembke in seiner Tätigkeit als Universitätsprofessor gemacht. Und so war er drauf und dran, einen Verriss auf die heutige Jugend zu schreiben. Doch bei seinen Recherchen dazu wurde ihm bewusst, dass das ja auch alles Ursachen hat, die nicht allein in den Jugendlichen - ja, die nicht einmal vornehmlich in den Jugendlichen - zu suchen und zu finden sind. Und so wurde es ein Buch, das die Defizite in dem, wie unsere Kinder und Jugendlichen aufwachsen, erzogen und gebildet werden, detailliert beleuchtet, versucht, Ursachen aufzudecken und Wege zu zeigen, wie diese beseitigt werden können.
Herr Lembke beginnt mit einer Betrachtung des aktuellen Zustands. Was sind die Probleme? Ist die junge Generation fit für die Zukunft? In welcher Hinsicht ja, in welcher Hinsicht nicht?
Danach beleuchtet Herr Lembke die Institutionen, die die Kinder und Jugendlichen nacheinander und zum Teil parallel durchlaufen, daraufhin, wie sie auf die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen fördernd oder eben auch nicht einwirken. So geht es in einem Kapitel um die Familien, in einem um die Schule, in einem um die Universitäten und in einem um Staat, Wirtschaft und Gesellschaft. Dass er den Ausbildungsbereich außen vor lässt, erklärt Herr Lembke am Anfang des Buches. Spoiler-Anfang: Als Hauptursache arbeitet Herr Lembke unser übersteigertes Streben nach Effizienz, Abrechenbarkeit und Vergleichbarkeit heraus. Spoiler-Ende
Im abschließenden Kapitel schaut sich Herr Lembke diese Bereiche noch einmal daraufhin an, was dort geändert werden kann und muss, um den Kindern und Jugendlichen eine ihnen angemessene Entwicklung zu ermöglichen und eine hilfreiche Bildung zukommen zu lassen.
Subjektive Eindrücke
Ein erschütterndes Buch. Und in der dargestellten Härte lässt es wenig Hoffnung auf Besserung. Mehr Menschlichkeit wäre eine Lösung, aber die wird allerorten eingefordert und eher selten umgesetzt.
Trotzdem habe ich das Buch mit großem Interesse gelesen. Viele der von Herrn Lembke beschriebenen Problemkreise hat sicher jede/r von uns schon beobachten können. Und auch in meinem beruflichen Umfeld sind wir damit konfrontiert. Mögliche Ursachen dafür so pointiert herausgearbeitet zu sehen, was schon sehr erhellend.
Ich hätte mir ein hoffnungsvolleres Ende gewünscht. Aber vielleicht ist gerade dieses Erschrecken nötig, um endlich zu einem gesellschaftlichen Handeln zu finden.
Fazit
Ich hoffe, dass dieses Buch alle aufrüttelt, das, was in ihrem Einflussbereich möglich ist, zu tun, um unseren Kindern und Jugendlichen ein sinnerfülltes Leben zu ermöglichen.
Weitere Rezensionen von mir gibt es unter https://belanahermine.wordpress.com/category/rezension/