Rezension zu "Der Mann aus London" von Georges Simenon
Maloin ist Rangiermeister im Hafenbahnhof in Dieppe, hat Frau und zwei Kinder und lebt eigentlich ein ruhiges, unspektakuläres Leben. Das ändert sich jedoch, als er an einem dunklen Winterabend von seinem Arbeitsplatz aus hoch oben über dem Hafen beobachtet, wie sich zwei Männer um einen verdächtigen Koffer streiten, der eine dem anderen ins Gesicht schlägt und dieser dann mitsamt dem Koffer tot ins Wasser fällt. Maloin zögert kurz, doch dann entschließt er sich nach dem Koffer zu tauchen. Er hat Erfolg und findet ihn mitsamt dem Inhalt von über einer halben Million Francs. Mit irgendwelchen Folgen rechnet er nicht und glaubt auch nicht, dass ihn jemand bei der Bergung beobachtet hat. Als er jedoch auf den Täter trifft, ist er sich dessen nicht mehr sicher. Fortan fühlt er sich verfolgt. Als dann auch noch der Besitzer des gestohlenen Geldes in die Stadt kommt auf der Suche nach dem Dieb und seinem Besitz und der ganze Ort abgeriegelt wird zieht sich die Schlinge um den Dieb und Mörder immer weiter zu und auch Maloin weiß nicht, wie er aus dieser misslichen Lage wieder herauskommen soll📖
Mein erstes Buch von Simenon. Zwar kein Maigret Roman, dennoch äußerst lesenswert wie ich finde. Mein Onkel schickte es mir neulich zu mit wärmster Empfehlung. Gleich zu Beginn wurde man ins Geschehen rund um den Mord geworfen und wie Maloin Zeuge dessen wurde. Simenon fackelte nicht lange. Nach und nach lernte man dann Maloin näher kennen, der tagein tagaus in seiner Glaskabine über dem Hafen arbeitete um seine Familie zu ernähren. Kein gespärchiger Mann, dessen Ehe kriselte, der aber ein gutes Verhältnis zu seiner Tochter pflegte. Ihr schenkte er als erstes etwas mit dem Geld aus dem Koffer. Doch die anfänglichen vielen Möglichkeiten, die Maloin durch den Kopf gingen was er mit dem Geld anfangen könnte, wurden bald ersetzt durch Angst - Angst vor dem Dieb und Mörder und den eventuellen Folgen seiner Geldbergung. Seine Gedanken kreisten nur noch um den Mann, der vermutlich nicht aufgeben würde bis er sein Diebesgut zurückhaben würde.
Auch wenn das Buch am Anfang einen gleich mit der Tat konfrontierte, entwickelte sich die Geschichte danach erstmal eher langsam. Simenon zeichnete aber mit seinen Worten sehr atmosphärisch die Stimmung und den Ort, sodass man sich gleich hineinversetzt fühlte ins winterliche, nebelverhangene Dieppe und das gefiel mir sehr. Als hochspannend würde ich die Geschichte nicht bezeichnen, jedoch wollte man wissen wie es für Maloin und auch dem Täter ausgeht. Ein sehr gelungener, stimmungsvoller Roman, der mir doch sehr gut gefallen hat. (4/5)⭐️🙂