Rezension zu "Silo" von Hugh Howey
Überirdisches Leben scheint schon lange nicht mehr auf der Erde möglich zu sein. Einige hundert oder gar tausend Menschen verbringen in einem unterirdischen Silo ihr kompletten Leben und fügen sich an ihrem Ende in den dortigen Kreislauf als Pflanzendünger ein. Einige Generationen zuvor hatte es einen Aufstand gegeben, der noch im globalen Gedächtnis verankert ist, aber um was genau es dabei ging, wurde aus den Geschichtsdateien gelöscht.
Das höchste Strafmaß, welches in der autarken Gemeinschaft verhängt werden kann, ist die sogenannte „Reinigung“. Der Verurteilte muss von außerhalb die Glaslinse zur Außenwelt reinigen, was er trotz Schutzanzug nicht lange überlebt. Der Blick nach draußen ist dann wieder einige Zeit klarer, doch weiterhin so trostlos wie zuvor: auf eine unwirkliche und lebensfeindliche Welt.
Es gibt klare Hierarchien im Silo. An oberster Spitze steht ein Bürgermeister, der eng mit einem Sheriff als ausführende Gewalt zusammen arbeitet. Doch welche Rolle der Chef der IT spielt, bleibt zunächst im Dunkeln.
Das Silo ist durch ein endlos wirkendes Treppensystem verbunden. Die einzige Fortbewegungsmöglichkeit ist die zu Fuß. So macht sich auch die Bürgermeisterin mit dem Deputy auf den Weg nach ganz unten zu einer jungen Frau, Juliette, die fortan in den Mittelpunkt der Handlung rückt. Nachdem der letzte Sheriff sich zur Reinigung gemeldet hat, soll sie seinen Platz einnehmen. Ihren ersten Fall hat sie dann auch zugleich, denn die Bürgermeisterin überlebt den Wiederaufstieg nicht, da sie vergiftet wird. Juliette macht sich auf die Suche nach Antworten und stößt dabei auch verborgene Geheimnisse, die das Gefüge im Silo völlig auf den Kopf stellen könnten. Doch sie schafft sich damit starke Feinde und bald sitzt sie in der Arrestzelle zu ihrem letzten Weg der „Reinigung“. Das Ende für sie? Oder die Chance zu einem Neubeginn für die Silo-Gemeinschaft? Zunächst einmal bricht erneut ein Aufstand aus...
Ungewöhnlich, dass nicht nur die erste, sondern auch die folgende Hauptperson recht bald ein Ende findet, bevor sich der Roman dann auf die dritte einpendelt. Gleich zu Beginn wird beim Lesen eine recht lineare Erwartungshaltung aufgebaut, die dann so nicht erfüllt wird, zum Glück möchte man sagen, da dadurch der Handlungsverlauf an Spannung gewinnt. Die Geschichte wartet mit einigen Überraschungen auf und auf den über 500 Seiten gibt es so gut wie keine Durststrecke aus meiner Sicht zu verzeichnen. Natürlich könnte man den einen oder anderen logischen Bruch hinterfragen, was aber letztendlich in der Gesamtgewichtung bei mir nicht zu tragen kam.
Ein durchwegs unterhaltsames, spannendes und ungewöhnliches Buch. Der Autor verfügt über eine große Phantasie und muss gar keine futuristischen Neuerfindungen tätigen, sondern kann auf altvertraute Errungenschaften zurückgreifen, nur dass sie eben in einem Silo tief in die Erde hinein vorkommen. Mitunter hat dieser Blick in die Zukunft auch einige eindeutige Rückschritte zu verzeichnen. So muten die Kommunikationsmethoden doch eher archaisch an. Die Heldin ist eine wirkliche Sympathieträgerin, weil sie ihren Grundsätzen auch in aussichtslosen Situationen versucht treu zu bleiben. Wie gesagt, Überraschendes lässt im Roman nie lange auf sich warten und ich zumindest fieberte dem Ende sehr entgegen.
An der Optik des Buches fällt besonders der gelbe Seitenschnitt recht positiv auf.
Fazit: Eine uneingeschränkte Empfehlung von mir.